20.05.2020

Studie: Digitalisierung, social inclusion und Jugendarbeit

Welche Chancen, aber auch welche Risiken birgt die Nutzung digitaler Tools und Methoden für die Jugendarbeit, insbesondere im Hinblick auf die gesellschaftliche Inklusion junger Menschen (social inclusion)?

Nicht nur, aber besonders in Zeiten von Corona nimmt die Bedeutung digitaler Tools und Instrumente in allen Lebensbereichen zu. Auch die Jugendarbeit ist von dieser Entwicklung nicht ausgenommen, was sich in der Nutzung neuer Kommunikationskanäle, Tools und Instrumente und in veränderten Anforderungen an Fachkräfte (und junge Menschen) wiederspiegelt. Dabei stellt sich die Frage, ob alle jungen Menschen gleichermaßen Zugang zu digitalen Medien haben und über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, sicher damit umzugehen.

Also: Welche Chancen, aber auch welche Risiken birgt die Nutzung digitaler Tools und Methoden für die Jugendarbeit, insbesondere für die inklusive Jugendarbeit? Dem geht die Studie "Social Inclusion, Digitalisation and Young People" (externer Link) nach, die im April 2020 im Rahmen der Partnerschaft zwischen Europäischer Kommission und Europarat im Jugendbereich (EU-CoE Youth Partnership) veröffentlicht wurde. Sie knüpft an das Symposium "Young people, social inclusion and digitalisation" aus dem Jahr 2018 an und gründet auf der Arbeit einer von der EU-CoE Youth Partnership einberufenen Expertengruppe.

Großes Potential von digitalen Tools für die inklusive Jugendarbeit

Auf Grundlage von Sekundärforschung und einer Umfrage unter europäischen Stakeholdern und Fachkräften der Jugendarbeit werden aktuelle Schnittstellen zwischen Digitalisierung und der gesellschaftlichen Inklusion junger Menschen untersucht. Hierfür werden zunächst Schlüsselkonzepte wie social inclusion und digitale Jugendarbeit genauer unter die Lupe genommen.

Bereits hier wird das Potenzial und die Relevanz digitaler Tools für die inklusive Jugendarbeit deutlich. So gehe aus einer von den Autoren durchgeführten Sekundäranalyse einer Jugendbefragung im Rahmen des Strukturierten Dialogs hervor, dass junge Menschen, die einer gesellschaftlichen Minderheit angehören (aufgrund ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Identität oder einer Behinderung) soziale Medien und das Internet eher als zuverlässige Informationsquelle schätzen als die Gesamtheit der Befragten. Gleiches gilt für die Bedeutung, die Online-Ressourcen zur Bewältigung von Stress und Problemen beigemessen wird.

Es folgt ein Überblick über europäische, nationale und lokale politische Strategien und Maßnahmen rund um Digitalisierung sowie über existierende Tools und Instrumente, die den Fachkräften der Jugendarbeit einerseits und jungen Menschen andererseits bereits zur Verfügung stehen.

Neben den aktuell immer populärer werdenden virtuellen Meeting-Tools, Lernplattformen und Messenger-Diensten sind das z.B. Informationsportale und Online-Ressourcen für Fachkräfte, aber auch Themenplattformen und Hilfeseiten, die sich gezielt an junge Menschen richten (z.B. zu psychischer oder sexueller Gesundheit). Programme und Kurse zur Entwicklung digitaler Kompetenzen für Fachkräfte und junger Menschen haben vor der Corona-Pandemie aber zumeist noch analog stattgefunden, zum Teil ergänzt durch digitale Ressourcen.

Ferner werden in der Publikation konkrete, teils sehr nützliche Plattformen und Tools vorgestellt, wobei jedoch deutlich gesagt wird, dass diese in der Regel nicht die Inklusion junger Menschen im Blick haben.

Empfehlungen für die Zukunft

Neben den vielfältigen Chancen, welche die Entwicklung und Nutzung digitaler Tools und Methoden durch die Jugendarbeit im Hinblick auf die gesellschaftliche Inklusion junger Menschen bietet – darunter eine verbesserte Erreichbarkeit oder die Möglichkeit individualisierter (und teils anonymer) Beratung und Begleitung – zeigt die Studie auch die verbundenen Risiken und Hürden auf: Dazu gehören Fragen des Datenschutzes, die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Tools sowie Cyber-Mobbing, einseitige oder gefährliche Online-Inhalte und mangelnde Medienkompetenz.

Diese sollten bei der Weiterentwicklung von Strategien, rechtlichen Rahmenbedingungen und Instrumenten sowie in der Praxis der Jugendarbeit im Blick behalten werden, wofür konkrete Empfehlungen formuliert werden.

Externer Link zur Studie "Social Inclusion, Digitalisation and Young People".

(JUGEND für Europa)

Weiterführende Informationen

Dan Moxon, Co-Autor der Studie, wird im Rahmen unserer Online-Veranstaltungsreihe „MOVE IT - youth mobility in the digital era am 9. Juni 2020“ zum Thema "Social inclusion and digitalisation - Possibilities and challenges in the frame of the European mobility programmes and European youth work" sprechen.

Link: Weitere Informationen finden zu der Veranstaltung finden Sie unter: www.jugendfuereuropa.de/veranstaltungen/MOVE-IT/