07.01.2015

"Eine ganz normale Jugendliche": Die Jugendvertreterin Dinah Menz über die EU-Jugendkonferenz in Rom

Dinah Menz ist 21 Jahre alt und engagiert sich in Jugendaustauschprojekten wie „east-west-east“ der Jugendbildungsstätte Berchum. Zusammen mit Christine Pollithy (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) und Simon Dümig (Jugendrotkreuz Bayern) war sie auf der EU-Jugendkonferenz in Rom für Deutschland dabei. JUGEND für Europa sprach mit ihr über ihr gesellschaftliches Engagement, ihre Eindrücke in Rom und darüber, dass EU-Jugendpolitik doch gar nicht so trocken ist, wie man manchmal denkt.

Vom 13.-16. Oktober 2014 versammelten sich 180 Jugend- und Ministeriumssvertreter und -vertreterinnen in Rom zur ersten EU-Jugendkonferenz der aktuellen Triopräsidentschaft Italiens, Lettlands und Luxemburgs. Die Jugendkonferenz fand im Rahmen des Strukturierten Dialogs zum Thema „Empowerment junger Menschen zur politischen Partizipation“ statt.

JfE: Was genau ist Deine Aufgabe bei den Jugendaustauschprojekten, in denen Du Dich engagiert hast?

Dinah Menz: Zunächst war ich als Teilnehmerin bei den Projekten dabei. Über die Zeit wurde mir aber immer mehr Verantwortung übertragen, schließlich saß ich in den Teamleader-Sitzungen, hatte  eigene Reflection Groups, hab Arbeitseinheiten und Workshops gegeben und in meiner alten Schule einen „Tag der Toleranz“ veranstaltet. Demnächst will ich ein Training für Trainer besuchen, um noch ein paar Grundlagen zu bekommen.

Das Projekt „Europa sind wir! – Europa ist hier“, bzw. das Nachfolgeprojekt „Meine Rechte, deine Rechte – Menschenrechte“ ist ja auch ein Teil des Strukturierten Dialogs. Was sind Deine Aufgaben in diesem Rahmen und wie hast Du den Dialog auf lokaler Ebene erlebt?

Wir haben regelmäßig Tagungen mit den Jugendlichen, auf die wir auch die lokalen PolitikerInnen einladen. In Kleingruppen bin ich dann eine der ModeratorInnen und in diesem Rahmen stellen die Jugendlichen, für die Politik oftmals keine besonders große Rolle spielt, konkrete Fragen, und die PolitikerInnen sind quasi gezwungen, zu antworten. Danach kommen die Jugendlichen häufig zu mir und bitten mich noch mal konkret, ihnen verschiedene Dinge genauer zu erklären. Das freut mich sehr, denn ich denke, dass wir so vielleicht die jungen Menschen dazu bewegen oder bekräftigen, sich etwas mehr für Politik zu interessieren und sich dafür einzusetzen.

Was war Deine Motivation, Dich als Jugendvertreterin bei der EU-Jugendkonferenz zu bewerben?

Genau das war meine Motivation. Ich bin auch eine ganz normale Jugendliche und war zuvor noch nicht wirklich politisch aktiv. Ich gehöre keiner Partei an, bin kein Mitglied in einem Jugendverband, hab mich noch nie für eine konkrete Richtung eingesetzt oder entschieden, was ich aber auch wirklich gut finde. Klar muss man sich vielleicht irgendwann für irgendeine Sache positionieren, ich kann aber auch für Dinge stehen, die menschlich sind und nicht mit einer bestimmten politischen Richtung verbunden. Mit meiner Bewerbung als Jugendvertreterin bei den EU-Jugendkonferenzen wollte ich zeigen, dass auch normale Menschen Politik machen können. Die Jugendlichen sind jetzt immer ganz gespannt, fragen mich, wie ich die Konferenz in Rom erlebt hab.

War es denn im Endeffekt ein Problem auf der Konferenz, dass Du keiner Partei und keinem Verband angehörst?

Gar nicht. Ich wurde gleichberechtigt aufgenommen und hab mich wohl gefühlt. Ich war sehr beeindruckt, wie viel Erfahrung viele mitbringen, die vielleicht nur ein Jahr älter sind als ich. Und viele sind bereits fertig mit dem Studium, ich ja noch nicht. Auf der anderen Seite habe ich zum Beispiel dort niemanden getroffen mit Erfahrungen im Bereich Trainingskurse und Jugendaustausche, so wie ich.

Welchen Workshop hast Du in Rom besucht und wie hast Du die Diskussionen dort erlebt?

Im Panel „Youth Empowerment for Political Participation“ war ich im Workshop „Education towards political participation“. Da hatte ich Glück, denn das ist ja das, was wir in der Organisation machen. Dort konnte ich viel beitragen. Das Gute war, dass ich erstaunlich viele praktische Beispiele hatte. Andere in meinem Workshop haben sich über Begriffsdefinitionen und die Unterscheidung von „non-formal education“ und „non-formal learning“ gestritten, hatten aber keine Beispiele, an denen sie das festmachen konnten. Ich konnte sagen, mit welchen Methoden wir die Jugendlichen aktivieren.

Wie lief die Konsensbildung im Workshop?

Wir wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Innerhalb unserer Gruppe mussten wir eine Empfehlung formulieren, welche auf 150 Wörter begrenzt war. Das war schon schwierig, da dort natürlich alle mitreden wollen. Als wir uns auf den Konsens einigten, fehlte den Formulierungen schon einiges an Aussagekraft durch die kontinuierliche Reduzierung der Wörter und am Ende blieb ein mehr oder weniger frei interpretierbarer Satz. Das war schon etwas frustrierend.

Man könnte ja sagen, dass die Verallgemeinerung auf EU-Ebene wichtig ist, damit eben die einzelnen Länder spezifische Details anpassen können. Siehst Du darin eine Chance?

Obwohl ich eine Optimistin bin, bringen solche Verallgemeinerungen meiner Meinung nach nicht so richtig viel. Wenn am Ende nur solche leeren Phrasen stehen, denke ich, dass es im Großen und Ganzen wieder nur die interessiert, die sich auch davor schon mit so einem Thema beschäftigt haben. Ich will dennoch klarstellen, dass ich einzig den Prozess der Konsensfindung etwas frustrierend fand. Die Diskussionen an sich waren absolut ergebnisorientiert und sehr interessant.

Welche Anregungen hast Du für Deine weitere Arbeit in der Jugendbildung mitgenommen?

Ich war wie ein Schwamm, hab alles aufgesogen. Alle DiskussionsteilnehmerInnen waren sehr leidenschaftlich bei der Sache, das sind keine langweiligen PolitikerInnen, sondern junge, dynamische Menschen. Außerdem hatte ich dort die Chance, viele interessante Menschen zu hören. Da war zum Beispiel Manfred Zentner von der Donau-Universität Krems, der ein Grundsatzreferat zum Thema Empowerment gehalten hat: „It's not enough to empower the youth but we also need the decision makers to listen and understand.“ war eine seiner viel zitierten Aussagen, die mir persönlich mit am besten gefallen hat. Auch Johanna Nyman, die frisch gewählte Präsidentin des European Youth Forum, hat bei ihrer Rede über „Young People's Access to Rights“ einige großartige Denkanstöße gegeben, zum Beispiel: „Youth is not an age, it's a transition phase.“

(Das Interview führte Babette Pohle im Auftrag von JUGEND für Europa.)

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