08.05.2013

Mobil sein, sich europäisch fühlen – von der persönlichen Dimension der europäischen Bürgerschaft

Dr. Vincenzo Cicchelli, Professor für Human- und Sozialwissenschaften an der Universität René Descartes in Paris, erläuterte auf Building Tomorrow's Europe, welche Rolle Mobilitätserfahrungen für die europäische Identität Jugendlicher in Europa haben.

In einer Impuls-Rede auf dem Fachkongress Building Tomorrow's Europe stellte Prof. Dr. Vincenzo Cicchelli aus Sicht der Sozialwissenschaften die Möglichkeit der Entstehung eines kosmopolitischen Geistes in Europa vor. Die Leitfrage seines Vortrages war, welche Bildung junge Menschen heutzutage brauchen, um zu europäischen BürgerInnen zu werden. Dabei stellte er die Mobilität junger Menschen als entscheidend für die Entwicklung ihrer europäischen Identität in der sich globalisierenden Welt dar.

Cicchelli zeigte sich davon überzeugt, dass Programme wie JUGEND IN AKTION und Erasmus die Mobilität junger Menschen stärken. Während die Globalisierung voranschreite, der Austausch zwischen den verschiedenen Gesellschaften stärker werde und immer mehr Menschen über Grenzen hinweg Kontakt hielten, bliebe allerdings weiterhin unklar, ob Europa identitätsstiftend sein könne. Nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen verstehe sich selbst als kosmopolitisch im traditionellen Sinne, die europäische Identität sei vielmehr als eine Erweiterung des nationalen Zugehörigkeitsgefühls zu verstehen. Offen blieb dabei die Frage, ob eine nationale Identität Vorbedingung für die Entwicklung einer europäischen Identität ist.

Angesichts dieser Fragen sei es entscheidend, den Kosmopolitismus anhand der Erfahrungen junger Menschen zu untersuchen. Es zeige sich, dass junge Menschen unglaublich neugierig seien und neue Lebensweisen und sowie EuropäerInnen aus anderen Ländern kennenlernen möchten. Dass die EU diese Neugier und Initiative junger Menschen mit verschiedenen Jugend-Programmen fördere und Mobilitätserfahrungen somit nicht nur einer kleinen Elite vorbehalten blieben, wertete er als großen Erfolg und wies auf die große Bedeutung dieser Programme für die Zukunft hin.

Durch die Fortsetzung dieser Förderung könne die EU zu einem Raum werden, in dem sich die Talente der jungen Menschen besser entfalten können. Aus Sicht der jungen EuropäerInnen sei die grenzenlose Mobilität einer der wichtigsten Bestandteile von Europa – die Möglichkeit, beim Reisen diverse europäische Kulturen in ihrer Pluralität erleben zu können. Gleichzeitig betonte Cicchelli in diesem Zusammenhang, dass in einer Wissensgesellschaft geographische Mobilität ein entscheidendes Kriterium sei und der Lernmobilität daher große Priorität eingeräumt werden sollte, damit die EU weiter wettbewerbsfähig bleibe.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass alle Mobilitätserfahrungen auch persönliche Lernerfahrungen sind. Cicchelli plädierte dafür, dass die persönliche Dimension der Identifizierung mit Europa und die Bereitschaft der Einzelnen, andere Kulturen zu erfahren und das „Andere“ dann in seine eigene Identität mit einzubeziehen, stets Teil der Auseinandersetzung mit Europa sein sollten.

Building Tomorrow's Europe ist eine Fachkonferenz von JUGEND für Europa und findet vom 7. bis 8. Mai 2013 in Bonn statt. Sie bietet Vorträge, Diskussionen und 28 Workshops von und mit engagierten Menschen aus Praxis, Politik, Wissenschaft und Forschung zu sieben Schwerpunktthemen Europäischer Jugendpolitik und Jugendarbeit.

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