03.05.2007

Wir besitzen viel Potenzial - Junge Mazedonier auf dem Kölner Jugendevent

Marco Heuer sprach mit Dimitar Cvetkovski (19) aus Bitola und Aleksandar Kirkovski (23) aus Skopje über die Chancen eines gemeinsamen Aktionsplans, Deutschlandbilder und eigene Erwartungen an die Europäische Jugendpolitik.


Dimitar und Aleksandar, Ihr engagiert Euch schon seit Jahren mit Euren Jugendorganisationen für mehr Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche. Was haltet Ihr von den Ergebnissen des Aktionsplans?

Dimitar: Ganz ehrlich: Ich bin sehr zufrieden mit unserem Papier. Es hat Spaß gemacht, mit so vielen Teilnehmern aus ganz unterschiedlichen Ländern nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Wegen der Kürze der Zeit ist das natürlich erstmal nur ein Rohentwurf. Wir bräuchten jetzt noch mal Zeit, um uns die Details vorzunehmen.

Aleksandar: Ja, die Zeit war wirklich ein Problem. Aber dafür können sich die Ergebnisse sehen lassen. Der Aktionsplan ist gut genug, um eine Diskussion in Gang zu setzen.

Was erwartet Ihr jetzt konkret von den Politikern?

Aleksandar: Ich kann nur hoffen, dass sich die Politiker mit unseren Vorschlägen auseinandersetzen. In der Vergangenheit waren allerdings auch schon viele (bessere) Dokumente verabschiedet worden, ohne dass sich in der Praxis etwas verändert hat. Da bin ich skeptisch, dass es ausgerechnet bei uns anders sein soll …

Dimitar:  … und wenn, dann wird es bestimmt lange dauern, bis überhaupt erste Ergebnisse sichtbar werden. Da bin ich bestimmt schon richtig erwachsen (lacht).

Ihr seid beide das erste Mal in Deutschland gewesen. Was ist Euch aufgefallen?

Dimitar: In diesen Tagen hat sich Deutschland bestimmt von seiner besten Seite gezeigt. Was die Organisation und Höflichkeit betrifft, da konnte ich gar nicht genug von bekommen. Wir Mazedonier müssen noch viele Anstrengungen unternehmen, um diese Standards zu erreichen. Aber ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.

Aleksandar: Deutschland ist ein wirklich schönes Land und Köln eine „Superstadt“. Man spürt sofort, dass Deutschland eines der meist entwickelten Länder innerhalb der Europäischen Union ist. Hier gibt es so viele Möglichkeiten. Ich würde gerne wiederkommen.

Ende letzten Jahres hat die Europäische Union zwar das Reformtempo in Mazedonien kritisiert, gleichzeitig aber spürbare Erfolge bei Umstrukturierungen in Politik und Wirtschaft bescheinigt. Was sollten die Deutschen über die südlichste Teilrepublik des ehemaligen Jugoslawien wissen?

Aleksandar: Mit rund 2 Millionen Einwohnern ist Mazedonien sicherlich ein kleines Land, aber bedeutend, was seine Geschichte, Kultur und geostrategische Lage betrifft. Jeder, der unser Land besucht, wird das feststellen können. Gastfreundschaft, wundervolle Landschaften und gutes, billiges Essen sollten Argumente für einen Besuch sein.

Dimitar: Mir ist wichtig, dass auch andere EU-Länder begreifen, dass wir etwas zu bieten haben. Wir besitzen viel Potenzial und eine Menge gut ausgebildeter Arbeitskräfte. Nur brauchen wir auch ein bisschen Geduld. Die Geschichte hat in den Köpfen vieler Menschen ihre Spuren hinterlassen.

In welche Richtung sollte sich die Europäische Jugendpolitik entwickeln?

Aleksandar: Ich würde mir wünschen, dass die Jugendpolitik endlich den Stellenwert bekommt, den sie verdient. Ich hoffe auf klare Prioritäten der Entscheidungsträger. Wir kämen einen großen Schritt weiter, wenn alle bisher erarbeiteten Aktionspläne von Jugendlichen in die Agenda aufgenommen würden.

Dimitar: Ich formuliere es mal anders herum: Jeder Jugendliche in der EU – egal ob Mädchen oder Junge – sollte die Möglichkeit haben, sich gemäß seiner eigenen Vorstellungen und Potenziale zu verwirklichen. Das wäre schon eine ganze Menge, oder?

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