Erasmus+ Jugend: Rekordzahl an Anträgen in Leitaktion 2 – Qualität bleibt entscheidend
Über 350 Projektanträge in der Leitaktion 2 von Erasmus+ Jugend gingen Anfang Oktober bei JUGEND für Europa ein – so viele wie noch nie. Trotz der hohen Zahl der Anträge gilt: Gute Chancen bestehen weiterhin für alle, die die Qualitätsanforderungen erfüllen und den Jugendbereich im Blick behalten. Warum Qualität und Beratung jetzt wichtiger sind denn je, erklärt das Team im Interview.
Anfang Oktober endete die letzte Antragsfrist in Erasmus+ Jugend für das Jahr 2025. Über 350 Anträge habt ihr in der Leitaktion 2 bekommen. Das ist Rekord. Habt ihr mit so vielen Anträgen gerechnet?
Definitiv nein! Wir haben zwar mit vielen Anträgen gerechnet, waren aber überrascht von der hohen Anzahl.
Könnt ihr bereits Tendenzen erkennen, wer Anträge gestellt hat?
Es ist wie in den vergangenen Jahren ein sehr breites und buntes Spektrum.
Wir haben – leider seit Jahren – zu wenig klassische Träger der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit. Dafür bekommen wir aber mehr Anträge von eher neuen Organisationen, die ihren Fokus überwiegend auf die Unterstützung der Inklusion von Menschen im Migrationskontext setzen.
Daneben gibt es die in der Leitaktion 2 auch eher üblichen und teilweise gewerblichen Organisationen, die im Kontext von beruflicher Bildung und Beschäftigungsfähigkeit aktiv sind.
Wir beobachten, dass in dieser Runde viele Organisationen ihr Glück mit einem Antrag im nicht-formalen Jugendbereich bei Erasmus+ versucht haben, vermutlich, weil es in den anderen Bildungssektoren keine zweite Antragsrunde gab.
Bedeutet eine so hohe Anzahl an Anträge jetzt automatisch, dass die Förderchancen schlecht sind?
Bei den Small-scale Partnerships bedeutet es dies auf jeden Fall nicht. Hier werden wir vermutlich wie bisher fast alle Projektanträge fördern können, die eine ausreichende Qualität haben.
Bei den Kooperationspartnerschaften haben wir allerdings eine Sondersituation. Ursprünglich hatten wir für 2025 nur eine Antragsrunde für dieses Format geplant. In dieser ersten Runde haben wir bereits Zweidrittel des Jahresbudgets verausgaben können. Insofern werden die aktuellen Projektanträge vermutlich eine sehr gute Qualität aufweisen müssen, um gefördert zu werden.
Wir schauen jedoch sehr genau hin und prüfen bei allen Anträgen, ob diese in unseren Bereich passen und ob sie die Qualitätsanforderungen erfüllen. Es ist schließlich unsere Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Wenn Sie sich also während der Ausarbeitung Ihres Antrags mit dem Jugendbereich auseinandergesetzt haben. Wenn Sie eventuell sogar unsere Projektskizzenberatung oder eine Nachberatung nach einer ersten Ablehnung genutzt haben, dann haben Sie weiterhin sehr gute Chancen.
Kann der Qualitätsanspruch in der Leitaktion 2 nicht besonders kleinere Träger abschrecken?
Es ist völlig egal, ob Sie ein großer oder kleiner Träger sind. Kleinere Projekte und auch unerfahrene Träger sind immer willkommen.
Im Fokus der Leitaktion 2 steht Ihre eigene Organisationentwicklung und die Frage: Welche Kompetenzen benötigen Sie für die Weiterentwicklung Ihrer Arbeit mit und für junge Menschen? Welche neuen Angebote für ihre Zielgruppe möchten sie ausprobieren?
Sie müssen dabei nicht zwangsläufig innovative Produkte oder Lehrmaterialien entwickeln. Ihre Projekte können z.B. auch Studienreisen, Job-Shadowings oder andere Weiterbildungsmöglichkeiten für die Fachkräfte der Organisationen im Partnerkonsortium umfassen. Wichtiger als die Entwicklung neuer Produkte oder Materialien ist aus unserer Sicht, dass es fachliche Entwicklungsmöglichkeiten und persönlichen Austausch gibt.
Das ist der Vorteil der Pauschalfinanzierung in der Leitaktion 2. Sie stellen uns im Antrag dar, was Sie für ihre Organisationsentwicklung benötigen, und wir prüfen, ob die Pauschalförderung, die sie gewählt haben, passt.
Gleichzeitig prüfen wir, ob die vorgestellten Aktivitäten zu den vorgestellten Zielen ihrer Organisationsentwicklung beitragen und gegebenenfalls einen Zugewinn für die nicht-formale, internationale Jugendarbeit in Europa bedeuten können.
Eine so hohe Anzahl an Projektanträgen geht einher mit einer Menge Arbeit – von der formalen Prüfung bis zur inhaltlichen Bewertung. Wie geht ihr mit der hohen Belastung um?
Die Bearbeitung der Anträge wird natürlich länger dauern, weil wir jedem Antrag fair begegnen wollen. Wir werden die Fördermitteilungen daher voraussichtlich nicht vor Mitte Februar 2026 versenden können.
Wir haben einen Pool von externen Gutachter*innen, die uns bei der Bewertung der Anträge unterstützen. Auch für 2026 suchen wir wieder Gutachter*innen und wir freuen uns über geeignete Bewerbungen aus der Fachwelt.
Wenn Sie uns also unterstützen wollen bei der Sichtung und Bewertung von Anträgen, bewerben Sie sich sehr gerne bis zum 17.11.2025.
Werfen wir noch kurz einen Blick auf das kommende Jahr. Im März steht die nächste Antragsrunde an.
2026 ist wieder vorgesehen, für Kooperationspartnerschaften nur Anfang März Anträge anzunehmen. Damit werden die Förderchancen in dieser ersten Runde 2026 für beide Formate wieder sehr gut sein, falls der Projektantrag eine ausreichende Qualität aufweist.
Von daher haben wir jetzt schon die Bitte: Treten Sie mit uns frühzeitig in den Dialog. Wir investieren unsere Zeit lieber in eine fundierte Vorab-Beratung, statt in die Prüfung von nicht passenden Projektanträgen.
Und falls es mit Ihrem Antrag, den Sie im Oktober 2025 eingereicht haben, nicht geklappt haben sollte: Wenn Ihr Antrag grundsätzlich zu unseren Qualitätsanforderungen passt, dann beantragen Sie das Projekt gerne zur 1. Runde 2026 wieder bei uns.
Wir beraten Sie gerne in der Nachbearbeitung. Sie bekommen von uns immer eine Rückmeldung zum Antrag. In dieser Nachberatung können wir dann gemeinsam erarbeiten, wie Sie mögliche inhaltliche Schwächen konzeptionell verbessern können.
Wir danken euch herzlich für das Gespräch und wünschen allen viel Erfolg in den kommenden Wochen bei der Antragsbearbeitung.
(JUGEND für Europa)
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