05.06.2014

DJHT: Die kommunalen Kräfte müssen intensiver eingebunden werden

Die EU-Jugendstrategie vor Ort umsetzen - was brauchen Fachkräfte zur engagierten Umsetzung? Etwa anderthalb Stunden diskutierten Fachkräfte aus Jugendhilfeeinrichtungen sowie Mitarbeiter der Jugendhilfeplanung mit Vertretern aus verschiedenen Landesministerien über die Umsetzung der zweiten Phase der Strategie in den Jahren 2014 bis 2016.

„Die Tagesordnung für die nächste Sitzung der Bund-Länder AG zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie steht“, scherzte Werner Theisen vom Ministerium für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt am Ende des Fachforums „Die EU-Jugendstrategie vor Ort umsetzen - was brauchen Fachkräfte zur engagierten Umsetzung?“ während des Deutschen Jugendhilfetags (DJHT) in Berlin.

Die Feststellung Theisens kam nicht von ungefähr. Fast anderthalb Stunden hatten sich Fachkräfte aus Jugendhilfeeinrichtungen sowie Mitarbeiter der Jugendhilfeplanung mit Vertretern aus verschiedenen Landesministerien darüber ausgetauscht, wie die Umsetzung der zweiten Phase der Strategie in den Jahren 2014 bis 2016 optimiert und ausgerichtet werden kann. Die Ergebnisse der in zwei Gruppen diskutierten Themen sollen laut Theisen in der AG diskutiert werden, denn es sei deutlich geworden: eine Umsetzung der anvisierten Ziele scheitert in Teilen daran, „dass die Informationen nicht bei den Fachkräften vor Ort ankommen“. Und es mangelt - insbesondere in kleinen Organisationen - an Ressourcen, um die begleitend zur EU-Jugendstrategie geschaffenen finanziellen Fördermöglichkeiten hinreichend nutzen zu können. „Das sind Herausforderungen, die wir in der AG thematisieren“, versprach Theisen. Am Ende des Prozesses erwartet er aber keine „16:0-Lösung, als identische Lösungen in allen Bundesländern“, denn: „Die Situationen in den Bundesländern sind sehr unterschiedlich.“ Sicher ist für Theisen aber eins: Es müssen zusätzliche Strategien entwickelt werden, wie „noch mehr auf Europa neugierig gemacht werden kann“.

Dieses Ziel verfolgt die Bund-Länder AG zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie in der zweiten Phase mit Nachdruck und verschiedenen Mitteln, wie Theisen zu Beginn des Fachforums mit Thomas Thomer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erläuterte. Im Gespräch mit Dr. Mike Seckinger, dem Leiter der Fachgruppe Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe beim Deutschen Jugendinstitut (DJI), machten Thomer und Theisen deutlich, dass es in dieser Phase nun darum geht, die bereits entwickelten Konzepte mit Leben zu erfüllen und eine stärkere Einbeziehung der Träger öffentlicher und freier Jugendhilfe hinzubekommen. Denn Thomer und Theisen sind überzeugt: Die zentralen Ziele lassen sich nur dann nachhaltig realisieren, „wenn wir die kommunale Ebene stärker mit ins Boot bekommen“, dies sei bisher nicht hinreichend gelungen.

Dies aber wird kein leichtes Unterfangen, wie in den beiden Gruppendiskussionen deutlich wurde. Zu dünn ist die Personaldecke in vielen Einrichtungen, um die internationale Jugendarbeit auf europäischer Arbeit auszubauen. Und es mangelt nicht nur an Mitarbeitern, sondern auch an Geld. Schwierig aus Sicht der Fachkräfte zudem: gerade für die Finanzierung einer erfolgreichen Arbeit mit Benachteiligten, wie sie von der Politik oft gefordert werde, fehle. Umgekehrt beklagte Theisen aber auch, dass den Ländern nicht selten auch die entsprechenden Jugendhilfeträger als Partner fehlten.

Bei der Ausbildung der Fachkräfte, so die Feststellung der Diskutanten, fehle eine Ausrichtung hin zu europäischen Themen. Aber auch die Zahl der institutionellen Stellen sei zu gering, um eine erfolgreiche Arbeit mit internationaler Ausrichtung vor Ort zu schaffen. Und die Wertschätzung eines Engagements in internationalen Projekte fehle ebenfalls oft: „Das fällt nicht selten in die Kategorie Hobby“, so eine der Gesprächsteilnehmerinnen aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus. Es müsse daher gelingen, engere Verknüpfungen der Jugendhilfeträger mit Brüssel und der europäischen Politik hinzubekommen. Und bei der Umsetzung möglicher Projekte sei Kreativität gefragt – auch bei der Kooperation unterschiedlicher Partner, die sich in ihrem Tun ergänzen.

Dies aber nicht, um „europaeinheitliche Richtlinien für eine Jugendhilfe mit identischen Lösungen zu erhalten“, wie es Werner Theisen sagte: „Wir müssen aber voneinander wissen“ – nur so könne man auch innerhalb des Staatenbundes voneinander lernen. Und das sei wichtig, denn: „Wir können als Jugendhilfe dazu beitragen, dass Europa geeint bleibt“, so Theisens abschließendes Fazit.

(Ralf Recklies für JUGEND für Europa)

Kommentare

    Bislang gibt es zu diesem Beitrag noch keine Kommentare.

    Kommentar hinzufügen

    Wenn Sie sich einloggen, können Sie einen Kommentar verfassen.