20.02.2020

"Wenn Plan A und Plan B während der Jugendbegegnung nicht klappen, ist das auch eine Chance"

Birka AmarellWie Jugendbegegnungen erfolgreich durchgeführt werden können, das will Birke Amarell aus Detmold wissen. Als EuroPeer arbeitet sie ehrenamtlich als Jugendbotschafterin für Europa. Ihr Schwerpunkt liegt in der Arbeit der Städtepartnerschaften, aber auch im deutsch-französischen Kontext, da sie zur Zeit einen deutsch-französischen Doppelbachelor absolviert und seit vielen Jahren eng mit französischen Partnern zusammenarbeitet.

Birke Amarell nahm Ende 2019 am Einsteigertraining "Jugendbegegnungen+" in Liechtenstein teil. Was sie von dort an Erkenntnissen und an Motivation mitgenommen hat, darüber sprach sie mit Marco Heuer.

JfE: Birke, was war für dich die Hauptmotivation, an dem Seminar in Liechtenstein teilzunehmen?

Birke Amarell: Ich wollte ganz praktische Tipps zur Planung und Durchführung einer Jugendbegegnung erhalten. Mir war auch wichtig, mit Menschen in Kontakt zu treten, die in einem ähnlichen Arbeitsfeld arbeiten und die von ihren Erfahrungen berichten können. Ganz speziell hat mich auch das Formular der Antragsstellung beschäftigt, an dem ich mir schon so manches Mal den Kopf zerbrochen habe, mit so typischen Fragen wie: Was soll wirklich drinstehen, wie formuliere ich es am besten, an welche Stelle im Formular gehört das…?

Welche Erkenntnisse nimmst du mit?

Ich habe gelernt, strukturiert an ein großes Projekt heran zu treten. Durch die gute Mischung von Theorie und Praxis konnte ich das Gelernte unmittelbar umsetzen. Das Ganze in einem Team aus Menschen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen, die völlig verschiedene Punkte noch einmal näher unter die Lupe nehmen wollten. Es fällt mir nun leichter, von einer einfachen Idee aus eine Jugendbegegnung zu planen und Ideen und Pläne in die Tat umzusetzen.

Was ich noch mitnehme, ist definitiv ganz viel Motivation und auch Bereitschaft, neue Projekte mit viel Elan anzugehen. Der Input war einfach super hilfreich und so realitätsnah, da kann man sehr viel von im Alltag umsetzen. Aber auch aus den Gesprächen und Diskussionen mit den anderen Seminarteilnehmenden konnte ich viel dazu lernen und durfte Kontakte knüpfen, die mir sicherlich bei der Durchführung weiterer Projekte noch sehr helfen werden.

Wie fällt dein Fazit aus?

Es hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Die Tage waren lang und anspruchsvoll, abends ist man nur noch müde ins Bett gefallen, aber einmal wieder zu Hause angekommen fängt man an, das Ganze zu verarbeiten und merkt erstmal, wie viel von dem Input man mitnehmen konnte und wie sehr man an dieser Herausforderung gewachsen ist. Ich hätte es schön gefunden, hätte man nach der Bewertung des eigenen Projekts / der Jugendbegegnung noch Zeit in der Gruppe gehabt, daran weiter zu arbeiten und so noch einmal die angebrachte Kritik direkt anzuwenden.

Welche Erfahrungen hast du bereits mit der Planung und Durchführung von Jugendbegegnungen?

Ich habe bereits in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern an der Planung und Gestaltung von Jugendbegegnungen mitgewirkt. Ich werde oft als EuroPeer direkt von den Organisationen kontaktiert, wenn diese jungen Input für ihre Jugendbegegnung suchen. Oftmals geht es darum, aus der Sicht eines potenziellen Teilnehmers noch einmal am Programm zu arbeiten und Elemente auszutauschen und zu verbessern.

