12.10.2012

InterREGIO-Konferenz in Potsdam: "EU-Jugendstrategie muss stärker in den Regionen verankert werden"

Beispiele guter Praxis austauschen, gemeinsame Kooperationen anschieben, Länder und Regionen zur aktiven Beteiligung an der Gestaltung von Jugendpolitik und Jugendarbeit mit einer europäischen Dimension anregen – das war das Ziel der Potsdamer InterREGIO-Konferenz, an der im September rund 80 Länder- und Regionsvertreter aus ganz Europa teilnahmen.

Für Kamila Anna Grześkowiak war es eigentlich keine lange Anreise. Knapp 300 Kilometer sind es von Posen nach Potsdam. Dennoch war die junge Vertreterin der polnischen Friedensorganisation „One World Association“ überrascht, mit wie viel Ehrgeiz und Leidenschaft im Nachbarland bereits über die Einbindung der EU-Jugendstrategie in den Ländern und Regionen diskutiert wird. Kamila selbst war vor allem aus einem Grund zur InterREGIO-Konferenz ins Brandenburgische gereist. Sie wollte herausfinden, wie sie die Inhalte der oft als sperrig und abstrakt wahrgenommenen Strategie selbst besser an ihre Jugendlichen weitergeben kann. „Ich würde mir wünschen, dass die Strategie unter jungen Menschen bekannter wird. Ich bin mir sicher: Wüssten die Jugendlichen mehr, wie die EU sie fördern will, würden sie sich auch mehr in europäischen Projekten engagieren. Aber so weiß ja leider kaum jemand etwas.“

Eine Teilnehmerin aus Frankreich interessierte außerdem die Gestaltungsmöglichkeiten, die Regionen in einer europäischen Jugendpolitik haben können. Und welche Zusammenarbeit, aber vielleicht auch politischen Konstellationen es dafür zwischen der Regierung und den Regionen braucht.

„Voneinander lernen“

In vielen Ländern Europas nehmen die Regionen, Bundesländer oder Departements entscheidende Kompetenzen in der Jugendarbeit und Jugendpolitik wahr. Als Gestalter des gesetzlichen Rahmens, Umsetzer zentralstaatlicher Vorgaben, Förderer und politischer Gestalter haben sie Einfluss auf Formen und Inhalte von Jugendarbeit und Jugendpolitik. Und deshalb sind sie wichtig für die Umsetzung und Mitgestaltung der EU-Jugendstrategie.

So sah es auch der Vorsitzende der Fachkommission Bildung, Jugend, Kultur und Forschung (EDUC) des Ausschusses der Regionen (AdR), der Rumäne Alin Adrian Nica. Auf dem Weg von Brüssel zurück in seine Heimatstadt Dudeştii Noi, wo er Bürgermeister ist, machte er Zwischenstopp in Potsdam. Er zeigte die verschiedenen jugendpolitischen Initiativen des Ausschusses der Regionen der EU auf, mit denen die Entwicklung der EU-Jugendstrategie seit vielen Jahren begleitet wurde. Eine seiner Botschaften: Das Programm JUGEND IN AKTION hätte Maßstäbe gesetzt, es müsse in jedem Fall fortgesetzt werden – genau wie der Strukturierte Dialog.

Tags zuvor hatte Brandenburgs Jugendministerin, Martina Münch, den Blick der Teilnehmer auf das gegenwärtige Europa gelenkt. Gerade in Krisenzeiten wie diesen sei es wichtig für eine gemeinsame Europäische Jugendpolitik zu kämpfen, sagte die Ministerin im soziokulturellen Veranstaltungszentrum Lindenhof in Potsdam-Babelsberg. „Wir müssen voneinander lernen. Die EU-Jugendstrategie bedeutet auch nicht, dass da völlig neue Themen aufs Tableau kommen. Im Gegenteil. Vieles ist schon da. Wir müssen jetzt aber auch mal lernen, das Ganze europäisch zu denken“, so Münch. (Die Rede der Ministerin als Download)

Beispiele für interregionale Zusammenarbeit

Für Olov Oskarsson liegt der Mehrwert der interregionalen Zusammenarbeit auf der Hand. Gemeinsam mit Beat Rohner aus der Schweiz vertrat der junge Schwede das Jugend-Netzwerks der europäischen Regionen YRN (Youth Regional Network) auf der Konferenz. „Wenn wir Ideen und good-practice-Beispiele austauschen, ist das immer ein großer Mehrwert für alle Beteiligten“. Beat Rohner führte das AER Projekt „Promoting Youth Employment (PYE)” an, bei dem sich vier Partnerregionen aus Kroatien, Portugal, Serbien und Großbritannien in einem wechselseitigen Peer Review zu Fragen von beschäftigungshemmenden und -stimulierenden Faktoren austauschten.

Noch mehr nachahmenswerte Beispiele der interregionalen Kooperation zeigten, wie vielfältig jugendbezogene grenzübergreifende Aktivitäten sein können: Jugendpolitik, Sport, Kultur und Medien, Umwelt, Freiwilligendienste, Jugendbeteiligung, Wirtschaft und Soziales.

Fortsetzung folgt

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass der Austausch unbedingt fortgesetzt werden müsse. Zum einen, um die konkrete Zusammenarbeit weiter zu entwickeln, zum anderen, um den politischen Rückhalt, der für die Implementierung der Europäischen Jugendstrategie in den Regionen, Bundesländern und Departments nötig ist, zu generieren.

Konkrete Verabredungen haben Teilnehmer und Teilnehmerinnen für gemeinsame interregionale Jugendprojekte getroffen, so beispielsweise im Umweltschutz, zur Förderung des Freiwilligendienstes für junge Menschen mit Migrationshintergrund, zum Transfer von Methoden und Konzepten von Jugendparlamenten und/oder –räten auf regionaler Ebene, aber auch zu sektorübergreifenen Themen, wie zum Beispiel Jugendarbeit und Polizei oder Jugendarbeit und berufliche Bildung.

Der weitere Austausch über die Beiträge der lokalen und regionalen Behörden bei der Entwicklung der EU-Jugendstrategie war besonders den anwesenden Politikern und Entscheidungsträgern wichtig. Dazu regten nicht nur die deutschen Ländervertreter die Weiterführung bestehender Kooperationen an, vielleicht in Form einer InterREGIO Nr. 2.

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Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf www.jugendpolitikineuropa.de.

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