20.06.2012

Aufbruchstimmung: JiVE-Fachkolloqium geht zu Ende

Der Tenor der Teilnehmer ist klar: JiVE und das Fachkolloquium haben die Szene verbreitert, deren Vernetzung gefördert und die Fachdiskussion gestärkt.

"Mit der Initiative JiVE haben wir einen neuen Anlauf zur Verankerung der Internationalen Jugendarbeit als integraler Bestandteil aller Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe gemacht“ schwärmte Niels Meggers, verantwortlich für die JiVE-Initiative bei IJAB, in seiner Schlussrede. Er nannte es einen „Paradigmenwechsel“, dass Internationale Jugendarbeit nicht mehr als „Sonderfall“ von Jugendarbeit betrachtet werde.

Im Rahmen der Umsetzung der EU-Jugendstrategie und der Entwicklungen für eine eigenständige Jugendpolitik gebe es eine große Unterstützung durch das BMFSFJ, das beabsichtige, mit der sechsten JiVE-Teilinitiative die strukturellen und politischen Hindernisse für die Einbeziehung aller Jugendlicher in die Internationale Jugendarbeit deutlicher als bisher zu thematisieren und aktiv zu bekämpfen. Das müsse mit der Revision von Förderstrukturen beginnen und dürfe bei der Zusammenarbeit von Ministerien und Behörden von der Bundes- bis zur kommunalen Ebene nicht aufhören.

Wie eine solche Zusammenarbeit funktionieren könnte, demonstrierten schon mal die 70 Teilnehmer des ersten JiVE-Fachkolloquiums. Ein hohes Problembewusstsein, Differenzierungsfreude und Vernetzungswille zeichneten die Begegnungen und Diskussionen am zweiten Tag aus. In thematischen Arbeitsgruppen wurde das Schwerpunktthema ‚Empowerment’ von allen Seiten abgeklopft. Kritisch wurden pädagogische Konzepte auf versteckten Rassismus, auf Kulturalisierung und ‚falsche Bilder’ hinterfragt. Empowerment durch Internationale Jugendarbeit dürfe nicht heißen, bevormundend, besserwissend und über die Köpfe von Jugendlichen hinweg deren vermeintlichen Interessen zu vertreten. Die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die eigene Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus haben, warnten eindringlich vor schnellen Kategorisierungen und Zuschreibungen. Allerdings könne gerade die Internationale Jugendarbeit neue Kontexte bieten, auch ‚geschützte Räume’, in denen Selbstvergewisserung, Austausch und eine veränderte Wahrnehmung der eigenen und fremden Person möglich sind.

Neben Fragen an Empowerment als Haltung und Habitus wurden auch deren Rahmenbedingungen thematisiert. Kritik äußerten Fachkräfte der Jugendarbeit an den Anforderungen von Politik, Förderprogrammen und Förderprioritäten, die eine Defizitperspektive auf Jugendliche geradezu notwendig machten. Ein diversitätssensibler Ansatz bliebe dabei leicht auf der Strecke.

Kompliziert wird das Thema im Kontext der Jugendsozialarbeit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten vielfach von den Schwierigkeiten, die Wirkungen Internationaler Jugendarbeit überzeugend zu kommunizieren. So liege es häufig an der persönlichen Einsicht des Mitarbeiters bei der Arbeitsagentur, ob ein Jugendlicher eine Freistellung für einen Auslandsaufenthalt bekomme, ob er diesen als Chance für ‚Empowerment’ oder als „Luxus“ werte. Jugendbegegnungen seien „ein Kraftakt für die Jugendsozialarbeit“, sagte ein Teilnehmer. „Alle hier arbeiten mit Leidenschaft, und das ist schön zu sehen. Die Internationale Jugendarbeit ist ein wichtiger Bereich der nicht formalen Bildung, der sich nicht verstecken muss!“

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