JUGEND für Europa zieht positive Bilanz: Treffpunkt 2025 zeigt starke Entwicklung der EU-Programme
Digitale Jahrestagung bringt Projektträger aus Erasmus+ Jugend, dem Europäischen Solidaritätskorps und erstmals auch aus Erasmus+ Sport zusammen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Vorstellung der neuen Programmgeneration Erasmus+ 2028-2034.
Die digitale Jahrestagung „Treffpunkt 2025" von JUGEND für Europa ist erfolgreich zu Ende gegangen. Vom 17. bis 18. September 2025 kamen 110 Teilnehmende von Trägerorganisationen und informellen Gruppen aus den EU-Programmen Erasmus+ Jugend, Erasmus+ Sport und dem Europäischen Solidaritätskorps zusammen, um sich über die Programmumsetzung auszutauschen und gemeinsam die Zukunft der europäischen Jugend- und Sportförderung im Rahmen von Erasmus+ zu reflektieren.
Erasmus+ Jugend: Rekordbudget bei anhaltend hoher Nachfrage
Das Programm Erasmus+ Jugend verzeichnet eine kontinuierlich steigende Nachfrage. Für 2025 stehen in Deutschland Fördermittel in Höhe von 43,2 Millionen Euro zur Verfügung – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren. Trotz des erhöhten Budgets blieb die Bewilligungsquote bei Einzelanträgen niedrig: 2024 wurden nur 28 Prozent der Jugendbegegnungen und 20 Prozent der Fachkräftemobilitäten bewilligt.
Die Ursachen liegen in gestiegenen Fördersätzen, einer wachsenden Zahl akkreditierter Organisationen (derzeit 91 in Deutschland) und dem Wegfall von Mittelverschiebungen zwischen den Aktionen. Der Schwerpunkt liegt weiterhin auf den Themen Inklusion und Vielfalt, Partizipation und digitaler Wandel. Daneben genießen auch Projekte, die die European Youth Work Agenda und den Bonn Process unterstützen, ein besonderes Augenmerk bei der Förderung.
Das Programm erreicht kontinuierlich eine hohe Zahl junger Menschen, wobei etwa 30 Prozent der Teilnehmenden Teilnehmende mit geringeren Chancen sind.
Erasmus+ Sport: Kontinuierliches Wachstum in vielfältigen Sportarten
Das 2023 gestartete Programm Erasmus+ Sport entwickelt sich positiv. Die Antragszahlen steigen kontinuierlich, wobei für 2025 voraussichtlich noch keine vollständige Mittelausschöpfung erwartet wird. Als Hindernis erweist sich die Beschränkung auf einen Antrag mit maximal zehn Teilnehmenden, was etablierte Sportstrukturen latent benachteiligt.
Die Qualität der geförderten Projekte wird als gut bis sehr gut bewertet. Job Shadowings sind deutlich beliebter als Coaching-Einsätze, und Vorbereitungsbesuche werden intensiv genutzt. Das Interesse von Sportvereinen, -verbänden sowie Stadt- und Kreissportbünden wächst stetig. Gefördert werden vielfältige Sportarten, darunter auch weniger etablierte wie Floorball oder Wellenreiten.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorstellung der neuen Programmgeneration Erasmus+ 2028-2034. Die Europäische Kommission hat für das Nachfolgeprogramm einen drastischen Budgetsprung auf 40,8 Milliarden Euro vorgeschlagen – eine Steigerung von 56 Prozent gegenüber der aktuellen Periode (26,2 Mrd. Euro).
Ausblick auf Erasmus+ 2028-2034: Integration des ESK und deutliche Budgeterhöhung
Eine der bedeutendsten Änderungen: Das Europäische Solidaritätskorps soll als eigenständiges Programm aufgelöst und vollständig in Erasmus+ integriert werden. Junge Menschen werden weiterhin die Möglichkeit haben, sich in Freiwilligenprojekten und im Bereich der humanitären Hilfe zu engagieren, künftig jedoch unter dem gemeinsamen Dach von Erasmus+.
Die neue Programmgeneration will gesellschaftliche Herausforderungen noch gezielter angehen und setzt auf mehr Inklusion, stärkere Mobilität, bessere finanzielle Zugänge und weniger Bürokratie. Besonders der Sportbereich soll gestärkt werden – erstmals auch durch die Förderung von europaweiter Mobilität für Athletinnen und Athleten selbst.
Europäisches Solidaritätskorps: Stabile Entwicklung mit innovativen Ansätzen
Das aktuelle Europäische Solidaritätskorps zeigt eine stabile Entwicklung bei Freiwilligenprojekten mit deutlich steigenden Teilnehmerzahlen. Besonders erfreulich ist der konstant hohe Anteil von Teilnehmenden mit geringeren Chancen: 41 Prozent in der ersten Antragsrunde 2025. Bei der Nutzung von „Green Travel" ist allerdings auf Antragsebene ein Rückgang zu verzeichnen.
