22.10.2019

Europäisches Solidaritätskorps – Horizonterweiterung für junge Menschen und für Organisationen

Heike Zimmermann referiert über die Möglichkeiten des Europäischen SolidaritätskorpsWie funktioniert das Europäische Solidaritätskorps? Welche Formate werden gefördert und wo bekomme ich welche Hilfe bei der Antragstellung? Zu diesen und vielen weiteren Fragen hat JUGEND für Europa Projektträgern in der Akademie Schwerin Rede und Antwort gestanden.

Stefanie Drese war die Begeisterung anzumerken. Es sei ihr ein Herzensanliegen, zu einer Einführungsveranstaltung des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) nach Schwerin einzuladen, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung. Und weiter: "Das ESK bietet eine Horizonterweiterung für junge Menschen. Gerade in Zeiten von Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus ist es wichtig, Barrieren zu überwinden."

Studien zeigten, dass grenzüberschreitende Mobilität nicht nur zu lebenslangem Lernen motiviere, auch Europa werde am Ende gestärkt, so die Ministerin. Drese forderte mehr Öffentlichkeit für das ESK. Es sei wichtig, auch im eigenen Bekanntenkreis für den Freiwilligendienst und für Solidaritätsprojekte zu werben.

17 Millionen Euro stehen Deutschland allein in diesem Jahr für das Europäische Solidaritätskorps zur Verfügung. Eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass Erasmus+ JUGEND IN AKTION im Jahr 2014 "nur" mit 14 Millionen Euro gestartet war. Die Ziele der Nationalen Agentur JUGEND für Europa sind ambitioniert. Bis Ende 2020 wolle man mindestens 10.000 junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren mit dem neuen Programm erreicht haben, erklärte ESK-Programmkoordinatorin Heike Zimmermann.

Vorfreude und noch offene Fragen

"Wenn man heute von Europa spricht, bedeutet das nicht mehr wie früher ganz selbstverständlich eine positive Entwicklung", mahnte Zimmermann, "Selbst Demokratie und Solidarität werden inzwischen in Frage gestellt, das hätte ich mir vor zehn Jahren so nicht vorstellen können." Die Koordinatorin wies darauf hin, dass das neue Programm mit seinen drei Aktionen (Freiwilligentätigkeiten / Praktika und Arbeitsstellen / Solidaritätsprojekte) bestens geeignet sei, um "auf gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren".

In der Schweriner Akademie waren Träger, Verbände und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ebenso geladen wie Akteure im Bereich der beruflichen Orientierung und Integration junger Menschen. Das Ziel: in Workshops genau zu verstehen, wie das neue Programm funktioniert, das beinhaltet auch, dass Fragen zur Antragstellung, Umsetzung und Abrechnung beantwortet wurden.

"Zunächst hat die Umstrukturierung des neuen ESK-Programms etwas gebraucht, um mich zu überzeugen. Auch an das 'Matching-Tool' des ESK muss ich mich erst mal gewöhnen", erklärte Jana Kasten, Koordinatorin für das ESK am Europäischen Integrationszentrum Rostock, "doch gerade für junge Menschen bietet das Programm die Möglichkeit, auf einfache Art in den europäischen Austausch zu kommen."

Konkrete Ideen hat Kasten auch schon: "Wir möchten uns 2021 endlich als Aufnahmeorganisation akkreditieren lassen. Seit über zehn Jahren sind wir bereits koordinierende und Entsende-Organisation für den EFD / das ESK. Nun wird es Zeit, selbst vom interkulturellen Austausch zu profitieren." Durch die höhere Förderung über das ESK werde dieses Vorhaben auch noch mal angeschubst, so die Rostocker Kollegin.

Bernd Meyerink ist als Sozialarbeiter in der operativen Offenen Jugendarbeit im schleswig-holsteinischen Ahrensburg aktiv (mit Anteilen für die Leitung der kommunalen Jugendfreizeiteinrichtung Bruno-Bröker-Haus). Demnächst sollen in seiner Einrichtung Freiwillige über das ESK zum Einsatz kommen. Der Antrag für das Qualitätssiegel als Aufnahmeorganisation ist schon auf dem Weg.

Die zunehmende Bürokratisierung (wie zum Beispiel das Akkreditierungsverfahren) sei aber eine Herausforderung für seine Organisation. Und: "Für Projektentwicklung sind keine extra Arbeitszeiten vorgesehen, das heißt, wenn wir uns am ESK beteiligen wollen, müssen wir uns dafür Arbeitszeit freischaufeln und es irgendwie nebenbei erledigen." Da wäre es natürlich schön, wenn der bürokratische Aufwand geringer werden würde, so Meyerink.

Die Vorteile nutzen. Es lohnt sich

Carolin Eiber vom Rostocker Kompass-Verein schätzt vor allem, dass das neue Programm mehr Möglichkeiten zum Thema Inklusion parat hält. "2020 wollen wir uns erstmals mit Freiwilligenteams auseinandersetzen. Wir sehen da großes Potenzial für beide Seiten", erzählte Eiber. Trotzdem falle es ihr schwer einzuschätzen, wie gut das neue Programm von den Teilnehmenden ihrer Organisation angenommen wird.

Dabei gibt es konkrete Vorteile für die Organisationen, wenn sie sich am ESK beteiligen, so ESK-Programmkoordinatorin Heike Zimmermann. Europa werde in den Arbeitsalltag integriert, die Organisationen bekommen neue Ideen und Impulse für die tägliche Arbeit. Zudem würden die Macherinnen und Macher von einem breiten Fortbildungsangebot und gestiegenen Fördersätzen profitieren.

Und wenn junge Menschen selbst aktiv werden wollen? In dem Fall sollten sie sich das Format der "Solidaritätsprojekte" einmal genauer anschauen. Mit Solidaritätsprojekten können junge Menschen lokal vor Ort ihre eigenen Ideen umsetzen. Für das Projektmanagement werden Pauschalen von 500,- Euro pro Monat bezahlt. Außergewöhnliche Kosten werden zu 100 Prozent übernommen. Voraussetzung: Mindestens fünf Jugendliche zwischen 18 und 30 Jahren schließen sich für zwei bis zwölf Monate zu einem Solidaritätsprojekt zusammen. Bei Bedarf gibt es sowohl administrative Unterstützung von Organisationen als auch durch einen Coach.

"Diese Chance sollten junge Menschen ergreifen", forderte Sozialministerin Drese. Aus Fremden würden Freunde, der Fokus liege auf der Gemeinschaft.

Andere sprechen von Netzwerk und genau dieses möchte auch die Nationale Agentur fördern. Anfang Dezember soll es in Bonn einen Treffpunkt für die ESK-Community geben.

(Marco Heuer für JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Link: Wenn auch Sie mit Ihrer Organisation in das Europäische Solidarlitätskorps einsteigen wollen - alle Information hierzu bietet unsere Webseite zum neuen EU-Programm.

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