FOKUS Kompetenz: Fachkräfte qualifizieren und internationale Jugendarbeit in Organisationen nachhaltig verankern

Internationale und europäische Jugendarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Um Fachkräfte auf die Chancen und Herausforderungen transnationaler Zusammenarbeit vorzubereiten, bietet JUGEND für Europa die Weiterbildung FOKUS Kompetenz und eine begleitende Organisationsberatung an.
„Wir haben gelernt, anders zu denken und neue Wege zu gehen“, sagt Valerina Fischer vom Jugendwerk Stadtlohn im Nachgang. Gemeinsam mit Leiterin Eva Vehring und Trainerin Julia Motta berichtet sie, wie bei FOKUS Kompetenz individuelle Kompetenzentwicklung und Organisationsberatung Hand in Hand gehen – und wie daraus mehr Handlungssicherheit für die Praxis entsteht.
Ziel von FOKUS Kompetenz ist es, Fachkräfte in ihrer professionellen Identitätsentwicklung zu stärken. Sie vermittelt ihnen praxisnahes Handwerkszeug und unterstützt sie in ihrer Haltung und Kompetenz für internationale Kontexte.
Weiterbildung und Organisationberatung in einer Hand
Die Weiterbildung, die JUGEND für Europa gemeinsam mit seinen Kooperationspartner*innen anbietet, deckt zentrale Themenfelder der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit ab – von politischer Bildung und Diversität über die Gestaltung von Lernprozessen mit jungen Menschen bis hin zu Fragen der Projektumsetzung und Förderstrukturen.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Reflexion, Feedback und direktem Praxisbezug. Ergänzend dazu können Organisationen, die ihren Mitarbeitenden die Teilnahme an der Weiterbildung ermöglichen, eine prozessbegleitende Beratung nutzen, um internationale Jugendarbeit nachhaltig in ihren Strukturen zu verstetigen.
Wie das Jugendwerk Stadtlohn e.V.. Der freie Träger der Jugendhilfe nutzte das Angebot einer prozessbegleitenden Organisationsberatung, die von Julia Motta, freiberufliche Trainerin, und Elena Weber, Programmreferentin aus der Nationalen Agentur JUGEND für Europa, durchgeführt wurde.
Im folgenden Interview berichten Eva Vehring (Leiterin) und Valerina Fischer (Mitarbeiterin und Teilnehmerin an der Weiterbildung) vom Jugendwerk Stadtlohn sowie Julia Motta als Trainerin der Weiterbildung von ihren Erfahrungen mit der Organisationsberatung.
FOKUS Kompetenz wird 2026/2027 erneut angeboten.
"FOKUS Kompetenz war unfassbar bereichernd für die strukturelle und visionäre Arbeit"
Liebe Eva, liebe Valerina, als ihr das erste Mal von FOKUS Kompetenz gehört habt, was hat euch an der Weiterbildung gereizt?
Valerina Fischer: Für mich war es sehr interessant, dass sich FOKUS Kompetenz neben dem Fachwissen an unsere persönliche- sowie fachliche Haltung gerichtet hat.
Eva Vehring: Genau, das fand ich auch. Der holistische Blick auf die Organisation, in denen die Teilnehmer*innen sich bewegen, ist dann die logische Konsequenz. Das hat mich besonders angesprochen.
Darüber hinaus gefiel mir der Ansatz, eine Weiterbildung zu diesem Thema europäisch anzulegen und die Weiterbildungsblöcke so gut “verstreut” zu organisieren. Bisherige Weiterbildungen waren oft an einem Ort und konzentrierten sich auf die Teilnehmer*innen.
Diese Perspektive ist etwas Neues und kann nur Vorteile mit sich bringen. Daher fand ich das Angebot von FOKUS Kompetenz so ansprechend. Dazu kam der unfassbar günstige Preis für die Teilnehmer*innen.
Julia, aus deiner Sicht als Organisationsberaterin: Was ist der besondere Mehrwert an FOKUS Kompetenz?
