17.03.2010

Interview: "Ich hätte mir noch mehr Visionen gewünscht“

Eine Plattform sein für Fachkräfte aus der europabezogenen Jugendbildung und neue Impulse liefern – das war das Ziel des Fachforums Europa, das in diesem Jahr in Bonn stattfand. Zusammen kamen wieder einmal Praktiker und Experten aus der formalen und nicht formalen Bildung, aus Politik und Wissenschaft.

Marco Heuer hat sich unter den Teilnehmern umgehört. Ein Interview mit Eugenia Kralyuk, Projektkoordinatorin beim Jugendclub "Impuls" in Merseburg bei Leipzig.

Frau Kralyuk, Impulse für die europabezogene Jugendbildung vor Ort wollte die Fachtagung liefern. Mit welchen Erkenntnissen fahren Sie wieder nach Hause?

Das kann ich jetzt noch gar nicht so genau sagen. Das akademische Niveau der Referenten war sehr gut. Geholfen haben mir vor allem die vielen informellen Kontakte, der Austausch jenseits der Workshops.

Was die wirklich neuen Impulse betrifft, bin ich eher skeptisch. Da war doch viel Alt-Bekanntes dabei. In einer Zeit, in der sich die europapolitische Bildung in einer Krise befindet, hätte ich mir mehr Visionen gewünscht.

Haben sie da konkrete Ideen?

Vielleicht würde schon eine weniger starke Wiederholung der Inhalte helfen. Diejenigen von uns, die schon lange in der europabezogenen Jugendbildung aktiv sind, haben ein großes Interesse an innovativen Modellprojekten. Ein Kollege der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar hat das Projekt "Schulbrücke Europa" vorgestellt. Das hat mich inspiriert.

In Ihrem Jugendclub arbeiten Sie mit Jugendlichen, von denen viele einen Migrationshintergrund haben. Viele kommen aus den post-sowjetischen-Gebieten. Lassen die sich für das Thema Europa begeistern?

Grundsätzlich ist das Interesse an Europa groß. Aber nicht alle unsere Ideen kommen gleichermaßen gut an. Bei Kultur- und Freizeitangeboten brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Eine Exkursion nach Straßburg ist ein Selbstläufer. Mit Europa-Planspielen sind wir ebenfalls erfolgreich.

Schwieriger wird es, wenn wir uns mit echten politischen Inhalten auseinandersetzen wollen. Auch Medienkompetenz zu schulen ist bei unserer Zielgruppe nicht leicht.

Der Jugendclub "Impuls" ist Mitglied im Landesverband "Deutsche Jugend in Europa" und bei JunOST, dem Verband der russischsprachigen Jugendlichen in Deutschland. Ist die Vernetzung wichtig, um in der Europabildung erfolgreich zu sein?

Unser Ziel ist es, die europäischen Werte auch für die Nicht-EU-Staaten zu vermitteln. Wir organisieren viele internationale Projekte mit der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern. Dafür brauchen wir schon eine Menge Know-How. Und das heißt spannende Inhalte, spannende Methoden und hoffentlich eine noch spannendere Fachtagung im nächsten Jahr.

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Mehr Informationen zum Jugendclub "Impuls" in Merseburg gibt es unter http://www.djo-sachsen-anhalt.de/s/03/03_mitglieder_01_02.htm.

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