19.02.2010

Ideen und Anregungen für den Strukturierten Dialog: Beispiel Hamburg

Rainer Schwart arbeitet bei der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg. Er ist dort im Sachgebiet Jugendverbandsarbeit zuständig für die Internationale Jugendarbeit. Er berichtet darüber, dass die Stadt Hamburg ein eigenes europapolitisches Jugendkonzept entwickeln will.

JfE: Herr Schwart, Hamburg hat sich etwas Besonderes vorgenommen?

Rainer Schwart: Die Stadt Hamburg entwickelt unter der Federführung der Senatskanzlei ein europapolitisches Jugendkonzept. Kern dieses Konzeptes soll sein, Jugendpartizipation zu stärken und Jugendliche verstärkt an das Thema Europa heranzuführen. Dabei sollen einzelne Behörden in Bezug auf jugendpolitische Aktivitäten vermehrt zusammenarbeiten.

Es ist bisher so, dass einzelne Behörde oftmals recht unabhängig voneinander europapolitische Aktivitäten für Jugendliche entfalten. Was in der Schulbehörde entwickelt wird oder was die Kulturbehörde plant oder im Sportbereich los ist, das weiß unsere Behörde nicht unbedingt. Deshalb entwickelt Hamburg zurzeit ein Konzept, wie in Zukunft zwischen den Behörden bezogen auf Jugend und Europa stärker zusammengearbeitet werden kann. Dieses Konzept ist eingebettet in die europäische Initiative für eine Stärkung der jugendpolitischen Zusammenarbeit und der politischen Partizipation Jugendlicher.

Sie planen ein Projekt mit den benachbarten Bundesländern Hamburgs. Worum geht es?

In Hamburg wird im Mai eine dreitägige Jugendkonferenz zum Strukturierten Dialog stattfinden, an der Jugendliche aus Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein teilnehmen werden. Die Konferenz wird mit den beteiligten Landesjugendämtern unter der Mitarbeit von Jugendlichen entwickelt. Die Jugendringe beteiligen sich ebenfalls aktiv und wollen den Ansatz weiter mit entwickeln. Die Regionalkonferenz soll unter anderem dazu dienen, die gemeinsame Initiative der Bundesländer im Jugendbereich breit zu diskutieren und zu koordinieren.

Sind in Hamburg auch strukturelle Veränderungen, zum Beispiel in der Verwaltung, geplant?

Es wäre natürlich wichtig, dass das europapolitische Jugendkonzept Hamburgs im Sinne von Nachhaltigkeit strukturell etabliert wird. Die Frage ist beispielweise, ob Vernetzungstreffen zwischen den Behörden fest eingerichtet werden, wer die Vernetzung längerfristig koordiniert. Ob und wie das Konzept tatsächlich realisiert wird, das liegt natürlich an den organisatorischen Rahmenbedingungen und auch am politischen Willen. Aber auch die Initiative unserer Behörde zur Zusammenarbeit mit den anderen norddeutschen Bundesländern verstehen wir als Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Es geht um die Aufgabe, wie man miteinander über die Landesgrenzen hinaus, längerfristig neue Partizipationsmöglichkeiten im Jugendbereich eröffnen kann.

Bezieht sich Hamburg mit diesen Überlegungen auf die Jugendpolitik in der Europäischen Union?

Die hamburgische Senatskanzlei hat sich mit Beginn der Arbeit an diesem Konzept auf die europäischen Papiere und auf die in der Jugendstrategie genannten Schwerpunktthemen bezogen. Das wird auch bei unserer Jugendkonferenz so sein. Die Workshops sollen sich an den Schwerpunktthemen orientieren, die die EU und auch die Ratpräsidentschaft vorgeben.

Was nehmen Sie von der heutigen Tagung zum Strukturierten Dialog mit?

Für mich war die Tagung wichtig, weil das Thema Strukturierter Dialog für uns ein neuer Ansatz ist. Hier habe ich im Gespräch mit Kollegen, die Projekterfahrung haben, eine Menge Anregungen bekommen. Ich komme aus der praktischen Jugendarbeit und für mich war der Bericht des Kollegen aus Mannheim sehr wichtig. Er hat betont, wie wichtig die Form und der Kontext des Dialogs zwischen Jugendlichen und Politikern ist.

Die Idee in Mannheim, eine Straßenbahn zum Ort des Geschehens zu machen, kam von Jugendlichen, das finde ich ganz wichtig. Man sollte nicht nur die Moderation in die Hände von Jugendlichen legen, sondern der ganze Kontext einer solchen Veranstaltung sollte schon von Jugendlichen mitentwickelt und –gestaltet werden.

Im Bereich der Aktion 5.1 sind vor allem die Träger der freien Jugendhilfe und Jugendinitiativen engagiert. Ticken Behörden anders?  

Ja, sicher. Ich finde es auch interessant, dass ich auf dieser Tagung der einzige Vertreter aus dem Bereich der öffentlichen Verwaltung bin. Das gibt unserem Projekt eine gewisse Bedeutung. Während andere Projekte darum ringen, in ihrem Bundesland Unterstützung zu erhalten, ist es für uns in Hamburg gerade wichtig, Projekte aus dem Bereich der freien Träger für die Mitarbeit zu gewinnen. Ich habe eine Menge Ideen und Anregungen mitbekommen, was woanders möglich war und ist, wenn man einen Strukturierten Dialog gemeinsam gestalten will.

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