24.01.2020

"Voller Tatendrang" – Jugendbegegnungen planen

Bemalter Stein mit einem lächelnden Gesicht

Dos and don’ts bei Jugendbegegnungen: Was muss man alles wissen, um erfolgreich internationale Jugendbegegnungen in Erasmus+ durchführen zu können? Das Training "Jugendbegegnungen+" gibt Antworten. Seit 2014 bieten die deutschsprachigen Nationalen Agenturen für Erasmus+ JUGEND IN AKTION dieses Fortbildungsformat an. Auch während der neuesten Ausgabe in den Liechtensteiner Bergen rief das Einsteigertraining viel Elan und Kreativität hervor.

Der Ort hätte besser nicht gewählt sein können: Malbun, ein prominenter Wintersportort mitten im Fürstentum Liechtenstein. Ein Tagungshaus umrahmt von Schneehügeln. Und mittendrin: diejenigen, sie sich vier Tage lang hochkonzentriert mit den "Dos“ und "Don´ts" von Jugendbegegnungen beschäftigt haben. Ein Einsteigertraining mit so viel Theorie- und Praxisbezug, dass auch für den Feinschliff mit ironischem Unterton genügend Zeit blieb.

Offen bleiben für Überraschungen

"Ich wünsche euch, dass ihr mit eurem geplanten Programm nicht durchkommt", ließ Trainer Michael Kimmig es bewusst provokant verlauten, wohlwissend, dass seine Teilnehmer aus zahlreichen europäischen Ländern das schon einzuordnen wussten. Die Botschaft ist klar: Bei der Planung von Jugendbegegnungen ist mit Überraschungen zu rechnen, mehr noch, es sollte auch auf sie eingegangen werden, so der Coach.

Fokus des Trainings: Kniffe bei der Antragsstellung, die Jugendlichen und das lokale Umfeld verstehen und den Partizipationsgedanken in möglichst vielen Phasen der Jugendbegegnung aktiv einbauen. Klingt einleuchtend. Doch wie herausfordernd die Planung einer Jugendbegegnung sein kann, zeigte schon die Unterscheidung von Thema und konkretem Titel.

Ein gutes Thema sollte die Jugendlichen bewegen, erklärten Michael Kimmig und Co-Trainerin Barbara Sieberth unisono. "Den Titel für die Begegnung findet man besser am Schluss, sonst engt das bei der Planung zu sehr ein."

Ob non-formales Lernen, aktive Partizipation oder interkulturelles Lernen – vor Ort bastelten die Teilnehmenden in Kleingruppen an eigenen Jugendbegegnungen, erstellten Programmabläufe und holten sich wertvolle Tipps von Programmverantwortlichen der Nationalen Agenturen.

"Habt ihr zu viel reingesteckt in euer Programm? Ist eure Partnerorganisation erfahren genug?", wollte Andrea Elmer von der Nationalen Agentur aus Liechtenstein wissen. Ihre österreichische Kollegin, Sophie Hammer, ergänzte: "Der Hauptteil bei einer Jugendbegegnung ist nicht Freizeit, aber Freizeit ist auch wichtig."

Erfahrungshorizont bei Jugendlichen erweitern

Es waren solche Hinweise, die auch Teilnehmenden wie Birke Amarell (20) aus Detmold und Tommy Galido (33) aus Dornbirn/Österreich weiterhalfen. Tommy arbeitet als Jugendarbeiter in einem Jugendhaus. Seine Themen: Graffiti, Hip Hop und Rap. Seine Zielgruppe: Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren. Sein Wunsch für die Zukunft: mehr Offenheit und Dankbarkeit. "Viele leben bei uns in einer Seifenblase. Da sehe ich Jugendbegegnungen als große Chance, jungen Menschen auch mal etwas anderes anzubieten."

"Viele Jugendliche denken, sie seien nicht gut genug, um Auslandserfahrungen zu machen. Entweder glauben sie, es hapere an der Sprache. Oder sie denken, dafür fehle das Geld," hat Birke immer wieder festgestellt. Sie arbeitet mit Jugendlichen im deutsch-französischen Kontext und sieht in Jugendbegegnungen ebenfalls ein probates Mittel, den Erfahrungshorizont zu erweitern.

Dass es in Malbun äußerst kreativ und facettenreich zuging, lassen schon die Namen der angedachten Jugendbegegnungen vermuten: "Patch Work Europe – Identity under construction", "Kuhltour auf dem Bauernhof", "Get out of the box – Selbstbewusstsein stärken" oder "Lernen im 21. Jahrhundert – learn to be".

"Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, an solch einem Seminar teilzunehmen", zog Berna Ceylan Sancak aus der Türkei ihr persönliches Fazit. Die Lehrerin versucht sowohl in ihrem Unterricht als auch ehrenamtlich außerhalb der Schule viel Gelerntes aus Malbun einzubringen. "Wir sind noch längst nicht so weit wie in anderen Ländern, aber ich bin motiviert, meinen Teil dazu beizutragen", erklärte sie. Und es besteht kein Zweifel: Das bleibt kein leeres Versprechen.

Aber auch alle anderen fahren – einmal mehr – voller Tatendrang nach Hause.

(Marco Heuer für JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Link: Jugendbegegnungen werden gefördert über die Leitaktion 1 des EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION. Alle Informationen sowie Unterlagen zur Förderung erhalten Sie auf unserer Programmseite www.jugend-in-aktion.de

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