12.06.2015

"So ein Projekt könnte Strahlkraft entwickeln" - Über den Aufbau eines EuroPeer-Netzwerkes in Großbritannien

Andrew HadleyAuch in Großbritannien wären EuroPeers genau das richtige Instrument, um Jugendliche für europäische Themen zu interessieren. Davon ist Andrew Hadley überzeugt. Der Brite hat mehr als 20 Jahre für den "British Council" gearbeitet und ist jetzt Geschäftsführer der Jugendbildungs- und Trainingsorganisation "Momentum World". In London will er das Projekt vorantreiben. JUGEND für Europa sprach mit ihm.

JfE: Andrew, wie bist Du mit den EuroPeers erstmals in Kontakt gekommen?

Andrew Hadley: Das war im Mai 2013. Ich hatte damals in Bonn am Kongress "Building Tomorrow´s Europe" teilgenommen. Und ich war beeindruckt, mit welchem Enthusiasmus die EuroPeers ihren Workshop erarbeitet und vorgestellt hatten. Da habe ich gleich gemerkt: Das ist wirklich ein besonderes Projekt. Mir gefiel, dass das Netzwerk für sich Probleme gelöst hatte, die mir vorher in meiner jugendpolitischen Arbeit immer zu schaffen gemacht hatten.

Welche Punkte würdest Du da herausheben?

Für den bisherigen Erfolg der EuroPeers in Deutschland sehe ich im Wesentlichen vier Punkte:

  1. Das Netzwerk wird grundsätzlich von jungen Menschen geprägt und mit Ideen gefüllt.
  2. Die deutsche Nationalagentur unterstützt das Netzwerk kontinuierlich.
  3. Das Netzwerk hat ein klares Ziel.
  4. Die EuroPeers erhalten sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene regelmäßig die Möglichkeit, sich bei jugendpolitischen Aktivitäten zu beteiligen oder sich in neuen Formaten auszuprobieren.

Wie gefragt wäre ein EuroPeer-Netzwerk denn in Großbritannien?

Der Bedarf müsste eigentlich groß sein, denn wenn ich mir anschaue, wie wenig junge Menschen bei uns in internationale Projekte eingebunden sind, wie wenig sie an Austauschen teilnehmen, dann besteht schon ein immenser Handlungsbedarf.

Auf Veranstaltungen im Ausland werde ich immer wieder gefragt: Warum treffen wir keine englischen Teilnehmer? Warum gibt es nicht mehr EVS-Plätze in unserem Land? Das zeigt doch, dass bei uns einiges im Argen ist. Politische Prioritäten werden falsch gesetzt, es fehlt an Geld und Know-How. Unsere größte Herausforderung besteht aber darin, die Jugendlichen selbst zu erreichen. Da wären die EuroPeers genau das richtige Instrument.

Was hast Du Dir für das Netzwerk vorgenommen?

Ich habe die Vision, dass die EuroPeers im Jahr 2020 das bedeutendste jugendpolitische Netzwerk auf europäischer Ebene sind. Sie könnten dem Programm Erasmus+ ganz neuen Schub geben sowie Themen wie persönliche Entwicklung und Beschäftigungsfähigkeit miteinander verknüpfen.

Aber nicht nur das. Wenn ich mir den Euro-Skeptizismus in unserem Land anschaue, dann wäre es doch eine tolle Vorstellung, wenn die EuroPeers bei dem geplanten Referendum über einen EU-Austritt Großbritanniens eine Schlüsselrolle spielen würden. Zum Beispiel mit einer pro-europäischen Werbekampagne, die für viel Aufmerksamkeit sorgen könnte.

Wird es am Ende Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen EuroPeer-Netzwerk geben?

Im Moment können wir das noch nicht richtig beantworten. Fakt ist aber, dass wir uns in Sachen Rekrutierung, Trainingsinhalte und Methoden sowie den möglichen Einsatzorten an Deutschland orientieren werden. Wir sollten aber auch so flexibel sein, dass länderspezifische Besonderheiten bestehen können.

Was sind jetzt die nächsten Schritte?

Wir werden in kleinen Schritten beginnen. Zunächst mal wollen wir eine Kerngruppe von jungen Menschen zu einem Trainingskurs einladen, die sich am Ende vorstellen können, die Initiative zu leiten. Die englische Nationalagentur ist sehr daran interessiert. Natürlich werden wir zu unserem Start auch EuroPeers aus Deutschland, Polen und anderen befreundeten Netzwerken einladen. Sie können uns sicherlich wertvolle Tipps geben. Und wir werden auch mit Eurodesk, Europe Direct und der Vertretung der Europäischen Kommission in Kontakt treten, um zu sehen, welche Art von Unterstützung möglich ist.

Kann das Vorhaben denn überhaupt noch scheitern? 

Die finanzielle Ausstattung und die personellen Kapazitäten sind mangelhaft. Das ist einfach so. Andererseits sollte uns allen klar sein, was für eine Strahlkraft so ein Projekt entwickeln kann. Unsere Organisation "Momentum World" wäre jedenfalls in der Lage, den Aufbau des Netzwerks federführend in die Hand zu nehmen. Jetzt hoffen wir auf politische Unterstützung der englischen Nationalagentur.

(Das Interview führte Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa.)

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Weiterführende Links

Informationen zur Arbeit von "Monumentum World" finden Sie hier...

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