01.10.2015

"Stay political!": Kämpfen für die europäische Idee beim comeback 2015

Der Europäische Freiwilligendienst ist ein wichtiges politisches Zeichen, dennoch wäre er nichts ohne Sie“. Mit diesen Worten eröffnete Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMFSFJ das Podiumsgespräch auf dem diesjährigen comeback in Berlin. Sie dankte allen 250 Anwesenden, die im vergangenen Jahr einen EFD im Ausland absolviert hatten.

"Die jungen Menschen, die ins Ausland gehen, um andere Kulturen und Sprachen kennenzulernen, leisten einen wichtigen Beitrag zur europäischen Integration und zum europäischen Frieden", betonte Caren Marks die politische Bedeutung des Europäischen Freiwilliendienstes. Doch sei dies keine Selbstverständlichkeit. So habe zum Beispiel der Deutsche Bundestag vor Kurzem die weitere Unterstützung Griechenlands zugesagt, dennoch stöße das Vorgehen Deutschlands bei anderen europäischen Ländern auf Kritik.

Gemeinsames Verständnis von europäischen Werten muss vermittelt werden

Das bestätigte auch Carsten Umerle, der seinen Europäischen Freiwilligendienst in Polen absolviert hat. "Wenn ich dort mit Menschen über die Schuldenkrise Griechenlands sprechen wollte, wehrten sie das ab – dies sei ein Problem Deutschlands, nicht Polens." Ein gemeinsames Verständnis für die europäischen Werte, die als Grundlage für gemeinsame Antworten dienen sollten, muss sich erst entwickeln, der Europäische Freiwilligendienst kann dazu einen Beitrag leisten.

Eine Schwierigkeit bei der Vermittlung europäischer Werte sei, dass viele junge Menschen in der Realität mit ihren existenziellen Problemen beschäftigt seien, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder Armut, ergänzte EFDlerin Monika Staab und erzählte von ihrer Arbeit als Europäische Freiwillige in einem betreuten Wohnprojekt in Belfast, Nordirland.

"Die Bewohner wussten nicht, wo Italien liegt, geschweige denn hatten sie etwas von europäischen Werten gehört", so Monika Staab. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, denn ohne eine materielle Grundlage verlieren immer mehr Menschen den Glauben an die europäische Idee, den es aber braucht, damit sich Solidarität entwickeln und Wohlstand, Freiheit und Frieden für alle gesichert werden kann.

Der Europäische Freiwilligendienst als Allheilmittel?

Kann der Europäische Freiwilligendienst ein Ausweg sein? Kann er flächendeckend politisches und gesellschaftliches Bewusstsein bei jungen Menschen erzeugen, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr nur etwa 9.000 Jugendliche in Europa die Möglichkeit haben, im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes ins Ausland zu gehen?

Diese Fragen treiben auch Rosa Gather um, ehemalige Freiwillige in der europäischen Jugendkulturhauptstadt Cluj-Napoca, Rumänien. "Den EFD absolvieren meiner Meinung nach zum großen Teil Menschen, die sich eh politisch oder gesellschaftlich engagieren, alle anderen haben wenig Interesse daran", meint sie und fügt hinzu, dass man doch versuchen solle, noch mehr junge Leute mit diesem Programm zu erreichen.

Dies bekräftigte Caren Marks: "Wir kämpfen im Bundesministerium immer wieder für das Programm Erasmus+ und den Europäischen Freiwilligendienst. Doch muss auch auf regionaler und lokaler Ebene der Nutzen erkannt werden und darum rufe ich Sie alle dazu auf, als engagierte junge Menschen die kommunalen Politiker in ihren Wohnorten auf die Wichtigkeit dieses Programms aufmerksam zu machen. Wir müssen für unser Europa im positiven Sinne kämpfen."

Persönliches Engagement zählt!

Die Bedeutung, die jedem einzelnen bei der Entwicklung eines vereinigten Europas zukommt, war wohl eine der Quintessenzen der Podiumsdiskussion beim diesjährigen comeback. Die ehemaligen Freiwilligen kommen mit geweitetem Horizont und einem Verständnis für die Belange anderer Länder, Kulturen, Menschen zurück. Und das ist eben auch ein Potential für das politische Engagement.

"Dabei meine ich mit politischem Engagement nicht ausschließlich Parteipolitik", so Caren Marks. "Es geht dabei vor allem um gesellschaftliches Engagement." Diesen Gedanken griff auch Rosa Gather auf: "Ich will mich bei den EuroPeers engagieren und an der Uni dann Kontakt zur Amnesty-Gruppe aufnehmen."

Aktuell gibt es in Europa, in der europäischen Politik, aber auch auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene viel Uneinigkeit über Fragen wie die Flüchtlingsthematik, die Griechenlandkrise und die europäische Integration. Der Europäische Freiwilligendienst hat die Aufgabe, junge Menschen in diesen Fragen zusammenzubringen.

"Freundschaften entstehen nicht zuallererst zwischen Regierungschefs, sondern zwischen Menschen, und auf dieser Ebene muss man stets daran arbeiten, die europäische Idee weiterzutragen, um Solidarität und Frieden zu garantieren", schloss Caren Marks ihren Beitrag bei der Podiumsdiskussion.

Babette Pohle für JUGEND für Europa
Bild: David Ausserhofer, Berlin

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