25.11.2021

comeback 2021: Zum Zusammenwachsen beitragen

Teilnehmende des comeback 2021Beim comeback tauschen sich jedes Jahr junge Menschen nach der Rückkehr aus ihrem Freiwilligendienst im Europäischen Solidaritätskorps (ESK) aus. In diesem Jahr kamen rund 160 junge Menschen digital zusammen, um einen Tag lang Möglichkeiten für ihr zukünftiges Engagement auszuloten – und um in gemeinsamen Erinnerungen an die Zeit zu schwelgen.

156 Zoom-Kacheln mit Bildern ploppen auf, im Hintergrund läuft die Songzeile „Welcome back“, über 300 Hände winken, als Moderatorin Sabrina Apitz am 20. November 2021 das comeback 2021 virtuell eröffnet. Eine Wortwolke mit den unterschiedlichen Orten in Deutschland und Europa, an denen die Freiwilligen derzeit zuhause sind, erscheint: Freiburg, Heidelberg, Berlin, Stuttgart aber auch Oslo, Neapel und Maastricht stehen dort geschrieben.

Auch bei den Einsatzländern zeigt sich die ganze europäische Bandbreite, auch wenn die meisten der ESK-Dienste in 2020 und 2021 etwas anders als geplant verliefen: Homeoffice, rein virtuelle Trainings, Lockdowns und Motivationstiefs gehörten für viele Freiwillige ebenso dazu, wie kreative Wege damit umzugehen, die eigene Arbeitszeiten selbst zu bestimmen und begehrte Touristenziele einmal menschenleer zu erleben.

Darüber, dass trotz der Pandemie so viele junge Menschen als Freiwillige im ESK unterwegs waren, freute sich auch Manfred von Hebel (Stellvertretender von Leiter JUGEND für Europa): „Ihr tragt mit eurem Einsatz dazu bei, dass die Europäische Union weiter zusammenwachsen kann. Die Projekte, in denen ihr aktiv wart, stehen für Solidarität und Engagement, auch wenn das im Alltag vielleicht nicht jeden Tag ein Thema war“, sagte er. Migration und Flucht, Nationalismus, Rechtsextremismus und Spaltung – die Herausforderungen in der EU seien groß. „Wir freuen uns daher, wenn ihr euch weiter engagiert und etwas aus euren Erfahrungen macht“, betonte von Hebel.

„Eine komplett andere Welt“

Für einige lag ihr Freiwilligendienst erst ein paar Wochen zurück, andere waren bereits einige Monate zurück in Deutschland. Ein Großteil der Freiwilligen ging für zehn Monate ins Ausland. In den Ländergruppen ging es um die Höhen und Tiefen während der Auslandserfahrung, darum, welche Erinnerungen und Erkenntnisse bleiben und was zurückgelassen werden kann.

In der Gruppe “Bulgarien/Georgien/Griechenland/Kroatien/Tunesien/Zypern“ erzählte die 19-jährige Frieda von ihrem sechsmonatigen Dienst in einem bulgarischen Dorf, in dem sie im Museum, dem Gemeindezentrum, der Schule und dem Permakulturgarten aushalf: „Mein Einsatz hatte positive und negative Seiten, aber insgesamt war es eine einzigartige Erfahrungen und ich wusste ziemlich bald nach meiner Rückkehr, dass ich noch für ein halbes Jahr einen Au-Pair-Einsatz in der Schweiz machen will“, erzählt sie.

Philipp (20), der nun in Amsterdam studiert, arbeitete für neun Monate in einem Jugendzentrum in Georgien mit. „Das war eine komplett andere Welt und eine richtige Umstellung, jetzt wieder zurück zu sein“, erinnert er sich. Wenn er zwei Gegenstände auswählen müsse, die für seinen Einsatz im ESK stehen, wären es ein Corona-Test und eine Schachfigur: „Beide haben meinen Dienst dort sehr geprägt“, sagt er und hält sie in die Kamera.

Schwierigkeiten mit dem Eingewöhnen in die alte Heimat hat Leonie (20) aus Ludwigsburg: „Ich war ein Jahr im Nordosten Griechenlands in einem WWF-Projekt, in dem wir für die Erhaltung der Geier-Population gearbeitet haben. Seit ich zurück in Deutschland bin, bin ich ständig am Frieren“, sagt sie. Ihre Erfahrungen vor Ort hätten mit dafür gesorgt, dass sie nun Internationale Soziale Arbeit studiere und ein Semester im Ausland fest einplane.

Engagement vor: Europa braucht Visionen

Nicht wenige gingen aus diesem Teil des comeback mit einem Gefühl der Melancholie und vom Fernweh gepackt in den zweiten Veranstaltungsteil, in dem es um das künftige Engagement gehen sollte. In Regiogruppen diskutierten die Teilnehmenden über ihre Visionen für Europa und die Gesellschaft. Wünsche wie „mehr Respekt“, „Rassismus bekämpfen“, „echtes Zusammenwachsen in Europa“ und „eine humanere, von Menschenrechten geprägte Europäische Union“ tauchten dort auf.

EuroPeer Lukas Joisten erklärte seiner Gruppe „Nordrhein-Westfalen Süd“, dass an vielen dieser Visionen bereits gearbeitet werde: „Die EuroPeers sind ein Projekt von ehemaligen ESK-Freiwilligen, die die europäischen Möglichkeiten bekannter machen wollen und zum Beispiel an Schulen gehen, um diese vorzustellen, aber auch regelmäßig selbst in den Austausch miteinander gehen.“

Dass der Freiwilligendienst zwar vorbei, das Engagement für Europa aber noch lange nicht zu Ende sein muss, betonten auch die neun anderen Vereine und Initiativen aus den Bereichen Umweltschutz, soziales Engagement, Entwicklungszusammenarbeit und Demokratieförderung, die sich auf einer Engagementbörse vorstellten.

Die Bereiche Umweltschutz und globale Gerechtigkeit waren gefragt: Die BUND Jugend sei in ihren Projekten und Arbeitskreisen offen für alle. Es gebe etwa ein Projekt zu intersektionaler Klimagerechtigkeit, eins dazu, wie Stadträume klimagerechter und besser für die Menschen gestaltet werden können und auch würden Multiplikatoren zum Thema nachhaltiges Leben ausgebildet, sagte Jemila Nesredin-Said, die ihr Freies Ökologisches Jahr bei der BUND Jugend absolviert.

Eine Organisation, die Austausch digital lebt, ist der 2017 gegründete Verein Zeichen gegen Mobbing e.V., der auf der Suche nach ehrenamtlich Engagierten ist: „Leider ist der Bedarf bei dem Thema sehr groß und wir bekommen mehr Anfragen von Schulen, als wir leisten können“, erzählte Susanne Abdennouri. Das Netzwerk von über 150 Freiwilligen ist bundesweit etwa mit Präventions-Workshops und Hilfe für Betroffene aktiv und arbeitet hauptsächlich digital zusammen, berichtete sie. Teil des Netzwerks könne jeder werden – einzige Voraussetzung: Empathie.

(Lisa Brüßler im Auftrag von JUGEND für Europa)