Julia Motta: FOKUS Kompetenz hat als Weiterbildung viele konzeptionelle Bausteine, die es in dieser Kombination auf dem Weiterbildungsmarkt – zumindest in unserem Feld – noch nicht gab.
Unsere Weiterbildungseinheiten zu Themen von der jugend- und europapolitischen Einbettung internationaler Jugendarbeit bis hin zu Themen wie Projektmanagement, Antragswesen und Fördermittel deckten die vielfältigen Kompetenzbereiche ab, die Fachkräfte der internationalen Jugendarbeit benötigen.
Neben diesen Modulen haben die begleitenden Konzeptbausteine und Prozesse eine herausragende Rolle gespielt.
Was verstehst du darunter?
Julia Motta: Dazu gehörten als begleitender roter Faden das ETS-Kompetenzmodell für Fachkräfte der internationalen Jugendarbeit sowie ein theoretischer Überbau zur professionellen Identitätsentwicklung.
Alle Teilnehmende haben zudem ein achtes Modul besucht, welches sie gänzlich frei wählen konnten. Das hat dazu geführt, dass sie sich sehr genau damit beschäftigen konnten, was sie noch brauchen und/oder wo sie Wissen und Erfahrungen vertiefen möchten.
Die Trainer*innen haben die persönlichen Lernprozesse anschließend durch 1:1 Mentoring-Prozesse unterstützt. Dadurch konnten wir sowohl auf die individuellen Lernziele und Entwicklungen gut eingehen, wie die Strukturen beleuchten, in denen die Teilnehmenden tätig sind.
Zu guter Letzt haben die Teilnehmenden ein eigenes Praxisprojekt umgesetzt und reflektiert, um das Gelernte zu festigen und Neues auszuprobieren.
Und vor allem war die angebotene Organisationsberatung etwas Besonderes – dass also Organisationen, deren Mitarbeiter*innen an der Weiterbildung teilnehmen, sich begleiten lassen können, um diese Kompetenzerweiterung inhaltlich und strukturell gewinnbringend zu nutzen.
Eva und Valerina, warum habt ihr euch entschlossen, diese Organisationsberatung in Anspruch zu nehmen?
Eva Vehring: Ich persönlich finde es generell gut, die eigene Organisation ständig zu überprüfen und weiterzuentwickeln. So können wir uns immer wieder hinterfragen, blinde Flecken sehen und Dinge neu angehen. Stillstand ist Rückschritt, heißt es ja so schön. Und das ist nicht der Anspruch des Jugendwerks Stadtlohn.
Valerina Fischer: Die Organisationsberatung habe ich als Chance gesehen, dass wir gemeinsam als Team intensiv an den Zielen arbeiten können, die wir uns für die internationale- und europäische Jugendarbeit gesetzt haben.
Wir wollten immer schon dem Thema noch mehr Wertigkeit geben und die internationale- und europäische Jugendarbeit weiterentwickeln.
Mithilfe der Organisationsberatung durch Julia und Elena haben wir einen realistischen Blick auf unsere Möglichkeiten bekommen. Außerdem haben wir gute, neue Denkanstöße bekommen und neue Ideen entwickelt im Umgang mit bestimmten Situationen, in denen wir zum Beispiel an Grenzen stoßen.
Julia und Elena haben uns ermutigt, einfach mal anders zu denken oder an anderen „Stellschrauben zu drehen”. Sie waren tolle Ansprechpartnerinnen mit einer für uns sehr wertvollen Expertise.
Julia, was denkst du: Wie hat das Jugendwerk Stadtlohn von eurer Organisationsberatung profitiert?
Julia Motta: Im Konzept von FOKUS Kompetenz hatten wir von Anfang an angedacht, dass eine so lange Weiterbildung die Offenheit von Arbeitgeber*innen braucht, ihre Fachkraft freizustellen und die Strukturen flexibel genug zu halten, damit die neuen Kompetenzen angewendet werden können.
Hierbei wollten wir unterstützen, was aus meiner Sicht in allen Fällen gut gelungen ist, auch wenn es sehr unterschiedliche Prozesse waren.
