16.12.2019

Ein Ort für neue Netzwerke und Partnerschaften

Workshopphase Treffpunkt.ESK 2019

Beim Treffpunkt.ESK 2019 in Bonn kamen Träger zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen, Umsetzungsmöglichkeiten und Perspektiven eines solidarischen Europas auszutauschen. Nach einem Jahr Laufzeit des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) werden die unterschiedlichen Formate immer klarer.

Was bedeutet das Europäische Solidaritätskorps für den Einzelnen? Zu Beginn des Treffpunkt.ESK 2019 in Bonn ploppten dazu im digitalen Abstimmungstool "Mentimeter" Begriffe unterschiedlichster Größen und Farben in einer Wortwolke auf. Besonders oft nannten die rund 100 Teilnehmer die Worte "Freiwilligendienst", "Engagement" und "Lernen". Aber auch "Bürokratie" und "Stress" kamen vor.

Für einen Großteil der anwesenden Organisationen ist die Arbeit mit europäischen Freiwilligen relativ neu, andere sind bereits seit mehr als 15 Jahren dabei. Dementsprechend vielfältig zeigten sich die Diskussionen vor Ort.

Deutschlandweite Vernetzung

Jens Jury (Evangelische Freiwilligendienste) ist zum ersten Mal beim Treffpunkt: "Wir entsenden Freiwillige und koordinieren Einsätze im ESK. Wir sind vor allem hier, um uns auszutauschen." Und genau dazu ist die alljährliche Konferenz da.

"Der Treffpunkt ist der Ort, um Netzwerke und Partnerschaften aufzubauen und sich über die zentralen Anliegen und Entwicklungen des ESK zu vergewissern", sagte der Leiter von JUGEND für Europa, Hans-Georg Wicke, bei der Eröffnung. Nachdem Ende 2018 der Beschluss getroffen worden sei, mit dem ESK ein eigenes Programm neben Erasmus+ zu stellen, blicke man nun auf vier Antragsrunden, sowie viele Gespräche, Veranstaltungen und eine Deutschland-Tour zurück, um die neuen Formate vorzustellen.

"Wir mussten feststellen, dass das ESK eine eigene Dynamik bekommen hat", berichtete Wicke.

Gute Chance auf Förderung im ESK

"Im ersten Jahr wurde das Programm schwerpunktmäßig von erfahrenen Antragsstellern aus dem Vorgängerprogramm EFD genutzt", resümierte Heike Zimmermann, Programmkoordinatorin für das ESK, im Anschluss. So gab es 2019 199 individuelle Freiwilligeneinsätze sowie zehn Freiwilligenteams. Die Herausforderung bestehe daher weiter darin, den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Zimmermann betonte, dass Organisationen, die Anträge auf Förderung im ESK stellen, sehr gute Chancen auf eine Genehmigung hätten. Denn die Fördermittel seien bislang nicht vollkommen ausgeschöpft worden und würden im Jahr 2020 erneut ansteigen. Zimmermann wies außerdem auf einige Änderungen mit der neuen Programmlaufzeit (2021-2027) hin: die Kontinuität und Flexibilität der Formate und Aktionen, sowie vereinfachte Verfahren zur Antragsstellung und zum Mittelabruf.

Sie versprach außerdem, dass Handbücher und Vertragsunterlagen 2020 auch auf Deutsch vorliegen würden.

Umwelt- und Klimaschutz im ESK

In den Workshop-Phasen des Treffpunkts, die nach den Eröffnungsreden folgten, wurde sich neben den einzelnen Programmformaten auch mit spezifischen Themenstellungen beschäftigt. So ist etwa das Thema Umwelt- und Klimaschutz im ESK wieder verstärkt in den Fokus gelangt.

"Wir merken, dass Nachhaltigkeit für junge Menschen immer wichtiger wird – viele legen zum Beispiel Wert darauf, in ihre Einsatzstellen mit Bus und Bahn und nicht mehr mit dem Flugzeug zu reisen", sagte Mareike Quast (Via e.V.). Gleichzeitig könne man aber beispielsweise einem Jugendlichen aus Georgien nicht zumuten, solch einen Weg auf sich zu nehmen, wie Paul G. Gaffron (Hagener Friedenszeichen e.V.) anmerkte. "Da gibt es nämlich gar keine Busverbindung." Er berichtete, dass in seiner Organisation bereits das dritte Klimaschutzprojekt stattfinde und sich schon kleine Änderungen etabliert hätten, wie etwa der Verzicht auf Plastikflaschen.

Umgang mit Freiwilligen

Ein ganz anderes, aber für die Organisationen immer wichtigeres Thema ist auf der individuellen Ebene zu finden: Psychische Erkrankungen bei Freiwilligen. "Wir hatten eine betroffene Freiwillige, die vorzeitig ihren Dienst beenden musste. Von den Problemen bekommt man vorab beim Skype-Interview meist überhaupt nichts mit", berichtete Cornelia Rieger (Masorti e.V.) aus der Praxis. Ähnliches erzählte auch Henrik Drewes (ijgd Berlin): "Das lässt sich nicht mehr über die Gruppe auffangen. Wir gehen nun offensiver mit dem Thema um und fragen  nach der Zusage für den Freiwilligendienst ab, auf was wir uns einstellen müssen – auch medizinisch", sagte Drewes.

Das gehe in die richtige Richtung, sagte Psychologe und Workshopleiter Klemens Lühr von "Psychologen Online". Sein Rat: "Das Thema mentale Gesundheit sollte bei der Vorbereitung auf den Freiwilligendienst vorbeugend von den Organisationen angesprochen werden."

Nur wenn davon erzählt werde, könne ein Krisenplan entwickelt werden und Unterstützungsstrukturen für den Ernstfall greifen. Bei akuten Problemen, wie einem Rückzug oder einer Persönlichkeitsveränderung, helfe es grundsätzlich, den Freiwilligen zu stabilisieren, zu begleiten und zu fragen, was die Person brauche. Sinnvoll sei auch, in der Organisation ein Grundverständnis über psychische Erkrankungen aufzubauen.

Besonders beschäftigte die Teilnehmer beim Treffpunkt.ESK auch, wo sich Aspekte der Solidarität in ihren Projekten wiederfinden: Von einem sperrigen Begriff war oft die Rede. "Ich denke, dass der Einsatz im ESK ein Dienst ist, der zu solidarischem Handeln im lokalen Umfeld auffordert", meinte Lea Brandt
(EuroPeers).

Solidarisch zeigte sich auch die Veranstaltung insgesamt. "Wir steigen gerade in das ESK ein und haben hier gute Antworten auf unsere Fragen bekommen und erfahren, wie andere den Einstieg gemeistert haben", berichtete Werner Söller (Büro für Jugendarbeit Altenahr). Nicht verwunderlich also, dass die Wortwolke am Ende des Treffpunkts vor allem Begriffe wie "inspiriert", "geschafft", "bereit für Neues", aber auch "vernetzt" und "bereichert" enthielt.

(Lisa Brüßler für JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Die nächste Deadline zur Antragstellung im Europäischen Solidaritätskorps endet am 05.02.2020 um 12:00 Uhr.
Link: Alle Informationen zur Antragstellung finden auf unserer Programmseite zum ESK.

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