17.12.2012

Frischer Wind in der Kita oder EU-Jugendstrategie ganz praktisch

Die Kita Domschlösschen im thüringischen Nordhausen hat im Oktober 2009 die erste Europäische Freiwillige aufgenommen. Diana aus Georgien verbrachte zwölf Monate in Nordhausen, ihr folgte Emilia aus Finnland. Augenblicklich leistet Sophie, eine junge Engländerin, den EFD in der Kleinstadt am Südrand des Harzes.

Insgesamt 80 Mädchen und Jungen im Alter zwischen zwei und sechs Jahren besuchen die Einrichtung. Seit drei Jahren nimmt die Kita Europäische Freiwillige auf. Sie unterstützen die Pädagoginnen bei ihrer täglichen Arbeit. Susanne Rathsfeld, die die Freiwilligen als Tutorin und Koordinatorin begleitet, unterstreicht die positiven Erfahrungen der Kita mit dem EFD. „Die drei Freiwilligen, die bislang zu uns gekommen sind, besitzen jeweils einen anderen kulturellen Hintergrund und sind auch charakterlich sehr unterschiedlich. Wir konnten daher vielfältige Eindrücke gewinnen, von denen sowohl unser Team als auch die Kinder profitieren.“

Unterschiedliche Voraussetzungen

Bei der Auswahl der Freiwilligen ist den Mitarbeiterinnen der Kita Domschlösschen vor allem daran gelegen, dass die Bewerberinnen ein Interesse an der Arbeit mit Kindern zeigen. Vorteilhaft sind zudem Englischkenntnisse. Die spielerische Vermittlung von Englisch ist Bestandteil der Gruppenarbeit. Insbesondere Emilia und Sophie konnten bei der Weitergabe von Englischkenntnissen von Beginn an erfolgreich mitwirken. Für Diana war die Mitarbeit zunächst schwieriger, da sie aus ihrer georgischen Heimat nur geringe Vorkenntnisse mitbrachte.

Die Freiwilligen nehmen am gesamten Tagesablauf teil, der stets mit dem gemeinsamen Frühstück beginnt und sich mit dem Freispiel fortsetzt. Die pädagogische Lehre von Friedrich Wilhelm August Fröbel spielt im Domschlösschen eine besondere Rolle: Die Mädchen und Jungen sollen in ihrer Entwicklung zu einem frei denkenden und selbständigen Menschen unterstützt werden und sich der Welt der Erwachsenen spielerisch nähern. Daher steht die Freiarbeit täglich auf der Agenda.

Finnische Kinderlieder

Insbesondere die Zusammenarbeit mit Emilia aus Finnland haben die Pädagoginnen der Kita Domschlösschen als belebend und bereichernd in Erinnerung. „Wir hätten sie gerne für immer bei uns behalten“, sagt Susanne Rathsfeld. „Emilia hat sich außerordentlich schnell integriert und hatte sofort einen guten Draht zu den Kindern. Die starke Bindung hielt auch nach dem EFD. Sie reist immer noch, sobald sie nur einige Tage Zeit hat, von Finnland nach Nordhausen, um uns zu besuchen.“

Die Kommunikation mit den Kindern funktionierte vom ersten Tag an reibungslos. „Kinder brauchen nicht viele Worte, um zu verstehen. Wichtig ist lediglich, dass man auf sie eingeht. Das funktioniert auch über Gestik und Mimik“, erklärt die Pädagogin. Die Kinder haben Emilia mit ihrer offenen Art schnell ins Herz geschlossen.

Die Kleinen konnten viel über die finnische Heimat der Freiwilligen lernen. Einmal wöchentlich fand ein finnischer Tag statt. Dabei sangen die Kleinen finnische Kinderlieder und erfuhren Details über die Tradition des skandinavischen Landes. So ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, wenn in Nordhausen eine Fünfjährige ihren Großeltern erklärt, wie man in Finnland die Sonnenwende zelebriert.

Fruchtbar für beide Seiten

„Unsere Kleinen entwickeln durch den Kontakt mit Menschen aus anderen Ländern ein Bewusstsein für unterschiedliche Lebensweisen und Gewohnheiten. Sie spüren, dass die Welt nicht überall gleich ist. Das ist in diesem Alter eine grundsätzliche Erfahrung. Die Mädchen und Jungen lernen sehr früh, mit verschiedenen Charakteren umzugehen und steigern dadurch ihre soziale Sensibilität. Außerdem tut jemand, der anders ist, uns und den Kindern gut“, fasst Susanne Rathsfeld die Erkenntnisse des Teams der Kita Domschlösschen zusammen.

Diana hat es in Nordhausen so gut gefallen, dass sie auch nach dem EFD geblieben ist. Sie lebt bis heute in der Stadt. Emilia hat sich inzwischen entschieden, Grundschullehrerin zu werden. In Thüringen hat sie wichtige Impulse für ihren weiteren Lebensweg gewonnen. Man darf gespannt sein, welchen Einfluss der EFD auf den weiteren Lebensweg von Sophie ausüben wird. So haben die Kinder der Kita durch die Kooperation etwas mitgenommen und auch die Freiwilligen gewinnen durch diese Erfahrung wichtige Impulse für ihren weiteren Lebensweg.

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