05.04.2018

"Europe goes local": Jugendarbeit auf lokaler Ebene unterstützen

Die meisten konkreten Herausforderungen in Bezug auf die soziale Situation und die Unterstützung ihres Wohlergehens und ihrer Autonomie ergeben sich im lokalen Lebensumfeld junger Menschen. In den meisten europäischen Ländern liegt die Verantwortung für diese Aufgaben vor allem im kommunalen Bereich. Ein Netzwerkprojekt von 23 Nationalen Agenturen des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION widmet sich seit 2016 der Qualitätsverbesserung in der Jugendarbeit auf lokaler Ebene.

Kommunen bemühen sich um Lösungen für die Verbesserung der Lebensbedingungen junger Menschen in sehr unterschiedlichen Formen und unter verschiedenen Umständen, indem sie Fachkräfte und Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe unterstützen oder selbst konkrete Angebote machen. Nun mangelt es dennoch oft an Unterstützung und Austausch sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Darüber hinaus fehlt oft der Bezug zu Europa in der Praxis.

Bereits 2013 hatte sich der EU-Jugendministerrat dem Thema mit den "Schlussfolgerungen zum Beitrag einer qualitätsvollen Jugendarbeit zur Entwicklung, zum Wohlbefinden und zur sozialen Inklusion junger Menschen" angenähert. Darauf folgten weitere Schlussfolgerungen, die alle die besondere Rolle der kommunalen Ebene in der Entwicklung qualitativer Jugendarbeit hervorheben. Nicht zuletzt wurde 2015 im Rahmen der zweiten Youth Work Convention empfohlen, eine "europäische Agenda für die Jugendarbeit" zu entwickeln.

Rolle des Netzwerkes der Nationalen Agenturen Erasmus+ JUGEND IN AKTION

Erasmus+ JUGEND IN AKTION ist das zentrale europäische Politik- und Förderinstrument, wenn es um die Unterstützung und Weiterentwicklung von Jugendarbeit in Europa geht. Das Netzwerk der Nationalen Agenturen war aktiv an der Konzipierung, Durchführung und Finanzierung der ersten beiden europäischen Youth Work Conventions beteiligt und betrachtet es als seine Aufgabe, die europäische politische Debatte um Youth Work zu befördern und mit nationalen Debatten zu verknüpfen.

Das Netzwerk fungiert als Mittlerorganisation zwischen der europäischen und der nationalen, regionalen und lokalen Ebene. Vor diesem Hintergrund lag es für die EU-Kommission nah, das Netzwerk der Nationalen Agenturen damit zu beauftragen, ein europäisches Pilotprojekt in Form einer Strategischen Partnerschaft zu initiieren, um sich in einem längerfristigen transnationalen Prozess dem Thema Jugendarbeit auf lokaler Ebene zu widmen. 

Im Jahr 2016 haben sich insgesamt 23 Nationale Agenturen des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION für dieses Projekt zusammengefunden. Unterstützt werden sie dabei vom Europäischen Jugendforum, dem "Partnership" zwischen Europarat und EU-Kommission im Jugendbereich, dem SALTO YOUTH Ressourcenzentrum für Partizipation sowie den europäischen kommunalen Netzwerken POYWE und InterCity Youth.

Was will "Europa goes local" erreichen?

Die maßgeblichen Ziele von "Europe goes local" sind

  • die Unterstützung der Praxis, Qualitätsentwicklung und Sichtbarkeit von Jugendarbeit auf lokaler Ebene,
  • die Stärkung der europäischen und internationalen Dimension von Jugendarbeit auf lokaler Ebene,
  • die Verankerung von Jugendarbeit als Teil der jugendpolitischen Zusammenarbeit in Europa sowie
  • die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur Unterstützung von Jugendarbeit durch das Netzwerk der Nationalagenturen mit dem Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION.

Das Netzwerkprojekt will damit auch einen Beitrag zu den Diskussionen um die europäische Zusammenarbeit im Jugendbereich nach 2018 und zur "europäischen Agenda für Jugendarbeit" leisten.

JUGEND für Europa verspricht sich von der Teilnahme am Projekt eine bessere Verknüpfung der europäischen und nationalen Debatten rund um das Thema Jugendarbeit und damit verbunden auch einen europäischen Impuls für die deutsche Debatte.

Rückblick auf das erste Projektjahr: Praxis der Jugendarbeit auf kommunaler Ebene erforschen

Das erste Projektjahr stand ganz im Zeichen der Erhebung von Informationen und derer Analyse. Es wurde eine europäische Vergleichsstudie ("Mapping exercise") zur aktuellen Situation und zu den Rahmenbedingungen von lokaler Jugendarbeit in allen beteiligten Ländern erstellt. Diese Studie stellt die Arbeitsgrundlage für das Projekt dar und schafft einen Überblick über Jugendarbeit auf lokaler Ebene, ihre Strukturen, Finanzierungsbedingungen sowie ihre Rolle und Arbeitsweise.

Zentrales Ereignis des ersten Projektjahres war die Kick-off-Konferenz im Juni 2017 in Ljubljana / Slowenien. Mehr als 150 Teilnehmende haben sich drei Tage lang mit der aktuellen Realität von Jugendarbeit auf lokaler Ebene beschäftigt. Es ging darum, ein gemeinsames Verständnis des Projektes und der Zielsetzungen zu erarbeiten, sich über die Ergebnisse der Vergleichsstudie auszutauschen und in Workshops die zentralen thematischen und strukturellen Herausforderungen von Jugendarbeit zu bearbeiten.

Rückgrat des europäischen Prozesses sind in allen beteiligten Ländern nationale Arbeitsgruppen. Diese setzen sich aus Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen lokaler Jugendpolitik, Vertreter und Vertreterinnen lokaler Jugendämter und Jugendräte, erfahrenen Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Feld zusammen. In den momentan 23 nationalen Arbeitsgruppen sind mehr als 180 Expert/-innen aus ca. 150 europäischen Städten, Gemeinden und Landkreisen aktiv und setzen ca. 125 nationale und europäische Aktivitäten und Maßnahmen um, die das Gesamtprojekt mit Leben füllen.

In Deutschland setzt sich die nationale Arbeitsgruppe aus Vertreter und Vertreterinnen von kommunalen Jugendämtern, kommunalen Jugendringen und einer Vertreterin eines Landesjugendamtes zusammen.

Ausblick: Prinzipien in einer Charta verankern

Auf Grundlage dieser Ergebnisse soll nun eine Charta der kommunalen Jugendarbeit entwickelt werden. Diese soll Leitlinien und somit einen Referenzrahmen für die Schaffung und Erhaltung von guter lokaler Jugendarbeit in Europa beinhalten. Ebenso soll die Charta als eine Art Checkliste dienen, die den Akteuren auf lokaler Ebene die Debatte rund um Jugendarbeit, deren Weiterentwicklung und Qualitätssicherung erleichtert.

(JUGEND für Europa)

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