02.02.2021

"Bereitschaft sich gegenseitig zu unterstützen, ist schon sehr ausgeprägt"

"Corona? – Connect! PandeMEETing in der Corona-Krise" – so lautete der Titel zweier Workshops, die JUGEND für Europa Ende 2020 organisierte. Ermittelt wurden die Erfahrungen von Antragstellern aus der internationalen Jugendarbeit während der Corona-Pandemie.

Moderiert wurden die Veranstaltungen von Claudio Orlacchio, Kristina Stuhrmann und Julia Motta. Mit ihr sprach Marco Heuer.

JUGEND für Europa: Frau Motta, wie waren die Workshops denn aufgebaut?

Julia Motta: Zunächst einmal haben wir die gegenwärtige Situation der Träger erörtert. Anhand von Leitfragen wurden die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit im Europäischen Solidaritätskorps und im Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION. besprochen. Die Teilnehmer*innen haben das Ganze dann auf einer digitalen Pinnwand dokumentiert. In einer zweiten Austauschrunde haben wir uns mit der Zukunft beschäftigt und der Frage, was die Träger an Unterstützung durchs Programm brauchen, aber auch voneinander. Auch diese Ergebnisse wurden dokumentiert.

Am ersten Workshop haben 15 Vertreter*innen von Trägern/Antragstellern teilgenommen, beim zweiten Workshop waren es acht. Welche Wünsche und Sorgen haben die Teilnehmer*innen denn geäußert?

Es gab viele Fragen, die im Austausch eine Rolle gespielt haben. Etwa: Wie lassen sich junge Menschen für digitale Angebote begeistern? Wie können bestehende Partnerschaften unterstützt werden? Wie können digitale Tools genutzt und didaktisch sinnvoll eingesetzt werden. Aber auch: Wann sollten wir entscheiden, ein Projekt "aufzugeben"?

Wie trifft Corona derzeit denn die Trägerinnen und Träger?

Auf ganz verschiedenen Ebenen. Finanziell beispielsweise durch die Stornierung von Buchungen. Kosten entstehen auch, weil Wohnungen für Freiwillige leer stehen. Viele Projekte mussten verschoben werden, andere fielen ganz aus. Die Partnerorganisationen im Ausland sind teilweise besonders hart getroffen. Die Perspektiven sind unsicher. Auf die Frage, wann es wieder "normal" weitergeht, gibt es keine Antworten. Derzeit ist es schwierig, bestimmte Teilnehmer*innen und Zielgruppen zu erreichen. Hinzu kommen technische Hürden – der Zugang zu Technik bei Partnern, Internet-Bandbreite, Datenschutz, um nur einige zu nennen.

Was klappt in der Pandemie denn bislang gut und was noch nicht?

Zum Teil sind einige online-Formate neu erprobt worden, zum Teil nach Aussage der Träger auch sehr erfolgreich. Aber eine grundsätzliche Aussage ist schwierig. Vieles hängt von der Ausstattung der Träger ab und auch davon, wie gut dieser digital aufgestellt ist. Und natürlich spielt die Einbindung in das Netzwerk immer eine große Rolle.

Welche Hilfestellung kann die Nationale Agentur bzw. können die beiden EU-Programme hier leisten?

Fast alle wünschen sich Workshops und Angebote, die sich an den Bedarfen der Träger orientieren. Dazu Beratung und ein enger Kontakt. Gewünscht wird auch die Finanzierung von hybriden Formaten. Ein weiteres Thema: die Umwidmung von Mitteln, zum Beispiel das Reisekosten-Budget in eine vernünftige Konferenztechnik zu investieren. Dann gibt es Unsicherheiten, was passiert, wenn eine Gruppe in Quarantäne muss? Wer bezahlt dann? Und es gibt Visa-Fragen. Nicht EU-Bürger*innen bekommen anscheinend gar keine mehr.

Schwierige Zeiten, aber hat auch etwas Mut gemacht?

Auf jeden Fall. Das Interesse aneinander und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, ist schon sehr ausgeprägt. Viele haben es genossen, sich austauschen zu können und an den Erfahrungen anderer teilhaben zu können. Die Lust auf Vernetzung und mehr Zusammenarbeit war spürbar.

(Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Link: Fragen und Antworten zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf geförderte Projekte in Erasmus+ JUGEND IN AKTION: www.jugend-in-aktion.de/corona/

Link: Fragen und Antworten zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf geförderte Projekte im Europäischen Solidaritätskorps: www.solidaritaetskorps.de/service/corona/