02.12.2013

"Eine neue Jugendpolitik für Europa – Für Befähigung und Einbeziehung aller jungen Menschen"

Die Ergebnisse des Multilateralen Peer Learning-Projektes zur Jugendpolitik wurden am 25. November 2013 in Brüssel vorgestellt. Sie benennen u.a. Zutaten für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Jugendpolitik.

Rückblick. Die Regierungen der flämischsprachigen Gemeinschaft Belgiens, der Tschechischen Republik, Frankreichs, Litauens, der Niederlande, Schwedens und Deutschlands wollten 2011 die neue EU-Jugendstrategie beim Wort nehmen und das darin empfohlene Peer Learning-Verfahren für ein gemeinschaftliches Nachdenken über die Herausforderungen einer künftigen Jugendpolitik nutzen.

Auf Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) traf man sich 2012 / 2013 zu drei thematischen Seminaren:

  • Rolle der Regionen und Kommunen (Juni 2012 in Berlin)
  • "positive Jugendpolitik" (Oktober 2012 in Rotterdam)
  • sektorübergreifende Jugendpolitik (April 2013 in Prag).

In Brüssel wurden die erarbeiteten Ergebnisse dieser Treffen nun vorgestellt. Die litauische Regierung, die zurzeit die EU-Präsidentschaft innehat, hatte hierzu in ihre Vertretung eingeladen.

Jugendpolitik ist Zukunftspolitik

Die litauische Sozialministerin Algimanta Pabedinskiene lobte die Kooperation in Sachen Jugendpolitik. Sie böte hervorragende Gelegenheiten für eine kontinuierliche Prüfung der eigenen Erfahrungen, sagte sie.

Regina Kraushaar, Abteilungsleiterin Jugend im BMFSFJ, meinte, Jugendpolitik müsse mehr sein als bloße Reaktion auf akute Problemlagen. Das Peer Learning habe "gezeigt, wie wichtig die Neujustierung von Jugendpolitik und ihre Etablierung als gesellschaftliche Zukunftspolitik sowohl in den Mitgliedstaaten als auch auf europäischer Ebene ist, um den gemeinsamen Herausforderungen des demografischen Wandels und den wachsenden Anforderungen an junge Menschen in einer globalisierten Welt wirksam zu begegnen."

Zwar seien die Lebensbedingungen von Jugendlichen in allen Ländern unterschiedlich. Jedoch sei in allen Ländern die Lebensphase Jugend durch nationale und internationale gesellschaftliche Veränderungen besonders betroffen. Im Rahmen des Multilateralen Kooperationsprojektes sei es trotz aller nationalen Unterschiede gelungen, gemeinsame wichtige Zutaten für nationale und europäische Jugendpolitiken zu finden und Werte und Zielsetzungen einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Jugendpolitik zu identifizieren.

Zutaten für eine nachhaltige Jugendpolitik

Claudius Siebel von JUGEND für Europa stellte folgende "Zutaten" für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Jugendpolitik vor:

  1. Jugendpolitik muss für alle sein: Jugendpolitik muss alle Jugendlichen im Blick haben, nicht nur so genannte "Problemgruppen", da die Jugendphase inzwischen für fast alle einen zunehmend prekären sozialen Status darstellt.
  2. Jugendpolitik muss "positiv" sein: Jugendpolitik und Jugendarbeit sollte einen "positiven", ressourceorientierten Ansatz haben. Jugendpolitik darf Jugendliche nicht als Problemfaktor oder nur als Arbeitskräfte betrachten, sondern Jugendpolitik und Jugendarbeit sollten an den Stärken und Interessen von Jugendlichen ansetzen und diese unterstützen.
  3. Jugendpolitik muss partizipativ sein: Partizipation und aktive Bürgerschaft sind unabdingbare Bestandteile und Ziele von Jugendpolitik. Die Interessen, Bedürfnisse und Fragen junger Menschen sollten daher auf allen politischen Ebenen einbezogen werden.
  4. Jugendpolitik muss strukturiert und kooperativ sein: Dafür müsse es bindende Regeln geben, die faire und gleiche Lebensbedingungen für alle Kinder und Jugendlichen sichern und gleichzeitig einen ausreichenden Spielraum für deren Umsetzung auf der regionalen und lokalen Ebene lassen. Das Zusammenspiel von lokalen, regionalen und nationalen Verantwortlichkeiten muss ebenfalls geregelt sein.
  5. Jugendpolitik muss sektorübergreifend arbeiten: Jugendpolitik muss ein eigenständiger Bereich sein, aber gleichzeitig sektorübergreifend mit allen Politikfeldern kooperieren, in denen es um Jugendbelange geht. Umgekehrt muss in allen Politikfeldern regelmüßig geprüft werden, ob und wie Entscheidungen die Belange von Jugendlichen betreffen.
  6. Jugendpolitik muss evidenzbasiert sein: Jugendpolitik muss evidenzbasiert sein, um auf kommende Veränderungen und Herausforderungen proaktiv handeln zu können. Auf der Grundlage eines besseren und größeren Wissens über die Situation Jugendlicher können Entscheidungen abgesichert werden, gleichzeitig dienen valide Daten auch dazu, das Bild von Jugend in Politik und Gesellschaft positiv zu verändern.

Es steht auf der Agenda

Pascal Lejeune, Leiter der Abteilung Jugend bei der Europäischen Kommission, bedankte sich für die Arbeit der Peer-Gruppe. Er freute sich, dass sich Peer Learning als Instrument der EU-Jugendstrategie bewährt habe. Er forderte mehr Aufmerksamkeit für Jugendpolitik und eine bessere Qualität der Jugendarbeit. Der Arbeitsplan der Europäischen Kommission für die kommenden Wochen bringe weitere Aspekte und Themen für noch mehr Peer Learning, sagte er.

Auch Regina Kraushaar bekräftigte, wie wichtig europäisches Peer Learning sei, da sich nationale Jugendpolitiken immer stärker grenzübergreifenden Lebenssituationen von Jugendlichen stellen müssten. Mit dem vorgeschlagenen europäischen Arbeitsplan käme man den heute gehörten Forderungen zur Jugendpolitik "ein gutes Stück näher".

(Quelle: jugendpolitikineuropa.de)

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Zum Nachlesen: A new youth policy for Europe

Zum Anschauen: Das Video zur Veranstaltung finden Sie in unserem YouTube - Kanal.

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Die "Transferstelle für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa" von JUGEND für Europa führte im Auftrag des BMFSFJ dieses multilaterale Kooperationsprojekt durch.

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