10.04.2017

Wie Handwerk und internationale Jugendarbeit zusammen gehen

Vorstellung des Projekts young workers for romania auf dem 16. DJHTWie kann internationale Jugendarbeit mit bildungsbenachteiligten Jugendlichen zu einem selbstverständlichen Teil der Jugendsozialarbeit werden? Sich während eines Handwerkprojektes zu begegnen, ist der Ansatz des Projektes "young workers for romania" vom aktuellen forum NRW e.V. und VIA Bochum e.V.

Viele der Jugendlichen, mit denen das aktuelle forum NRW und der Verein für Integrative Arbeit (VIA) Bochum zusammenarbeiten, sind noch nie über die Grenzen von Bochum und Herne hinausgekommen. "Young workers for romania" heißt das Projekt, das es sogenannten benachteiligten Jugendlichen ermöglicht durch kurzzeitpädagogische Maßnahmen Schlüsselkompetenzen und soziale Kompetenzen zu stärken.

Das Projekt besteht aus vier Teilprojekten, die jeweils aus Infoveranstaltungen, Vorbereitungsmodulen, einem zweiwöchigen Handwerksprojekt mit Jugendbegegnung und einer Nachbereitungsphase bestehen. Durch die Renovierung eines Kinder- und Jugendclubs in Rumänien, soll die Motivation zur Weiterarbeit und Weiterqualifizierung bei den Jugendlichen angeregt werden, erzählen Markus Sichelschmidt und Katie Dingerdissen-Zittau von VIA Bochum im Interview.

JfE: VIA Bochum setzt sich bereits seit 1978 dafür ein, dass Menschen eine Chance zur persönlichen, beruflichen und kulturellen Entfaltungen haben. Mit wem arbeitet ihr genau zusammen?

Katie Dingerdissen-Zittau: Wir als Verein für integrative Arbeit in Bochum fühlen uns in besonderer Weise benachteiligten Menschen verpflichtet. Wir arbeiten seit nun 39 Jahren daran, die Eigenverantwortlichkeit von Menschen zu stärken, ihnen Mut zu machen, Initiative zu ergreifen. Da geht es vor allem um Orientierung und das Entwickeln von Perspektiven.

Wir arbeiten in diesem Projekt vor allem mit jungen Menschen, die sich in Einrichtungen der Jugendhilfe, in Maßnahmen oder im Ausbildungsbereich der Jugendberufshilfe befinden. Wir sind selbst Träger der offenen Jugendhilfe geworden. Unser Schwerpunkt liegt im Bereich Handwerk, also oft auf jungen Männern, die sehr unterschiedliche Lebenswege hinter sich haben.

Das sind verschiedenste Thematiken, also Probleme mit Straffälligkeit, Schulden, Drogen, aber auch Lernschwächen, Obdachlosigkeit und Behinderungen.

Ziel eurer Arbeit ist es für diese Jugendlichen in der Ausbildung internationale Erfahrung möglich zu machen.

Markus Sichelschmidt: Genau. Die Idee ist, diejenigen Auszubildenden anzusprechen, die sich nicht von selbst trauen würden. Aber nach dem Auslandsaufenthalt sind sie völlig zurecht stolz auf sich, dass sie Probleme gemeistert haben, sich nicht haben frustrieren lassen haben und das ausgehalten haben.

Viele der Azubis, die wir mit in ein von Roma bewohntes Dorf im Südosten Rumäniens mitnehmen, kommen mit einer völlig anderen Einstellung zurück nach Bochum.

Wie das?

Katie Dingerdissen-Zittau: Oft nehmen wir Azubis mit, die drohen, die Ausbildung abzubrechen. Und das überlegen sie sich dann oft noch mal.

Einmal, weil sie vor Ort gesehen haben, dass ihre Situation im Vergleich zu anderen Menschen vielleicht gar nicht so schlimm und ausweglos ist. Zum anderen, weil sie erfahren haben, dass sie außergewöhnliche Dinge leisten können. Und das motiviert sie.

Viele wachsen im Ausland über sich hinaus und merken, dass die warme Dusche morgens nicht selbstverständlich ist.

Sie kooperieren sehr eng mit dem aktuellen forum NRW. Das Projekt wird relativ breit, durch europäische Mittel, Landesmittel und durch die Peter Maffay Stiftung unterstützt. Anders geht es auch kaum, oder?

Katie Dingerdissen-Zittau: Ja. Das Problem ist eine Stelle zu finden, die einem die Möglichkeit bietet, an Geld zu kommen, um ein Projekt ans Laufen zu bringen. Aber auch Mitarbeiter, die bereit sind, an Wochenenden und nach Feierabend zu arbeiten. Die müssen dann die Teilnehmer  oft noch dazu kriegen, Waffeln zu verkaufen oder Autos zu waschen um Spenden zusammenzukriegen – das ist alles sehr viel Einsatz.

(Das Interview führte Lisa Brüßler für JUGEND für Europa)

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Die Projektvorstellung war Teil des europäischen Fachprogramms „Ein soziales und gerechtes Europa für alle jungen Menschen“ auf dem 16. DJHT in Düsseldorf.

Link: Mehr über das Projekt erfahren Sie hier...
Link: Mehr zur Arbeit des aktuellen forum NRW e.V. erfahren Sie hier...
Link: Mehr zur Arbeit von VIA Bochum e.V. erfahren Sie hier...
 

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