09.12.2019

Wie profitieren Projektverantwortliche und Teilnehmende vom EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION?

Die Wirksamkeit der europäischen Jugendprogramme wird seit 2008 durch eine europaweite wissenschaftliche Begleitforschung (RAY) evaluiert. Eine neue transnationale Studie "Exploring Erasmus+: Youth in Action" zeigt die Effekte auf, die das EU-Programm auf die Kompetenzentwicklung der Projektverantwortlichen sowie der Teilnehmenden hat.

Ziel der Studie ist es, objektive und subjektive Indikatoren zur Wirksamkeit des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION zu erheben. Im Zentrum stehen Fragen nach den subjektiv von den Teilnehmenden und Projektverantwortlichen wahrgenommenen Effekten in u.a. diesen Bereichen:

  • Effekte in den Bereichen Wissenserwerb und Kompetenzsteigerungen,
  • Effekte im Hinblick auf Veränderungen von Einstellungen und Handeln,
  • Effekte im Bereich der Internationalisierung der Jugendarbeit.

Interviewt wurden ca. 710 Projektleiter/-innen und ca. 2280 Teilnehmer/-innen aus Projekten, die 2017 abgeschlossen wurden.

Thematik der Projekte und Lerneffekte

Bei der Thematik der Projekte ragt die Beschäftigung mit der "kulturellen Vielfalt" in modernen Gesellschaften etwas heraus. Das Thema spielte in zwei Dritteln der Projekte eine hervorgehobene Rolle. Um "Jugend und Jugendarbeit" sowie um "Informelles Lernen" ging es in der Hälfte der Projekte.

Ein wichtiges Ziel von Erasmus+ JUGEND IN AKTION ist die Stärkung von Schlüsselkompetenzen, die man benötigt, um ein Leben lang zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Die EU unterscheidet dabei acht Schlüsselkompetenzen.

Sowohl bei den Projektverantwortlichen wie auch bei den Teilnehmenden sind fast alle Befragten davon überzeugt, vom Projekt profitiert zu haben, wenn es um interkulturelle und soziale Kompetenzen geht.

So sagen zum Beispiel 96% der Projektverantwortlichen und 93% der Teilnehmenden, dass sie ihre Fähigkeit verbessert haben, mit Menschen aus anderen kulturellen Hintergründen auszukommen. Auch die fremdsprachlichen Kompetenzen haben sich dementsprechend nach ihrer Einschätzung verbessert. Dies sagen 94% der Projektverantwortlichen und 93% der Teilnehmenden.

Ebenso werden Eigeninitiative und unternehmerische Kompetenz durch Projekte aus dem Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION gestärkt. 91% der Projektverantwortlichen sind der Meinung, dass sich ihre Fähigkeit eine Idee zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen verbessert hat. Bei den Teilnehmenden sind 83% dieser Meinung.

Deutlich geringer ist das Niveau im Bereich der Medien- und Digitalkompetenz. Hier sind andere Settings für das Lernen wohl geeigneter als die Projekte des Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION mit der Schwerpunktsetzung auf informelle Lernprozesse.

Insgesamt sind die in der Studie herausgearbeiteten Indikatoren zu Wissenserwerb und Kompetenzzuwachs ein starker Beweis dafür, dass Erasmus+ JUGEND IN AKTION die positiven Wirkungen erzielt, die angestrebt wurden.

Partizipation und bürgerschaftliches Engagement

Ein wichtiges Ziel des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION ist es, dazu beizutragen, dass die nachwachsende Generation in Denken und Handeln zur Demokratie steht, sich in die Prozesse der demokratischen Willensbildung einbringt und sich zivilgesellschaftlich engagiert. Die Studie hat eine Vielzahl von Indikatoren benannt, die darüber informieren, ob diese Ziele erreicht werden.

Innerhalb von Erasmus+ JUGEND IN AKTION wirken die verschiedenen Aktivitätstypen unterschiedlich. So tragen die Projekte des "Strukturierten Dialogs" (ab 2019 „Projekte des EU-Jugenddialogs“) am deutlichsten dazu bei, bürgerschaftliches Engagement zu stärken: Mehr als die Hälfte der Befragten sagt, dass sie sich nach einem solchen Projekt stärker engagieren. Nach Jugendbegegnungen wie Fachkräftemaßnahmen sagt dies ungefähr ein Viertel der Befragten.

Auswirkungen auf Organisationen

Die Wirksamkeit des Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION sollte sich nicht nur auf die individuelle Ebene beschränken. Positive Effekte sollten sich auch auf Strukturen und Prozesse der Projektträger nachweisen lassen sowie auf Veränderungen in den politischen Rahmenbedingungen der Jugendarbeit.

Um dies zu untersuchen, waren die Projektverantwortlichen aufgefordert anhand einer Liste von 13 möglichen Veränderungen zu beurteilen, ob sich in ihrer Organisation durch das Projekt etwas getan hat. Das Urteil der Projektverantwortlichen ist durchweg sehr positiv in dem Sinne, dass durch das Projekt viele Prozesse angestoßen wurden.

So konnten durch Erasmus+ JUGEND IN AKTION mehr Kontakte / Partnerschaften zu Organisationen aus anderen Ländern aufgebaut werden. Dies sagen 93% der Projektverantwortlichen. 91% stimmen der Aussage zu, dass mehr Wissenstransfer in ihre Organisation stattgefunden habe. 92% nehmen wahr, dass durch die europäische Projekte sich die Projekt-Management-Kompetenz in ihrer Organisation gesteigert hat.

Kritischer werden die "Verfahren zur Anerkennung der Kompetenzen von Jugendlichen" bewertet. Hier sehen ein Viertel der befragten Fachkräfte noch zu wenig Fortschritte. Erfreulich ist, dass 86% der Projektverantwortlichen der Aussage zustimmen, dass durch die Projekte eine stärkere Einbeziehung von Jugendlichen mit weniger Chancen in ihre Organisation stattgefunden habe.

Link: Die englischsprachigen Ergebnisse der transnationalen Studien können Sie auf der RAY-Seite abrufen (externer Link)...

(JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Die EU-Kommission fördert seit Jahrzehnten unter verschiedenen Programm-Namen internationale Jugendbegegnungen, Freiwilligen-Dienste für junge Menschen und Weiterbildungsprojekte für Fachkräfte in der Jugendarbeit. Noch bis 2020 erfolgt diese Förderung im Rahmen des Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION (seit 2018 auch über das Europäische Solidaritätskorps.

Um die Wirksamkeit dieser Fördermaßnahmen zu untersuchen, wird aus den Mitteln des Programms  eine wissenschaftliche Begleitforschung finanziert. Seit 2008 entstand ein Netzwerk von Nationalen Agenturen, die das Programm umsetzen, und Forschungseinrichtungen, die die Untersuchungen durchführen. Das Netzwerk firmiert unter dem Namen "Research-based Analysis and Monitoring of Erasmus+ Youth in Action" (RAY-MON). Derzeit beteiligen sich 34 europäische Länder an diesem Forschungsverbund.

Link: Alle Informationen finden Sie auf der externen Seite: www.researchyouth.eu/

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