Erasmus+ 2028–2034: Neue Chancen für Jugend und Sport in Europa
Zusammen mit dem vieldiskutierten Entwurf für den künftigen Mittelfristigen Finanzrahmen (MFR) hat die Europäische Kommission am 16.07.2025 auch einen ersten Vorschlag für das Erasmus+ Nachfolgeprogramm von 2028 bis 2034 vorgestellt.
Ziel ist es, junge Menschen und Fachkräfte in Bildung, Jugendarbeit und Sport stärker zu unterstützen – und so vor allem die europäische Gemeinschaft, Solidarität und demokratische Teilhabe zu fördern.
Das Originaldokument des Vorschlags finden Sie hier auf den Seiten der EU-Kommission.
Budgetsprung auf 40,8 Mrd €
Mit +56 % gegenüber 2021-2027 (26,2 Mrd €) strebt die EU-Kommission eine deutliche Steigerung der Fördermöglichkeiten an.
Allgemeine Ziele
Im Einklang mit den politischen Leitlinien des MFR soll Erasmus+ 2028–2034 zur Entwicklung einer hochqualifizierten, inklusiven, engagierten und resilienten europäischen Gesellschaft beitragen – durch Bildung, Ausbildung, Jugendprojekte, Freiwilligen- und Solidaritätsaktivitäten sowie Maßnahmen im Sportbereich.
Die Herausforderungen: Was Erasmus+ konkret angehen will
Die neue Programmgeneration will nicht nur fördern, sondern auch gesellschaftliche Probleme aktiv angehen.
Das neue Erasmus+ Programm setzt gezielt auf:
- Mehr Inklusion: durch Unterstützung für benachteiligte Gruppen und barrierefreie Angebote
- Stärkere Mobilität: für Jugendliche, Fachkräfte und Sportler*innen
- Bessere finanzielle Zugänge: etwa durch Zuschüsse und vereinfachte Anträge
- Mehr Vernetzung: durch europäische Partnerschaften und Wissensaustausch
- Klare Werte: Erasmus+ steht für Teilhabe, Solidarität und Chancengleichheit in ganz Europa
Das Europäische Solidaritätskorps wird Bestandteil von Erasmus+
Auch in Zukunft wird Erasmus+ jungen Menschen europaweite europaweite Lernmobilität und Freiwilligentätigkeiten ermöglichen – etwa durch Jugendbegegnungen, DiscoverEU, Freiwilligendienste oder Projekte zur Jugendbeteiligung. Das ESK (Budget 2021-2027: 1,009 Mrd. Euro) soll als eigenständiges Programm aufgelöst und in Erasmus+ integriert werden. Weiterhin sollen junge Menschen damit die Chance haben, sich in Freiwilligenprojekten und im Bereich der humanitären Hilfe zu engagieren.
Sport als Werkzeug für Teilhabe und Gemeinsinn
Sport hat großes Potenzial, Menschen zu verbinden und Inklusion zu stärken. Deshalb will Erasmus+ den Sportbereich stärken – insbesondere im Breitensport. Gefördert werden soll künftig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Fachkräften und - das ist neu - auch die europäische Mobilität von Athlet*innen selbst.
Vielfalt leben, Hürden abbauen
Es bleibt natürlich ein zentrales Anliegen auch des neuen Programms, niemanden auszuschließen. Der Fokus liegt besonders auf jungen Menschen mit geringeren Chancen. Erasmus+ soll für alle zugänglich sein – unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung, Einkommen oder körperlichen Einschränkungen. Dazu gehören barrierefreie Angebote, finanzielle Hilfen und gezielte Maßnahmen für benachteiligte Gruppen. Ziel ist es, internationale Erfahrungen für alle zugänglich zu machen – und gleichzeitig Kompetenzen zu fördern, die im Leben und für die Berufswahl zählen.
Weniger Bürokratie, mehr Wirkung
Das Programm wird im Management, vor allem aber für Antragstellende, vereinfacht. Gleichzeitig wird die Verbindung zu wichtigen EU-Strategien, wie der Europäischen Jugendstrategie oder der Europäischen Jugendarbeitsagenda oder dem EU-Arbeitsplan für Sport, ausgebaut. Ziel: Synergien nutzen und Wirkung erhöhen.
In die Überlegungen zur nächsten Programmgeneration sind auch die Ergebnisse aus den Evaluationen der Vorläufer- und der gegenwärtigen Programme mit eingeflossen.