Beim Jugendwerk Stadtlohn war vom ersten Treffen an viel Energie und Lust vorhanden, sich mit den eigenen Vorhaben und Strukturen zu beschäftigen.
Das Profitieren fing mit dem Sortieren an: es gab Erfahrungen aus der Vergangenheit, eine feste Projektpartnerschaft mit Italien, viele Projektideen, den Glauben an den Wert internationaler Begegnungsprojekte, die Motivation von Mitarbeiter*innen…
Wir konnten dabei unterstützen, diese Grundlagen sichtbar zu machen. Aus diesen Grundlagen sind Zielsetzungen mit realistischen Zeitplänen vor dem Hintergrund der personellen Situation geworden.
So hat das Jugendwerk von den regelmäßigen Treffen profitiert, bei denen die nächsten To-dos entwickelt und größere Ideen in kleine Schritte unterteilt wurden. Die Schritte konnten angegangen und bei nächsten Treffen weiterentwickelt werden.
Das heißt, die Organisationsberatung war in vielerlei Hinsicht eine Strukturierungshilfe, die ergänzt wurde durch Impulse aus der Praxis und aus unseren Erfahrungen.
Eine wesentliche Gelingensbedingung war hierbei die Haltung von Eva als Leiterin, die den Mehrwert von Projekten internationaler Jugendarbeit sieht und ihren Mitarbeiter*innen unglaublich viel Wertschätzung und Vertrauen entgegenbringt, so dass Neues entwickelt und angegangen werden kann.
Der Erfolg lag also vor allem an der offenen Haltung, die die Leitung und Kolleg*innen des Jugendwerkes dem Prozess entgegengebracht haben!
Eva, du hast gesagt, dass euer Anspruch als Organisation sei, euch weiterzuentwickeln. Nun sind die Aufgaben eures Vereins vielfältig: warum liegt dir als Leiterin die Internationale Jugendarbeit so am Herzen? Schließlich hast du für FOKUS Kompetenz nicht nur über anderthalb Jahre eine Mitarbeiterin für die Zeiten der Weiterbildung freigestellt, sondern auch Zeit in den Prozess der Organisationsberatung investiert.
Eva Vehring: Hier kommt meine persönliche Erfahrung ins Spiel: von meinen Auslandsaufenthalten, meinem Studienschwerpunkt im Master und der Erfahrung aus dem beruflichen Kontext weiß ich, wie wichtig und wegweisend internationale Erfahrungen und Begegnungen sein können.
Die “eigene Bubble” mal zu verlassen, über sich hinauswachsen, den Horizont erweitern – wie auch immer wir es nennen möchten – das alles sind Impulse, die einen für das Leben prägen können. Solche Erfahrungen möchte ich Kindern und Jugendlichen über das Jugendwerk ermöglichen. Gerade Europa birgt so viel Möglichkeiten, die sie wahrnehmen können. Vielen ist dies jedoch nicht bekannt.
Darüber hinaus weiß ich, wie sehr Valerina als Mitarbeiterin des Jugendwerks für “Begegnung schaffen” brennt. Wie sie dies authentisch und leidenschaftlich an Kinder und Jugendliche weitergibt und wie sie Menschen für diese Momente begeistern kann. Valerina geht immer offen an neue Herausforderungen und ist bereit, ihr eigenes professionelles Handeln zu reflektieren und dies auf die Organisation des Jugendwerks zu übertragen.
Die Kombination aus diesen Punkten war für mich als Leiterin des Jugendwerks der Antrieb, um die internationale Jugendarbeit fest zu implementieren.
Valerina, was hast du an konkreten Dingen (Wissen, Kompetenzen) für deine Arbeitspraxis mitgenommen, um dein Herzensthema „Begegnungen schaffen“ weiterentwickeln zu können?
Valerina Fischer: Ich habe vor allem noch einmal mehr verstanden, dass wir als Fachkräfte der internationalen- und europäischen Jugendarbeit die Möglichkeit bekommen, Räume für junge Menschen zu schaffen, in denen echte Teilhabe stattfindet und somit ein riesiges Potential zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung eröffnet wird.
