27.10.2023

Die Lerndimension bei DiscoverEU: Wenn sich der Kreis schließt

SharepicErst der "Learning Cycle" macht's möglich: DiscoverEU bietet einen niedrigschwelligen Rahmen für informelles Lernen in Erasmus+. Wir sprachen darüber mit unseren Kolleginnen Nora Heising und Christina Schmitz. Beide arbeiten bei JUGEND für Europa und betreuen die Umsetzung von DiscoverEU in Deutschland.

Mit der Einführung von DiscoverEU als Teil des Programms Erasmus+ gab es intensive Diskussionen darüber, wie man ein Reiseangebot an junge Menschen mit einer attraktiven Bildungsdimension verbinden könne. Was hat sich hier getan?

Mit der Einbindung von DiscoverEU in Erasmus+ wurde das Angebot um eine neue Dimension, den sogenannte Learning Cycle, erweitert. Dieser Learning Cycle ist ein - freiwilliges - pädagogisches Begleitprogramm, das offen ist für alle Teilnehmenden an DiscoverEU.

Es besteht seit diesem Jahr aus drei Formaten: online Pre-departure Meetings zur Vorbereitung, Meet-ups als physische Treffen mit Reisenden aus ganz Europa und Post-travel Meetings zur Nachbereitung der Reise. Dadurch erreichen wir die Teilnehmenden in allen Phasen ihrer Reise und machen ihnen Angebote zum Lernen, sich Vernetzen und zum Reflektieren von Erfahrungen.

Darüber hinaus wurden umfangreiche Informationsmaterialien erstellt, die den Teilnehmenden die Vorbereitung  erleichtern und ihnen Anregungen mitgeben, Europa in seiner Vielfalt zu entdecken und mehr als nur die touristischen Highlights mitzunehmen.

Was konkret bedeutet also „Lernen“ im Rahmen von DiscoverEU?

Wie auch bei den anderen Förderformaten von Erasmus+ stehen das non-formale und informelle Lernen bei DiscoverEU im Vordergrund. Eine Reise mit dem Zug durch Europa bietet vielfältige Lernerfahrungen: von der Kommunikation in einer anderen Sprache über Organisationsfähigkeit bis zum Umgang mit Stresssituationen und Unbekanntem.

Viele der 18-Jährigen reisen zum ersten Mal alleine. Ergänzt wird die Reiseerfahrung durch den Learning Cycle, bei dem interkulturelles Lernen im Vordergrund steht. In den Veranstaltungen werden die Teilnehmenden dazu angeregt sich mit ihrer Identität als Europäer*in auseinanderzusetzen und werden auf interkulturelle Begegnungen vorbereitet.

Workshops während der Meet-ups greifen die horizontalen Programmprioritäten von Erasmus+ auf, wie politische Partizipation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder Diversität. Nach Abschluss ihrer Reise können die jungen Menschen zusätzliche Kompetenzen als DiscoverEU-Ambassador erlernen. Außerdem informieren wir die Reisenden über weitere Fördermöglichkeiten in den Programmen Erasmus+ und dem Europäischen Solidaritätskorps.

Wer unterstützt JUGEND für Europa bei der Umsetzung?

JUGEND für Europa setzt die Bestandteile des Learning Cycles gemeinsam mit AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. und InterCultur um. Beide Organisationen haben langjährige Erfahrungen in interkulturellen Trainings für junge Erwachsene im nationalen und internationalen Kontext.

Gibt es schon Rückmeldungen der Teilnehmer*innen? Wie gut kommt das Angebot an?

Die bisherigen Rückmeldungen zu allen Formaten im Learning Cycle sind sehr positiv. Die Teilnehmenden der Pre-departure Meetings melden beispielsweise zurück, dass ihnen die praktischen Tipps für die Planung der Reise sehr weitergeholfen haben und viele nutzen die Gelegenheit auch, um sich mit anderen Reisenden zu vernetzten und möglicherweise sogar Reisebuddies zu finden.

Viele Teilnehmende der Meet-ups berichten, dass sie ihre Reiseroute extra so anpassen, damit sie an einem bestimmten Meet-up teilnehmen können, weil sie ein großes Interesse an dem thematischen Schwerpunkt haben oder ganz bewusst Reisende aus anderen Ländern treffen möchten. Hier funktioniert die europäische Idee hervorragend, das ist immer wieder sehr bereichernd!

Wieviele junge Menschen aus Deutschland können pro Jahr an DiscoverEU teilnehmen? Wird es perspektivisch mehr Tickets geben?

Im Rahmen des sogenannten General Calls, das ist die europaweite Bewerbungsphase, erhalten 18-Jährige aus Deutschland pro Jahr bis zu 12.000 Tickets, die in zwei Runden (eine im Frühjahr und eine im Herbst) vergeben werden. Diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren bereits deutlich gestiegen.

Welche Pläne gibt es für die Weiterentwicklung?

Der Learning Cycle wird stetig weiterentwickelt und sowohl methodisch als auch inhaltlich an die Bedarfe der Teilnehmenden angepasst. Neu seit diesem Jahr sind die Post-travel Meetings, bei denen die Teilnehmenden nach ihrem Reise-Trip zusammen kommen um ihre Erfahrungen und Erlebnisse gemeinsam  zu reflektieren.

Außerdem arbeiten wir intensiv daran, wie wir die jungen Menschen im Anschluss an DiscoverEU für weitere Aktivitäten mit Erasmus+ und im Europäischen Solidaritätskorps gewinnen können. Dabei geht es vor allem um Solidaritätsprojekte, Freiwilligendienste oder Jugendbegegnungen als Follow-up. Denn erst so schließt sich der Kreis, wenn Erfahrungen über Reflektion und Erkenntnis zu weiteren Aktivitäten führen.

Nora und Christina, wir bedanken uns herzlich für das Interview!

(JUGEND für Europa)