21.02.2017

Neues Förderformat "Strategischer Europäischer Freiwilligendienst" – "Mit dem EFD wird sich in den nächsten Jahren viel bewegen lassen"

Vanessa Rötzel2016 feierte der Europäische Freiwilligendienst seinen 20. Geburtstag. Jetzt führt die EU-Kommission mit dem "Strategischen Europäischen Freiwilligendienst" ein zusätzliches Förderformat ein, um mit dem EFD mehr systemische und langfristige Wirkungen erzielen zu können.

Im Interview erläutert Vanessa Rötzel, Programmreferentin in der Leitaktion 1 bei JUGEND für Europa, warum das neue Förderformat besonders für erfahrene EFD-Organisationen interessant ist.

JfE: Frau Rötzel, der Strategische Europäische Freiwilligendienst ist ein ganz neues Förderformat. Was ist er genau?

Vanessa Rötzel: Der Strategische EFD ist eine Erweiterung des klassischen Europäischen Freiwilligendienstes. Mit ihm sollen EFD-Aktivitäten mehr systemische, langfristige Wirkung auf lokaler, regionaler, nationaler, aber auch auf der europäischen Ebene verbreiten können.

Die Projektdauer liegt beim Strategischen EFD zwischen zwölf Monaten und drei Jahren. Im Strategischen EFD können die EFD-Tätigkeiten durch weitere Aktivitäten ergänzt werden: Das können Seminare, Trainingskurse, Coachings, aber auch eine besondere Begleitung etc. sein.

Zusätzlich sollen möglichst Partner aus dem privaten und öffentlichen Sektor eingebunden werden, die zum Erreichen des strategischen Ziels beitragen. Hierunter können zum Beispiel Stiftungen und Firmen fallen, aber auch Verbände mit spezieller Expertise.

An wen richtet sich denn überhaupt der Strategische Europäische Freiwilligendienst?

Anträge stellen können alle Organisationen, die eine gültige Akkreditierung für den Europäischen Freiwilligendienst besitzen. Besonders interessant ist er aber für erfahrene EFD-Organisationen, die den EFD in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen wollen.

Solchen Organisationen gibt der Strategische EFD mehr Instrumente in die Hand, um den EFD noch stärker strategisch zu nutzen. Es können neue Arbeitsansätze entwickelt werden, die helfen, die eigenen langfristigen Ziele zu verfolgen. Die Themen, zu denen gearbeitet werden soll, müssen natürlich in Einklang mit den Programmprioritäten stehen.

Das ist sicherlich nicht für alle EFD-Organisationen interessant. Daher bleibt der klassische EFD unverändert bestehen.                                     

Langfristig strategisch zu arbeiten, bedeutet: Nicht alles lässt sich vorher planen. Geht der Strategische Europäische Freiwilligendienst mit mehr Flexibilität einher?

Ja, vor allem bei der Antragsstellung ist man viel flexibler. Man muss  zum Beispiel noch nicht alle Kooperationspartner und Länder benennen. Das hilft natürlich, wenn man neue Kooperationen aufbauen will. Auch während der Projektlaufzeit können neue Einsatzstellen und Partner dazu gewonnen werden.

Gleichzeitig heißt es nicht, dass man durch den Strategischen EFD mit weniger Aufwand mehr Geld bekommt und mehr Freiwillige in die Welt schicken kann. Es bedeutet nur, dass im ersten Schritt vielleicht etwas weniger Aufwand entsteht, da die weiteren Schritte nach und nach erfolgen können. Aber auf der strategischen Ebene werden mehr Ressourcen und Aufwand benötigt.

Generell ist es also immer hilfreich, sich zur Beratung telefonisch an uns zu wenden oder unsere Projektwerkstätten zu besuchen.

Können Sie das an einem Beispiel deutlich machen, wie so ein Strategischer EFD konkret aussehen könnte?

Nehmen wir mal an, eine EFD-Organisation in Berlin hat schon einige Einsatzstellen.  Ihnen fällt auf, dass aktuell jede Hand bei der Flüchtlingsintegration gebraucht wird. Also überlegt sich die Organisation eine Strategie, wie sie in den nächsten drei Jahren weitere Berliner Flüchtlingseinrichtungen zu EFD-Einsatzstellen machen kann. Wie soll das Netzwerk aufgebaut werden? Wie können die Freiwilligen bei der Arbeit mit der schwierigen Zielgruppe unterstützt werden? usw..

Das ist ein Beispiel für die lokale Ebene. Kann man sich das auch in einem größeren Kontext vorstellen?

Klar, das geht natürlich auch auf der europäischen Ebene: Eine Kommune in Deutschland hat verschiedene Partnerstädte in Europa. Sie führt aber bislang immer nur mit einer Partnerstadt EFD-Projekte durch. Ihre EFD-Aktivitäten würde sie gerne ausbauen, damit noch mehr Jugendliche auch in den anderen Partnerstädten aktiv werden können.

Über einen Zeitraum von drei Jahren wird nun ein EFD-Netzwerk aufgebaut, bei dem jede Kommune Jugendliche in die Partnerkommunen entsendet und im Gegenzug junge Menschen aufnimmt, die sich in der kommunalen Jugendarbeit engagieren. Wieder zuhause können die Freiwilligen ihre Erfahrungen einbringen.

Gerade die kommunale Ebene hat vielfältige Möglichkeiten, Europa näher an die Kinder und Jugendlichen zu bringen.

Das deutet darauf hin, dass der EFD an Bedeutung gewinnt. Geht das denn mit einem gewachsenen Budget einher?

Eindeutig. Allein für den EFD in Deutschland wurde das Budget von 6,2 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 10,1 Millionen Euro in diesem Jahr angehoben, das sind also knapp vier Millionen Euro mehr. Dies hängt auch mit der Einführung des Europäischen Solidaritätskorps im Dezember zusammen. Bei dessen Umsetzung spielt der EFD ja eine ganz entscheidende Rolle.

Also: Der EFD genießt eine ganz hohe Priorität derzeit. Mit ihm wird sich in den nächsten Jahren viel bewegen lassen.

(Das Interview führt Lisa Brüßler im Auftrag für JUGEND für Europa.)

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Die erste Antragsfrist für den "Strategischen Europäischen Freiwilligendienst" endet am 26.04.2017 um 12:00 Uhr.

Link: Alle Informationen zu diesem Förderformat finden Sie auf unserer Programmseite JUGEND IN AKTION...

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