Außerdem hat sich vor allem durch unseren Besuch im Europaparlament mein persönliches „Europagefühl“ gestärkt und ich sehe es als zentrale Aufgabe, dieses Gefühl an Jugendliche zu vermitteln und sie zu ermutigen, Europa aktiv mitzugestalten.
Ich habe Methoden kennengelernt, mit denen ich die Theorien von Teilhabe, diversitätssensibler Arbeit, Europagefühl, Netzwerkarbeit, Programmgestaltung usw. konkret in meine praktische Arbeit im Jugendwerk umsetzen kann.
Auch wenn der Prozess noch nicht abgeschlossen ist: Was habt ihr erreicht und welche Schritte haben sich während des Beratungsprozesses ergeben?
Eva Vehring: Ich finde es sehr bereichernd, dem Punkt Internationalität in der Jugendarbeit bei uns einen Schwerpunkt zu geben. Wir machen schon recht viel, ist mir aufgefallen. Sich aus dem Alltag herauszuholen, zu reflektieren und vor allem zu visualisieren, was man alles schon macht, ist eine irre Sache, die im Prozess stattgefunden hat.
Von Elena und Julia dabei hinterfragt zu werden, war einfach nur unfassbar bereichernd für die strukturelle und visionäre Arbeit im Jugendwerk. Der Schritt auf Schule anders zu zugehen, hätte sich vermutlich ohne diese Beratung nie ergeben. Ebenso wären wir vermutlich stecken geblieben in unserem Prozess für “Entdecke den Osten” und hätten dort nicht umgedacht und uns auf unsere Kernziele konzentriert.
Gibt es zum Abschluss noch weitere Erkenntnisse, die ihr uns aus den Erfahrungen als Feedback mit FOKUS Kompetenz mitteilen wollt? Was könnt ihr anderen Jugendorganisationen mit auf den Weg geben?
Eva Vehring: Ich finde die Weiterbildung nach wie vor spitze, besonders zu den finanziellen Konditionen. So können auch kleine Einrichtungen, wie wir es sind, sich eine so tiefgehende und langfristige Weiterbildung für Mitarbeiter*innen leisten. Die Werbung auf Facebook hat uns damals aus irgendeinem Grund erreicht. Ob das jetzt wieder so wäre, weiß ich gar nicht. Facebook nutzen wir mittlerweile gar nicht so viel.
Anderen Organisationen würde ich mit auf den Weg geben: Einfach ausprobieren und machen. Der Weg ist das Ziel. Den Mut haben, Dinge anzupacken und umzusetzen.
Manchmal können kleine Dinge schon den Weg bereiten so wie wir einfach das Konzept “Entdecke den Osten” überdacht haben. Auch wir als wirklich kleine Einrichtungen können Jugendlichen die Möglichkeit bieten, internationale Erfahrungen zu machen.
Das hätte ich vermutlich ohne diese Weiterbildung und Valerinas kontinuierlichen Input sowie der Organisationsberatung nicht so sehen können.
Valerina Fischer: Ich kann anderen Organisationen nur mit auf dem Weg geben, sich mit dem Thema internationale und europäische Jugendarbeit auseinanderzusetzen.
Wir haben eine einzigartige Möglichkeit Jugendlichen einen Raum zu schaffen, indem sie lernen können, sich selbst als Europäer*innen zu fühlen und wo sie Solidarität, Freundschaft und Zusammenhalt erleben können. Ich glaube, dass das einen sehr wertvollen Einfluss auf jede*n individuell und am Ende auf unsere Gesellschaft hat.
Auch wer mal an Grenzen stößt, sollte nicht aufgeben. Manchmal ist die Zeit einfach noch nicht reif, manchmal lösen sich Probleme von allein. Am Ende zählt, das Ganze mit Leidenschaft und Herzblut zu machen.
Wir müssen uns zwar viel Zeit nehmen, wenn wir uns mit internationaler und europäischer Jugendarbeit auseinandersetzen wollen (vielleicht auch mehr als wir denken), aber es lohnt sich auf jeden Fall!
(JUGEND für Europa)