31.01.2017

"Wir wünschen uns, dass Erasmus+ JUGEND IN AKTION zivilgesellschaftliche Strukturen deutlicher unterstützen kann."

Interview mit Jochen Rummenhöller, Referent für internationale Aufgaben beim Deutschen Bundesjugendring (DBJR).

JUGEND für Europa: Herr Rummenhöller, was gibt es zu feiern?

Jochen Rummenhöller: Es gibt immer etwas zu feiern, wenn es um europäische Förderprogramme geht, die Bestand haben! Bestrebungen, die finanzielle Ausstattung auszuweiten, ist ebenso ein Anlass zum Feiern. Die Jugendministerin hat gesagt: Es sei besser in Bildung zu investieren als in militärische Ausgaben. Auch das können wir als Jugendverbände unterschreiben.

JfE: Wie bewerten Sie die deutliche Erhöhung im laufenden Programm?

Jochen Rummenhöller:  In den letzten Jahren sind viele unserer Anträge abgelehnt worden, obwohl sie gut waren und eine hohe Punktzahl bekamen, aber letztendlich die Fördersumme nicht ausgereicht hat. Deshalb gibt es Luft  nach oben. Und deshalb hoffen wir natürlich, dass die Mittel dafür genutzt werden, die Förderquote zu erhöhen, die in einzelnen Förderlinien unter 50% liegt.  

JfE: Welche Programmschwerpunkte oder jugendpolitische Akzente sollte es geben?  

Jochen Rummenhöller:  Wir wünschen uns, dass Erasmus+ JUGEND IN AKTION zivilgesellschaftliche Strukturen deutlich stärker unterstützen kann. Die Zusammenarbeit der Organisationen ist besonders wichtig in einer Zeit, in der in einigen Mitgliedstaaten Jugendarbeit und Jugendorganisationen  keine finanzielle Förderung mehr bekommen, weil die Regierungen die Notwendigkeit dafür nicht sehen. Die Europäische Union mit ihren Angeboten spielt eine große Rolle dabei, dieses Manko auszugleichen und die europäische Zivilgesellschaft zu stützen.

JfE: Es gibt neue Akzentsetzungen, der  Freiwilligendienst wird besonders herausgestellt und es ist ein Europäischer Solidaritätskorps geplant. Wie bewerten Sie das?

Jochen Rummenhöller: Der ESK ist sicher eine gut gemeinte Idee. Es muss aber berücksichtigt werden, dass es schon sehr viele Freiwilligenangebote gibt. Auch Freiwilligenarbeit ist Solidaritätsarbeit! Was noch offen ist, ist die Förderung dieses neuen Programms. Wir haben die Befürchtung, dass der Mittelaufwuchs in solch ein neues Programm gesteckt wird, zu Lasten anderer Programmteile.  

JfE: Befürchten Sie eine Verschiebung von Gruppenmobilität zu individueller Mobilität?

Jochen Rummenhöller:   Wir kämpfen darum, dass der Gruppenaustausch weiter sichtbar ist und sein Wert erkannt wird. Die Zahlen, wie viele Studierende mit Erasmus+ in andere Länder fahren, sind durchaus beeindruckend. Aber wir müssen eben auch sehen, dass das Engagement für die europäische Idee dadurch nicht automatisch gewachsen ist.  Wir glauben, dass ein Investment in den gut vor- und nachbereiteten Gruppenaustausch mittel- und langfristig nachhaltiger ist. Hiermit wird nicht nur die europäische Identität der Teilnehmenden gestärkt, sondern auch der beteiligten Organisationen.

(Das Interview führte Dr. Helle Becker im Auftrag von JUGEND für Europa)

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