12.11.2010
Jugendbegegnung - Bessere Jobchancen mit interkultureller Erfahrung
Eine Jugendbegegnung in Trier macht arbeitslosen schwedischen und deutschen Jugendlichen Lust auf einen Europäischen Freiwilligendienst. Als Teil des Projekts "Neue Perspektiven" wollen der Club Aktiv in Trier und das Kunskapscenter in Götene dauerhaft kooperieren.
So easy hatte sich Samuel, 22, die Kommunikation mit den Deutschen gar nicht vorgestellt. „Die meisten sprechen Englisch“, stellte der junge Mann aus Schweden fest. Und auch sonst verstehe man sich "just by making faces" – also durch die entsprechende Mimik. Fürs erste Beschnuppern reichte das allemal: Die Gruppe junger Erwachsener mit Samuel aus dem Kunskapscenter im schwedischen Götene war zum Antrittsbesuch beim Club Aktiv in Trier.
Dort nehmen Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, an einer Qualifizierung der Agentur für Arbeit teil. Die Schweden stecken in der gleichen Situation: Auch sie sind arbeitslos. Beide Organisationen wollen eine langfristige Partnerschaft aufbauen, um den jungen Leuten in dieser schwierigen Lage eine nicht-formale Lernerfahrung und den Erwerb interkultureller Kompetenzen zu ermöglichen.
Deutsche Eile, schwedische Gelassenheit
Die Jugendbegegnung in Trier war der Auftakt. "Sie soll den Blickwinkel der Jugendlichen über den Alltag hinaus erweitern", erklärte Ulrike Baumann vom Club Aktiv. Das einwöchige Treffen stand unter dem Motto "My personal history – my identity. My national history – my national identity".
In Trier erkundete die Gruppe die historischen Sehenswürdigkeiten, besuchte ein Museum, sprach über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Beispiel in den Bildungssystemen beider Länder. Dabei waren die Jugendlichen häufig als Tandem aktiv: Immer ein Deutscher und ein Schwede bildeten ein Team, das zum Beispiel einen Kurzvortrag zu einem geschichtsträchtigen Ort in Trier vorbereitete. Manche Partnerübungen waren auch recht persönlich, etwa als die Teilnehmer ihr Leben als eine Art Baum aufzeichnen und mit dem Partner besprechen sollten. Was sind meine Wurzeln, wohin will ich wachsen – jeder war aufgefordert, sich solchen Fragen zu stellen.
Insbesondere viele der deutschen Teilnehmer sind ziemlich frustriert von ihrer Situation, schimpfen auf den Berufsvorbereitungskurs, gehen auf Distanz zu Betreuern und Verantwortlichen. Einen klaren Berufswunsch haben alle vor Augen, vom Schreiner bis zum IT-Fachmann für Systemintegration. "Das Problem ist, dass die wenigsten den mühsamen Weg dorthin gehen wollen", sagte Ulrike Baumann vom Club Aktiv. Bei vielen wäre dafür noch einmal ein Praktikum oder ein anderer Schulabschluss nötig.
Projekt "Neue Perspektiven"
Auch ein Auslandsaufenthalt kann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen und ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Berufsleben sein. Sich auf Neues einlassen, in einer anderen Umgebung zurechtkommen, in einer fremden Sprache kommunizieren – all das sind hilfreiche Erfahrungen, die junge Leute zum Beispiel bei einem Europäischen Freiwilligendienst erwerben.
Die Jugendbegegnung war ein erster Schritt, die arbeitslosen jungen Leute dazu zu animieren, eine solche längere interkulturelle Lernerfahrung in Betracht zu ziehen. Der Club Aktiv in Trier und das Kunskapscenter in Götene wollen künftig gegenseitig Freiwillige aufnehmen.
Die Kooperation ist Teil des Projekts "Neue Perspektiven", das verstärkt benachteiligte Jugendliche in das Programm JUGEND IN AKTION einbeziehen soll. Maßnahmen der beruflichen Orientierung sollen mit Angeboten wie dem Europäischen Freiwilligendienst verknüpft werden und so die Persönlichkeitsentwicklung, die Mobilität sowie die Integration der jungen Menschen in das Erwachsenenleben unterstützen. Ulrike Baumann und Magnus Ekblad vom Kunskapscenter haben sich auf einem Partnerkontaktseminar von JUGEND für Europa kennengelernt, bei dem es um dieses neue Projekt ging.
Infos zum Ablauf und zu den Details des Freiwilligendiensts bekamen die jungen Deutschen und Schweden aus erster Hand von Fotograf Attila aus Ungarn, der seit Kurzem einen Europäischen Freiwilligendienst beim Club Aktiv leistet und die Aktivitäten der Jugendlichen während der gesamten Woche im Bild dokumentierte.
An Interesse mangelt es nicht: "Ich könnte mir das gut vorstellen", sagte Stefan, 22. Mit den schwedischen Gästen versteht er sich gut, das Treffen macht ihm Spaß. Auch Aeneas, 21, freute sich schon auf den Gegenbesuch in Schweden – der mittlerweile stattgefunden hat. Gegen einen längeren Aufenthalt im Norden hätte er nichts einzuwenden.
"Ich würde gern Schwedisch lernen", sagte er, "die Sprache klingt schön." Stefan verwies aber auch auf die Schwierigkeit, dass für Arbeitslose strenge Anwesenheitsregeln der Arbeitsagentur gelten. Die Möglichkeit zu einem mehrmonatigen Aufenthalt im Ausland gelte es zunächst mit den Behörden abzuklären.
(Nina Voigt)
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