14.05.2013

Zwischenevaluation zum Strukturierten Dialog veröffentlicht

Der Strukturierte Dialog (SD) ist ein Instrument zur Förderung von Jugendpartizipation im Rahmen der EU-Jugendstrategie (2010-2018). Die nationale Umsetzung des Strukturierten Dialogs in Deutschland wird seit 2010 von der Forschungsgruppe Jugend und Europa am C-A-P im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Ein Thesenpapier fasst die zehn wichtigsten Erkenntnisse zum Strukturierten Dialog aus Sicht der beteiligten Akteure zusammen.

  1. Der Strukturierte Dialog trifft bei allen Beteiligten auf eine prinzipielle Zustimmung. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Einordnung der jeweiligen Projekte in die Zusammenhänge des Strukturierten Dialogs sowie der EU-Jugendstrategie den meisten Projektverantwortlichen zumindest ansatzweise bekannt. Den Entscheidungsträger_innen und den Jugendlichen sind die europa- und bundespolitischen Implikationen jedoch weiterhin eher weniger bewusst.

  2. Der Strukturierte Dialog verleiht aus Sicht aller Akteure der Jugendbeteiligung vor Ort politische Relevanz sowie einen neuen Schwung und erfüllt eine Motivierungs- und Aktivierungsfunktion. Vor allem für die Projektverantwortlichen der Jugendarbeit bedeutet er Rückenwind und Unterstützung aus Europa für die eigene Arbeit im Bereich der Jugendpartizipation vor Ort.

  3. Bei der Umsetzung des Strukturierten Dialogs treffen zumeist Top-down-Ansätze und Bottom-up-Projekte aufeinander. Hiermit verbindet sich für die Träger und Projektverantwortlichen die Frage, wie sich dies konstruktiv verknüpfen und ein längerfristiger Mehrwert generieren lässt.

  4. Die Projektumsetzung des Strukturierten Dialogs in kommunale und lokale Kontexte ist für die Beteiligten wichtig, um diesen zu verorten und mit der konkreten Lebenswelt der Jugendlichen zu verbinden. Dabei nutzen die Projektverantwortlichen eigene Interpretations- und Handlungsspielräume.

  5. Die europäische Dimension wird von den Projektverantwortlichen als ein Kernmerkmal des SD anerkannt, wobei sie als zentral erachten, zielgruppenspezifische Zugänge zum Thema Europa zu wählen. Die Umsetzung der EU-Konsultationsthemen bzw. der nationalen Themenkorridore stellt dabei eine schwierige und komplexe Herausforderung dar. Je nach den Bedürfnissen und Gegebenheiten vor Ort werden die Themen aufgegriffen und variiert.

  6. Die Projektverantwortlichen befürchten im Hinblick auf die komplexe Anlage des Strukturierten Dialogs eine Überforderung der Jugendlichen. Daher suchen sie Ansatzpunkte zur Umsetzung in der direkten Lebenswelt der Jugendlichen. Sie sehen sich hierbei in einer Vermittlungsfunktion.

  7. In den Projekten zum Strukturierten Dialog sind für die Jugendlichen in Ergänzung zu den verbalen Reflexionsprozessen auch mediale und künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten wichtig. Besonders im Hinblick auf schwer erreichbare Jugendliche erfüllen diese kreativen Zugänge durch ihre Empowerment-Funktion eine Schlüsselrolle.

  8. Für das Gelingen der Dialogprozesse sind Settings erforderlich, die einen ernsthaften und respektvollen Austausch auf Augenhöhe zwischen den beteiligten Akteuren ermöglichen. Damit dies gelingen kann, wird eine gezielte Vorbereitung der Jugendlichen und der Entscheidungsträger_innen auf die konkrete Dialogsituation als notwendig erachtet.

  9. Dialogprozesse zwischen Jugend und Politik brauchen Zeit, Ausdauer und Kontinuität, damit sie sich gewinnbringend entwickeln können. Das ist manchmal für die Jugendlichen schwer, die ein anderes Tempo als das der regulären Politikprozesse wünschen. Eine wichtige Rolle spielen daher Träger der Jugendarbeit als Mittler und Kümmerer für die Prozesse.

  10. Mit Blick auf die finanzielle, strukturelle und personelle Ausstattung ist es angesichts der aktuellen Sparhaushalte für die Jugendarbeit schwierig, den Strukturierten Dialog über die konkrete Projektförderung hinaus nachhaltig zu verankern und in die Breite zu bringen.

(Autorinnen: Eva Feldmann-Wojtachnia / Dr. Barbara Tham; Centrum für angewandte Politikforschung, Forschungsgruppe Jugend und Europa)

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Den vollständigen "Evaluierungsbericht 2012 zum Strukturierten Dialog" finden Sie auf www.cap-lmu.de

Der Strukturierte Dialog wird gefördert über die Aktion 5.1 des EU-Programms JUGEND IN AKTION. Informationen zu den Förderrichtlinien finden Sie hier...

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