30.11.2023

Einblicke in die Arbeit des neuen Jugendbeirats von JUGEND für Europa

Gruppenbild des Jugendbeirats

2023 hat JUGEND für Europa einen eigenen Jugendbeirat ins Leben gerufen. Wir haben mit den Mitgliedern Wendla Schaper (21) und Jess Opitz (26) über die Arbeit im Jugendbeirat gesprochen. Sie gaben uns Einblicke darin, was in den letzten Monaten geschehen ist und welche Ergebnisse der Beirat bisher erzielen konnte.

Der Jugendbeirat setzt sich aus 20 jungen Menschen zusammen, die die Nationale Agentur und das Referat 504 beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) beraten. Ziel ist es, die Stimme junger Menschen stärker in die Umsetzung und Weiterentwicklung der EU-Jugendprogramme einzubeziehen. Die konstituierende Sitzung fand im Mai 2023 statt, seither ist viel passiert.

JUGEND für Europa: Jess und Wendla, ihr seid nun seit gut einem halben Jahr Mitglieder im Jugendbeirat. Wie setzt sich der Beirat zusammen und wie würdet ihr die Gruppe beschreiben?

Jess: Wir sind eine ziemlich bunt gemischte Truppe von 20 Leuten zwischen 16 und 27 Jahren. Einige kommen aus der Stadt, andere eher aus ländlichen Regionen. Die Mitglieder gehen zur Schule, studieren oder arbeiten bereits. Viele von uns haben schon mal in sozial-politischen Projekten gearbeitet, haben ein Interesse an Jugendarbeit und Lust etwas zu verändern!

Wendla: Viele von uns waren oder sind Schülersprecher*innen, Mitglieder in Schüler- oder Jugendparlamenten, Jugendvertreter*innen, Freiwillige, EuroPeers oder als Engagierte in Vereinen aktiv. Alle von uns haben einen persönlichen Bezug zu den Programmen Erasmus+ Jugend oder Europäisches Solidaritätskorps.

Was verbindet euch denn mit den Förderprogrammen und mit den Themen Jugendarbeit und Engagement?

Wendla SchaperWendla: Ich habe mit 15 Jahren beim Bremer Jugendring angefangen, Workshops mit und für junge Menschen anzubieten und Dialogveranstaltungen und integrative Jugendcamps zu organisieren. Ich war auch als Jugendvertreterin im EU-Jugenddialog aktiv. Nach der Schule bin ich als ESK-Freiwillige für ein Jahr nach Slowenien gegangen und habe bei einer NGO gearbeitet, die sich für LGBTIQA+ -Themen einsetzt. Das Jahr hat mich so sehr geprägt! Ich erzähle noch häufig davon und merke immer wieder, wieviel ich dabei gelernt habe.

Jess: Ich arbeite in einem Jugendclub und bin dort als Übungsleiterin tätig. Wir sind auch Kooperationspartner in Projekten von Erasmus+ Jugend, ich war selbst schon als Gruppenleiterin bei Jugendbegegnungen dabei. Diese Projektarbeit und die Auslandserfahrung haben mein Leben verändert! In der Schule war ich nie gut in Englisch und mochte die Sprache nicht besonders. Durch die europäischen Projekte habe ich die Sprache viel besser gelernt und meine Angst davor verloren. Deshalb möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass noch mehr junge Menschen solche Erfahrungen machen können.

Wie sieht denn eure Zusammenarbeit im Jugendbeirat aus?

Wendla: Wir treffen uns zweimal im Jahr in Präsenz. Dieses Jahr haben wir uns zur ersten Sitzung im Mai getroffen und jetzt im November nochmal zur zweiten Beiratssitzung. In der Zwischenzeit hatten wir noch ein Online-Meeting mit allen und wir haben verschiedene Arbeitsgruppen gegründet, die sich alle selbst organisieren und individuell treffen. In den Kleingruppen sind meist vier bis sechs Leute. Die meisten haben sich bislang drei bis vier Mal getroffen und arbeiten an einem gemeinsamen Thema.

Welche Themen hat der Jugendbeirat aktuell im Fokus?

Jess: In der ersten Sitzung im Mai haben wir viel über die Programme gelernt und uns ausgetauscht. Letztlich haben wir sechs große Themenbereiche identifiziert, an denen wir schwerpunktmäßig arbeiten möchten. Dazu gehören Diversität, Awareness, Nachhaltigkeit, Vernetzung und Kommunikation, Programmatik sowie Zugang und Antrag. Für viele von uns sind die Förderprogramme und -formate in ihrer ganzen Bandbreite noch komplex. Niemand von uns weiß alles, aber zusammen wissen wir ziemlich viel! (lacht).

Wendla: Das kann ich nur unterstützen. Wir haben auch kürzlich in der zweiten Sitzung nochmal gemerkt, wie sehr wir alle an einem Strang ziehen. Und wir haben noch mehr verstanden, dass niemand etwas alleine reißen muss, sondern dass wir vor allem zusammen glänzen! Wir haben die Vielfalt in unserem Beirat als Stärke anerkannt.

Eure zweite Sitzung war erst kürzlich im November. Könnt ihr uns einen Einblick in einige Arbeitsergebnisse geben?

