30.06.2015

"Akzeptanz für Jugendarbeit muss gestärkt werden"

Lokale Jugendarbeit in Europa ist ungeheuer vielfältig. Allerorts wird in europäischen Städten innovative Jugendarbeit praktiziert. Das europäische Städtenetzwerk "InterCity Youth" will diese Erfahrungen zusammenbringen. Kommunen sollen die Möglichkeit bekommen, voneinander zu lernen und sich fachlich weiterzuentwickeln.
Stefan Fischer ist Abteilungsleiter für Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit des Stadtjugendamts München. JUGEND für Europa sprach mit ihm, was ihn an "InterCity Youth" begeistert.

"InterCity Youth" existiert seit Ende 2014. Zehn Länder sind bislang dem Netzwerk beigetreten. Auf ihrer Gründungstagung im schwedischen Göteborg beschlossen sie, sich an den aktuellen europäischen Entwicklungen im Jugendbereich zu orientieren und diese an den Bedürfnissen der Kommunen auszurichten. Eine erste Konferenz hierzu organisiert das Netzwerk im November 2015.

JfE: Herr Fischer, mit welcher Motivation sind Sie nach Göteborg zur Gründungstagung gereist?

Stefan Fischer: In Deutschland hat die Jugendarbeit keine eindeutige Identität. Sie ringt oft um Akzeptanz. Nicht jeder ist von ihrer Wirkung überzeugt. Deshalb war ich neugierig, wie andere Länder die Jugendarbeit sehen und einordnen. Mein Eindruck: Die anderen haben ähnliche Probleme, viele sehen aber auch die gleichen Stärken wie wir.

Vor allem die Schweden haben Sie beeindruckt?

Ja. Gerade die Schweden betrachten die Jugendarbeit sehr selbstbewusst als eine systematische Möglichkeit für informelles Lernen für Jugendliche. Sie bewerten ihren Erfolg auch nur nach der Einschätzung der jungen Menschen selbst. Dabei geht es einzig und allein um die Frage: Was habe ich durch die Jugendarbeit gelernt? Das hat mir sehr gefallen.

Außerdem war ich beeindruckt, wie viel sich so manches Land schon zur Jugendarbeit überlegt hat und wie viel Kreativität auch mit wenig Mitteln auf die Beine gestellt werden kann.

Können Sie ein Beispiel sagen?

Ich denke da an das Freizeitzentrum in Göteborg. Dort werden die Räume den Jugendlichen selbständig überlassen, um ihren Interessen nachzugehen. Die ganze Abwicklung, Überwachung und Steuerung erfolgt über moderne Kommunikationsmethoden wie Online-Buchung und ein elektronisches Schlüsselsystem für die Registrierung von Räume, Zeiten und Personen.

Toll ist auch, dass die Lernerfahrungen der Jugendlichen in Schweden regelmäßig online abgefragt und miteinander verglichen werden.

Anfang November wird es in Göteborg die erste InterCity Youth-Konferenz geben. Themen sind unter anderem die Förderung internationaler Jugendarbeit sowie deren Bedeutung für die soziale Integration von Flüchtlingen. Welche Ziele erhoffen Sie sich von dem Netzwerk?

Aus meiner Sicht  muss die Qualität und Akzeptanz der Jugendarbeit deutlich gestärkt werden. Dies sollte vor allem durch den Austausch auf der Fachebene geschehen – durch mehr Praxis in den Einrichtungen und einen besseren Methoden-Vergleich. Ziel muss es sein, gemeinsam nach Wegen zu suchen, um die Jugendpolitik stärker in Europa zu verankern.

Wie will sich die Stadt München in diesem Zusammenhang künftig aufstellen?

Wie werden an den Tagungen teilnehmen und zur nächsten Konferenz in Göteborg auch jemanden auf Leitungsebene vom Münchener Kreisjugendring mitnehmen. Darüber hinaus wären wir daran interessiert, Vereinbarungen bzgl. eines "job shadowings" zu treffen. Wir überlegen auch schon gemeinsam mit den Schweden und Holländern eine gemeinsame Evaluationsplattform zu gründen.

Was wäre Ihrer aus Ihrer Sicht noch wünschenswert?

Ich fände es sehr gut, wenn sich weitere Städte aus Deutschland beteiligen würden.

(Das Interview führte Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa.)

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Weitere Informationen

Konferenz: Die nächste Intercity Youth Konferenz findet Anfang November in Göteborg / Schweden statt. Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier...

Hintergrund des Netzwerkes: Common grounds and intentions for InterCity Youth (engl. PDF-Dokument, 70 kb)

Informationen zum Stadtjugendamt München finden Sie hier...

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