Innovative Entwicklungen zeigen sich bei den neuen Kurzzeit-Formaten, die zunehmend genutzt werden – insbesondere im Format „Freiwilligenteams“. Diese ermöglichen es jungen Menschen, sich für zwei Wochen bis zwei Monate zu engagieren und erste internationale Erfahrungen zu sammeln.
Ein bemerkenswerter Trend ist der Anstieg bei Solidaritätsprojekten, wobei die optionale Antragsfrist im Mai gut angenommen wird.
Technische Herausforderungen und Ausblick auf 2026
Die Tagung thematisierte auch technische Herausforderungen mit digitalen Tools wie der zentralen Datenbank (PMM), dem Beneficiary Module und der API-Schnittstelle. Diese verzögern teilweise Arbeitsabläufe, werden aber kontinuierlich verbessert.
Für das nächste Jahr kündigte JUGEND für Europa wichtige Neuerungen an: Bei Erasmus+ Jugend wird der Partnerlandanteil auf 20 Prozent reduziert, beim Europäischen Solidaritätskorps können bei Freiwilligenprojekten voraussichtlich nur noch maximal 25 Prozent des Budgets für Freiwillige aus nicht assoziierten Drittstaaten verwendet werden.
Veranstaltungen und Vernetzung
JUGEND für Europa plant für 2026 ein gemeinsames Jugendfestival für Rückkehrer*innen aus dem Europäischen Solidaritätskorps und DiscoverEU. Das Jahrestreffen ESK findet am 18./19. März 2026 in Bonn statt.
Darüber hinaus sind langfristige Fachangebote zu Themen wie Volunteering, Sport in der Jugendarbeit und Partizipation junger Menschen geplant.
Teilnehmerfeedback: Klare Botschaften aus der Praxis
Die Rückmeldungen der 120 Teilnehmenden spiegelten sowohl Lob als auch konkrete Verbesserungswünsche wider. Hinsichtlich der neuen Programmgeneration äußerten sich die Träger besorgt über eine mögliche Benachteiligung der Jugendarbeit: „Meine Sorge ist, dass die Hochschulen eine größere Lobby haben und bei der Mittelverteilung den größten Teil abgreifen", so eine Teilnehmerin.
Kritische Stimmen zur ESK-Integration
Die Integration des Europäischen Solidaritätskorps in Erasmus+ stößt auf gemischte Reaktionen. Während die Budgeterhöhung positiv bewertet wird, herrscht Unsicherheit über die praktischen Auswirkungen: „Wie soll die Integration des ESK in Erasmus+ aussehen und was verändert sich konkret für Antragstellende? Hier gibt es viele Fragezeichen und Sorgen."
Herausforderungen im ESK
Die Träger benannten verschiedene Verbesserungsbedarfe bei der Programmumsetzung, u.a. Unklarheiten zu der GreenTravel-Regelung, zu geringe Sprachförderung und die Unterfinanzierung des Mentorings. „Alle Freiwilligen brauchen einen externen Mentor – Mentoring als fester, bezahlter Bestandteil im Budget verankert werden", forderte ein Träger. Besonders kritisiert wurde die EU Academy als „unübersichtlich, kaum Inhalte, wenig Motivation".
Positive Entwicklungen und Innovationen
Trotz der Kritikpunkte hoben die Teilnehmenden erfolgreiche Formate hervor. Solidaritätsprojekte wurden als „einzigartig für junge Menschen" und „perfekt geeignet für Förderung partizipativer Jugendprojekte" gelobt. Ein begleitetes Projekt gewann sogar den renommierten Dieter-Baacke-Preis 2024.
Zukunftswünsche der Praxis
Bei den inhaltlichen Schwerpunkten forderten die Träger mehr Offenheit für aktive Beteiligung in Projekten, etwa durch „Leerstellen in Aktivitätsplänen" und flexiblere Antragsverfahren. Umwelt- und Klimaschutz müsse expliziter verankert werden, lautete eine weitere, häufig genannte Forderung: „Es ist auffällig, dass das Thema Umwelt, Klimakatastrophe komplett raus zu sein scheint."
Der Treffpunkt 2025 unterstrich die wichtige Rolle der EU-Programme für die Entwicklung europäischer Jugend- und Sportarbeit und bot den Teilnehmenden eine wichtige Plattform für deren konstruktives Feedback zur Weiterentwicklung der Programme.
(JUGEND für Europa)