Jess OpitzJess: Oh, das sind einige. Unsere AG „Vernetzung und Kommunikation“ plant für 2024 ein Projekt zu den Europawahlen und möchte mit mehreren regionalen Veranstaltungen vor allem junge Erstwähler*innen ab 16 Jahren erreichen, sie zur Europawahl informieren und für Europa begeistern. Das wird sicher ein Highlight! Die Mitglieder unserer Jugendbeirats-AG „Diversität“ haben Steckbriefe mit ihrem persönlichen Beratungsprofil und Bezügen zum Thema Diversität erstellt, damit zukünftig eine noch schnellere und bessere Beratung der internen AG „Inklusion & Diversität“ von JUGEND für Europa erfolgen kann. Unsere AG „Zugang und Antrag“ hat eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht, in der es darum geht, wie für Ehrenamtliche der Zugang zu den Programmen erleichtert werden kann. Die Stellungnahme soll der aktuell laufenden Zwischenevaluation der Programme zugeführt werden.

Wendla: Wir haben uns auch mit dem Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) über die Zwischenevaluierung der EU-Programme ausgetauscht und sind der Frage nachgegangen, inwieweit die Programme den Prioritäten Nachhaltigkeit, Partizipation, Inklusion und Digitalisierung gerecht werden.

Und, wie war eure Einschätzung?

Wendla: Im Bereich Nachhaltigkeit sehen wir z. B. Potenzial bei der Förderung von umweltfreundlichen Reisemöglichkeiten und einer nachhaltigen Nutzung von Materialien. Das Thema Inklusion in der Projektumsetzung sollte unbedingt stärker strukturell angegangen werden. Außerdem würden wir es begrüßen, wenn Projekte in Ausschreibungen und auf ihren Webseiten möglichst transparent machen, welche inklusiven Leistungen sie ermöglichen können, (z. B. Gebärdensprachdolmetschung, barrierearme Räume, Ruheräume als Rückzugsort, Hilfe bei der Anreise und Abreise etc.). Das ist unserer Einschätzung nach ermutigender und zielführender für Nutzer*innen als erst auf Nachfrage auf geäußerte Bedürfnisse einzugehen.

JUGEND für Europa war die Gründung des Jugendbeirats wichtig, um die Perspektive junger Menschen stärker bei der Weiterentwicklung der EU-Jugendprogramme zu berücksichtigen. Habt ihr den Eindruck, dass es funktioniert und ihr Einfluss nehmen könnt?

Jess: Auf jeden Fall! Wir werden zunehmend von verschiedenen Abteilungen von JUGEND für Europa nach unserer Einschätzung oder einer konkreten Zusammenarbeit gefragt. Wir haben auch bei der letzten Sitzung und durch den Austausch mit dem Evaluationsteam vom CAP noch einmal mehr verstanden, dass wir wirklich gehört werden und dass unsere Anregungen sowohl intern von JUGEND für Europa aufgegriffen werden als auch in Rückmeldungen an die Europäische Kommission einfließen.

Wendla: Wir freuen uns auch, in Veranstaltungen und weiteren Gremien mitzuwirken. Zwei unserer Mitglieder sind z.B. auch im Nationalen Beirat für die EU-Programme Erasmus+ Jugend und Europäisches Solidaritätskorps beim BMFSFJ vertreten. Dieses Jahr waren wir als Jugendbeirat auch bei der großen Trägerkonferenz „Treffpunkt 2023“ in Workshops beteiligt und im nächsten Jahr wirken wir an der Umsetzung der neuen Veranstaltungsreihe zum Thema „Klimakrise und internationale Lernmobilität: Wie geht das zusammen?“ mit.

Das klingt insgesamt so, als wenn ihr schon mittendrin und sehr gefragt seid! Ihr engagiert euch ja alle ehrenamtlich im Jugendbeirat neben Schule, Studium oder Arbeit. Wie organisiert ihr euch und welche Unterstützung braucht und bekommt ihr als Beirat?

Jess: Wir haben mit Marlene und Yvonne feste Ansprechpartnerinnen bei JUGEND für Europa, an die wir uns immer wenden können. Zusätzlich haben wir unsere externe Prozessmoderatorin Maren. Sie alle helfen uns dabei, dem Jugendbeirat eine Struktur zu geben. Zusätzlich sind sie die Schnittstelle zwischen uns und Anfragen an den Beirat, die von Mitarbeitenden von JUGEND für Europa oder auch von Externen kommen. In der Arbeit an sich sind wir aber völlig frei. Wir fühlen uns insgesamt sehr gehört und ernst genommen, alles findet auf Augenhöhe statt.

Was habt ihr denn für euch persönlich aus eurer Arbeit im Jugendbeirat bislang mitgenommen?

Jess: Viel Hoffnung! In dieser Zeit, in der es so viele Krisen gibt, berührt es mich total, dass so vielen jungen Menschen Jugendarbeit so wichtig ist und sie einen Mehrwert darin erkennen. Das gibt mir Kraft!

Wendla: Ich habe auch auf vielen Ebenen etwas mitgenommen. Die Beratungsfunktion ist für mich völlig neu. Ich lerne gerade, mir meine eigene Erfahrung anzuerkennen und sie weiterzugeben. Das ist eine tolle Erfahrung der Selbstwirksamkeit.

Liebe Jess, liebe Wendla, vielen Dank für eure Einblicke in die Arbeit des Jugendbeirats und viel Erfolg für all das, was sich der Jugendbeirat für 2024 vorgenommen hat. Wir freuen uns über alle weiteren Anregungen zur Umsetzung der EU-Programme und dass ihr auch persönlich so wertvolle Erfahrungen sammelt.

(JUGEND für Europa)

Weiterführende Informationen

Mehr Infos zum Jugendbeirat: JUGEND für Europa - Jugendbeirat bei JUGEND für Europa (jugendfuereuropa.de)

Mehr Infos zur Veranstaltungsreihe Nachhaltigkeit: JUGEND für Europa - Klimakrise und internationale Lernmobilität: Wie geht das zusammen? (jugendfuereuropa.de)