08.11.2007

"Mach dich schlau!" JUGEND für Europa hilft bei der Planung von Jugendbegegnungen

Für alle, die nicht wissen, wie man eine Begegnung plant oder die nicht allein über einem Antragsformular brüten möchten, bietet das europäische Netzwerk der Nationalagenturen JUGEND IN AKTION realitätsnahe Unterstützung.

Das sieht nach Arbeit aus: Die Wände sind voller Poster, beschrieben mit Planungsrastern, Merkpunkten und Diagrammen. Und einem Baum mit Früchten, Blättern und Insekten. „Hopes and Fears“ steht drüber. In der Mitte eine Pappstadt – grüne Häuser, rosa Fenster. Drumherum sitzt lässig die Gruppe und lauscht. Trainer Nerjus Kriauciunas aus Litauen erklärt gerade, wie sich „active citizenship“ aus einer Jugendbegegnung kitzeln lässt.

Die Arbeitsergebnisse zeigen den Verlauf dieser besonderen Fortbildung: Beim „BiTriMulti Training Course" Ende Oktober in Bonn haben 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun Ländern eine Jugendbegegnung „geübt“. Von den ersten Überlegungen, wie man sich und seine Ideen einem potentiellen Partner präsentieren kann, über die Programmplanung bis zur Antragstellung wurde in trilateralen Arbeitsgruppen eine (fiktive) Begegnung geplant.

Absolute Beginners

Karolina Witek aus Rottenburg-Ergenzingen ist ganz begeistert. Sie kommt vom Jugendbüro des Diasporahauses, angesiedelt bei der örtlichen Hauptschule. Das bietet offene Jugendarbeit, Sozialarbeit, Ganztagsangebote und – Jugendbegnungen. Für die sucht Karolina Partner. Gleich wird es eine Austausch-Runde geben, bei der alle auf dem Teilnehmer-Markt ihre Kooperationswünsche auf die Plakate schreiben können. Sie hofft sie auf Treffer.

Das Jugendbüro hat Erfahrung, Karolina nicht. „Die einschneidenste Erfahrung war vorhin der Workshop zu Active Citizenship“, sagt sie. „Mir war nicht bewusst, welche Entwicklungen in einer Jugendbegegnung ablaufen können.“ Dabei hat sie schon selbst mitgemacht. „Wenn man so etwas weiß, kann man es auch planen und so der Gruppe helfen, ihre Identität innerhalb von zwei Wochen zu finden.“ Das will sie jetzt bald ausprobieren.

Auch Steve Pflögel von der CGE-Soziokulturellen Initiative aus Erfurt ist zufrieden. Man komme mit Gleichgesinnten zusammen, kann Kontakte knüpfen, Erfahrungen austauschen. Letzteres ist ihm als Anfänger besonders wichtig: „Ich habe zwar Erfahrung in Projektarbeit“, sagt er, „aber ich brauche Erfahrungen wie das Antragstellungsverfahren läuft, wo es Probleme in einer Begegnung geben kann, die ich jetzt nicht überblicke. Man hat schnell eine Idee, aber man muss schauen, was ist machbar.“ Seit eineinhalb Jahren gibt es die Erfurter Initiative, die den Demokratisierungsprozess in Serbien, Mazedonien und anderen Balkanregionen unterstützt. Sie hat schon fünf Austauschveranstaltungen organisiert. Steve Pflögel wird sein neues Knowhow gut anbringen können.

Er hält vor allem die interkulturelle Zusammenarbeit für das große Plus dieser Fortbildung. „Man sieht in die Gesichter und überlegt, haben sie mich verstanden? Man kann sich nicht immer so gut ausdrücken, manchmal ist man sich auch uneinig, was ist wichtig, was bedeuten Dinge?“ Auch wenn die Planung einer Begegnung hier nur Spiel sei, müsse man einen gemeinsamen Nenner finden oder einen Kompromiss.

Nicht allein

Zum Glück wird niemand damit allein gelassen. Beraterinnen und Berater aus verschiedenen Nationalagenturen haben inzwischen die Anträge der Arbeitsgruppen geprüft und geben jetzt eine Rückmeldung. Sie erläutern, wo Informationen fehlen, wie man die Hilfestellungen im Antragsformular nutzen kann, wie wichtig die Planung eines detaillierten Programms ist. Schnell wird klar: Gut gemeint ist noch nicht gut hingeschrieben. Es reicht nicht zu beschreiben, was man machen will, man muss auch sagen, wie man es machen will: Raus aus dem Kopf, rauf aufs Papier. „Let us know, that you are aware“, sagt Inge Linne beruhigend zu ihrer kleinen Gruppe, kurz bevor diese über der Frage verzweifeln will, was man denn nun zu dem Punkt „Sicherheit der beteiligten Jugendlichen“ schreiben soll. Aufatmend lernt man, dass beispielsweise Name und Adresse am Anorak doch schon eine gute Idee für den Flug ins Ausland wäre. Klar, das leuchtet ein.

Alle sind froh, unbeschwert von realen Planungssorgen fragen zu können: Wie viele Teamer für wie viele Teilnehmer sind sinnvoll? Was ist eine „Valorisierung“? Diejenigen, die schon Erfahrungen haben, erzählen aus früheren Projekten, von Fehlern und geglückten Ideen. Wer in den Feedbackrunden zum Antrag noch unsicher geblieben ist, dem wird im Anschluss an kleinen Beratungstischen themenweise Hilfe angeboten: vom Youthpass bis zur Budgetaufstellung sollen keine Fragen offen bleiben. „Man kann immer kommen und fragen, wenn man etwas nicht ganz verstanden hat. Oder einfach: Ich habe das noch  nie gemacht, wie geht das?“ erzählt Steve.

Unbezahlbar

Ist das nicht aufwändig, fünf Tage Training? Hat sich das gelohnt? „Auf alle Fälle!“ meint Karolina Witek entschieden. „Man bekommt viele Informationen zum „Verwaltungskram“, aber auch Wissen und Erfahrungen über alle wichtigen Punkte einer Jugendbegegnung, und man kann natürlich Partner finden. Was braucht man, um so ein Training mitmachen zu können? „Offenheit für Neues und andere Kulturen und die Bereitschaft mitzuarbeiten“, sagt Steve. Und Englischkenntnisse, denn das ist hier die Arbeitssprache.

Und was würde man jemandem raten, der gerade anfängt, sich mit dem Gedanken an eine europäische Jugendbegegnung anzufreunden? „Mach dich schlau!” sagt Karolina. „Dann wird man als Erstes feststellen, dass man eine Deadline verpasst hat. Und daraus den Schluss ziehen, dass man mehr Zeit braucht“, lacht sie. Eine Maßnahme zu planen und einen Antrag zu stellen sei viel Arbeit, die könne man leicht unterschätzen. Aha, und lohnt sich das denn? Sie strahlt. „Auf alle Fälle, die Erfahrung, die man in den zwei Wochen einer Begegnung macht, ist unbezahlbar! Das sind Erlebnisse, die bleiben für immer!“

Mehr Fortbildungen zum Thema "JUgendbegegnungen" finden Sie in action online, dem Fortbildungskalender von JUGEND für Europa oder im Europäischen Fortbildungskalender von SALTO.

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