31.01.2017

"Der nächste Fremde wird zum nächsten Freund."

Dr. Martin Pazdera, Lehrer (OStR) für Alte Sprachen am Anton-Bruckner-Gymnasium Straubing und Erasmus+-Moderator für COMENIUSInterview mit Dr. Martin Pazdera, Lehrer (OStR) für Alte Sprachen am Anton-Bruckner-Gymnasium Straubing und Erasmus+-Moderator für COMENIUS.

JUGEND für Europa: Herr Dr. Pazdera, was ist für sie wichtig am Erasmus+-Programm?

Dr. Martin Pazdera: Ich habe seit mehr als 10 Jahren Erfahrung mit den Bildungs- und Jugendprogrammen. Ich habe dabei gesehen, wie einfach es ist, die Barrieren in unseren Köpfen wegzubringen und Grenzen zu überwinden, wie leicht es ist, mit Partnern im Ausland zusammenzuarbeiten, wenn man nicht darüber nachdenkt, was alles passieren könnte, wenn man schlicht offen ist für die Vorstellungen, für die Wünsche der anderen und sich geradewegs auf ein gemeinsames Abenteuer einlässt. Und es braucht nur diese europäische Anschubfinanzierung durch Erasmus+, wenn der Wille und das Potential für eine Zusammenarbeit da sind.

JfE: Erkennen Sie diesen Enthusiasmus auch bei Ihren Schülerinnen und Schülern?

Dr. Martin Pazdera: Ich erkenne ihn bei allen, die an diesen Projekten beteiligt waren. Selbst die, die erst skeptisch waren, haben am Schluss alle gesagt, dass es für sie ein großer Gewinn war teilzunehmen. Man hat neue Freundschaften gefunden, Freunde in Europa gewonnen. Die Freundschaften halten teilweise seit Jahren. So etwas steht nicht im formalen Zielkatalog des Programms, aber der Gewinn liegt darin, dass Menschen zusammenkommen, dass der nächste Fremde jetzt zum nächsten Freund wird.

JfE: Was wünschen sie sich für die Gegenwart und Zukunft des Programms?

Dr. Martin Pazdera: Das Programm sollte vor allem für die Lehrkräfte wieder einfacher werden. Das alte Programm, das bis 2013 lief, war weniger umständlich in der Verwaltung, in der Antragstellung. Das neue Programm ist viel schwieriger, umständlicher, gerade für Leute, die nicht so viel Erfahrungen und Kenntnisse haben. Da werden viele zusätzliche private Abende, Nachmittage, Wochenenden reingesteckt. Es gibt viele, die mitmachen würden, aber danach fragen, wo sie die Zeit hernehmen sollen. Wir haben heute von den Ministerinnen Vieles gehört, das wünschenswert wäre. Aber sie sollten dann auch auf der konkreten Ebene sagen, dass sie zum Beispiel Anrechnungsstunden geben oder die Schulen Funktionsstellen bekommen, also jemanden, der mit der Koordination der europäischen Zusammenarbeit beauftragt ist.

JfE: Sie sind auch am Programmteil JUGEND IN AKTION interessiert?

Dr. Martin Pazdera: Stimmt! In einer Regio-Partnerschaft hatte ich die Freiwillige Feuerwehren eingebunden. Die tun viel für die Jugend, sind sehr aktiv, zeigen den Jugendlichen interessante Möglichkeiten auf und sinnvolle Freizeitbeschäftigungen. Es war für mich sehr interessant zu sehen, wie sie auf einem anderen Weg Jugendliche außerhalb der Schule, außerhalb eines Curriculums in die europäische Zusammenarbeit einbinden und Möglichkeiten zeigen, wie Jugendliche ihre Energie, ihr Engagement für die Gesellschaft einsetzen können.

JfE: Wie wäre es denn mit der Unterstützung von außerschulischen Partnern aus der internationalen Jugendarbeit?

Dr. Martin Pazdera: An der erwähnten Regio-Partnerschaft beteiligten sich vor Ort verschiedene Partner - die lokale Feuerwehr, eine Grundschule vor Ort, das Amt der Schulen der Stadt Regensburg. Da fanden plötzlich Leute zusammen, die vorher nie auf die Idee gekommen wären, zusammenzuarbeiten. Das wäre wirklich ein Zukunftsmodell!

(Das Interview führte Dr. Helle Becker im Auftrag von JUGEND für Europa)

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