Diese Evaluierungen zeigen:
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Erasmus+ und das Europäische Solidaritätskorps sind in allen Wirkungsbereichen, ob bildungs- oder berufsbezogen, nicht-formal und informell, bei persönlichen Qualifikationen, Teilhabe, bürgerschaftlichem Engagement, äußerst erfolgreiche Programme.
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Erasmus+ und das ESK erzeugen deutlich mehr Wirkung, als Einzelinitiativen der Mitgliedstaaten erreichen könnten.
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In vielen Mitgliedsländern würden ohne Erasmus+ oder das Europäische Solidaritätskorps grenzüberschreitende Aktivitäten und Projekte nahezu vollständig wegfallen, besonders im Jugend- und Sportbereich.
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Der Anteil von Teilnehmenden mit weniger Chancen stieg von ca. 10 % (2014–2020) auf 15 % im Jahr 2023.Im Jugendbereich lag der Anteil zuletzt sogar bei über 25%.
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Es bestehen weiterhin Zugangsbarrieren für benachteiligte Gruppen – diese müssen gezielter als bisher bekämpft werden.
Ihre Rolle als Fachkraft
Für ehren- und hauptamtliche Fachkräfte der Jugendarbeit und des Sports soll auch die nächste Programmgeneration echte Mehrwerte bieten: Internationale Partnerschaften sollen einfacher als bisher aufgebaut und realisiert werden, neue Projektideen umgesetzt und die Beteiligten sich selbst fachlich weiterentwickeln. Es ist eine Gelegenheit, die Qualität der eigenen Arbeit zu verbessern – und gleichzeitig zur Gestaltung eines inklusiven, solidarischen Europas beizutragen.
Die neue Erasmus+ Programmgeneration 2028–2034 erkennt die Europäische Jugendarbeitsagenda als politisches Leitdokument an und stellt klare operative Bezüge her:
- Erasmus + ist gefordert, zur Umsetzung der Agenda finanziell, strukturell und strategisch beizutragen.
- Auch die neue Programmgeneration dient der Qualitätssicherung der Jugendarbeit in Europa.
- Die Verordnung unterstreicht die Rolle der Jugendarbeit bei der Förderung von Partizipation, Inklusion und Empowerment junger Menschen.
Erasmus+ ist für die Europäische Kommission ein strategisches Instrument, das Bildung, Werte, Teilhabe und europäische Integration konkret und wirksam fördert. Es wirkt über sektorale Grenzen hinweg, bringt EU-Politik direkt zu den Menschen und stärkt langfristig den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Wettbewerbsfähigkeit Europas.
Wie es jetzt weitergeht
Der vorliegende Vorschlag der EU-Kommission muss bis Herbst 2027 von Parlament und Rat verabschiedet werden.
Die nächsten Meilensteine auf diesem Weg:
- Verhandlungen im Rat starten im September unter der aktuellen Dänischen Ratspräsidentschaft,
-> Ziel: Partielle Allgemeine Ausrichtung beim Bildungsministerrat am 27. November; - Interne Verhandlungen im Europäischen Parlament starten parallel,
-> weitere technische Verhandlungen unter der Zypriotischen Präsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2026 (z. B. Erwägungsgründe); - Der Trilog beginnt nach Abschluss der Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 unter der Irischen Ratspräsidentschaft,
-> Finalisierung voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2027 unter der Griechischen Ratspräsidentschaft;
Während des gesamten Zeitraums wird es parallel laufende Verhandlungen zum MFR (erst Rat und Parlament getrennt, später Triloge) geben. Der Abschluss der Verhandlungen und die finale Verabschiedung der Programmgeneration 2028-2024 wird voraussichtlich erst Ende 2027 erfolgen.
Der Nationale Beirat des BMBFSFJ zu den Programmen Erasmus+ Jugend und das Europäische Solidaritätskorps wird sich auf seinen Sitzungen Ende Juli und im September ausführlich mit dem Vorschlag der Europäischen Kommission beschäftigen und das BMBFSFJ damit in den kommenden Programmverhandlungen unterstützen.
Diskutieren Sie mit
Auf dem (digitalen) Treffpunkt.2025 am 17./18. September 2025 bietet JUGEND für Europa neben dem Blick auf die aktuellen Prioritäten und Projekte eine Gelegenheit, sich über den Programmvorschlag zu informieren, Feedback dazu zu geben und einen Ausblick auf die nächsten Schritte durch das BMBFSFJ zu erhalten.
Den Link zum Anmeldeformular und weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: www.jugendfuereuropa.de/veranstaltungen/treffpunkt2025/
Anmeldungen zum Treffpunkt.2025 sind noch bis zum 10. August 2025 möglich. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!
(JUGEND für Europa)