Bei der Durchführung bin ich dank meines Alters dann meist als Teilnehmerin dabei, das ist auch eine tolle Möglichkeit, bei der Evaluation im Anschluss die eigentlichen Zielsetzungen mit dem realen Programm zu vergleichen und zu schauen, welche Techniken und Methoden sich bewährt haben, und welche vielleicht eher nicht.

Welche Tipps könntest du an andere weitergeben?

Ich glaube, es ist sehr wichtig, sich intensiv mit der Zielgruppe auseinanderzusetzen, was bewegt sie, was findet sie vielleicht gerade "cool", welche Aktivitäten könnten gefallen etc. Wenn ich eingeladen werde, schaue ich mir als EuroPeer oft die Programme an und denke: "Uff, das ist ganz schön vollgepackt, da fehlt der Bezug zur jungen Generation". Selbst wenn das Thema die jungen Menschen total anspricht, muss man auch daran denken, dass das Programm dem Alter entsprechend attraktiv gestaltet wird.

Was wir beim Seminar auch gelernt haben und was mir hilft, ist der Gedanke des "Think out of the box". Die eigenen Methoden und Partner sind seit Jahren die gleichen, vor Ort scheint es kaum Freizeitmöglichkeiten zu geben, die Sprachbarrieren scheinen unüberwindbar. All diese Dinge kommen bei jeder Jugendbegegnung vor und da hilft es, sich einfach mal zu fragen: Wie kann ich anders an die Sache heran gehen? Oftmals ist neuer Input eine gute Methode, aber es kann auch hilfreich sein, einfach erfahrene Leute zur Hilfe zu ziehen, um Rat zu fragen, neue Methoden auszuprobieren.

Und wie hat Michael Kimmig beim Training so schön gesagt? Ich wünsche euch, dass nicht alles glatt läuft und dass auch mal Plan A und B nicht funktionieren. Warum? Weil man dann raus muss aus seinen alten Mustern und Denkweisen, gemeinsam kreativ werden und sich etwas Neues einfallen lassen muss. Und genau das ist doch der Reiz an so einer Jugendbegegnung.

Wie findet man für eine Jugendbegegnung ein gutes Thema?

Wenn man am Geist der Zeit und der Zielgruppe etwas forscht und nachfragt, dann kommen ganz oft sehr schnell wunderbare Ideen auf. Ich nehme gerne aktuelle politische oder auch gesellschaftliche Probleme, die mich selbst beschäftigen und frage mich: Könnte das junge Menschen ansprechen? Wenn ja, wie würde ich das Programm gestalten, gibt es vielleicht noch andere Themen, die sich überschneiden?

Auch wenn man denkt, Arbeitslosigkeit, Migration, die Zukunft Europas, Umweltschutz etc. – das ist ja alles so ausgekaut, man findet immer eine Kombination von Themen oder auch eine neue Herangehensweise an einen Stoff, der einen neuen Blickwinkel ermöglicht.

Stichwort Jugendbegegnung: Welche Pläne hast du denn für die Zukunft?

Zur Zeit mache ich das alles ehrenamtlich, hauptsächlich über die EuroPeers. Ich würde sehr gerne eine Ausbildung zur Trainerin bei Erasmus+ absolvieren, um in Zukunft viele Jugendbegegnungen zu planen, aber auch zu begleiten.

Nach meinem Studium kann ich mir gut vorstellen, Jugendbegegnungen und Jugendaustausche zu meinem Beruf zu machen, denn ich bin davon überzeugt, dass sie eine wunderbare Möglichkeit für junge Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund sind, Europa aktiv zu erleben.

(Marco Heuer für JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

News: "Voller Tatendrang" - Jugendbegegnungen planen
News: Bedenkenswertes für die  Planung und Beantragung von Jugendbegegnungen mit Erasmus+ JUGEND IN AKTION
Interview: "Die Idee muss schlüssig sein"

Link: Alle Förderinformationen zu Jugendbegegnungen in Erasmus+ JUGEND IN AKTION
Link: Alle Informationen zu den EuroPeers

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