29.09.2017

Checkpoint 2017: Erasmus+ JUGEND IN AKTION vor Ort

Zwei Personen vor einem Banner mit der Aufschrift "Building tomorrows Europe" @Marcus Gloger

Wie erfolgt die Umsetzung von Erasmus+ JUGEND IN AKTION in Deutschland? Welche Beispiele guter Praxis gibt es? Wo gibt es noch Schwierigkeiten? All diese Fragen wurden beim Checkpoint 2017 mit über 100 Projektverantwortlichen diskutiert. Bilanz des Treffens: Viel positive Energie, viele Anregungen für die Zukunft und viele Fragen zum Europäischen Solidaritätskorps, das 2018 eigenständiges EU-Programm wird. 

Zum zweiten Mal nach 2015 lud JUGEND für Europa zu einem Checkpoint Erasmus+ JUGEND IN AKTION ein. Was das Ziel des Checkpoints sei, machte Moderator Andreas Schmitz gleich zur Begrüßung klar: "Es geht hier um Kommunikation, Vernetzung und Austausch."

Der Checkpoint ist das zentrale Treffen, um die Umsetzung von Erasmus+ JUGEND IN AKTION in Deutschland auszuwerten. Über 100 Projektverantwortlichen waren für die eintägige Veranstaltung nach Köln gereist, um Rückmeldungen zu geben – und Diskussionen anzustoßen über die Zukunft des Programms.

Halbzeit für Erasmus+: Zeit für eine Bilanz mit Ausblick

Zuerst aber ging der Blick zurück. Es ist Halbzeit im Programm Erasmus+. Im Juni veröffentlichte die Bundesregierung den Nationalen Bericht zur Halbzeitevaluation von Erasmus+ in Deutschland. Hans-Georg Wicke, Leiter von JUGEND für Europa, stellte die wesentlichen Ergebnisse vor.

Die Zusammenführung von verschiedenen EU-Programmen unter das gemeinsame Dach Erasmus+ habe sich bewährt, so der Bericht. Die neue Programmstruktur habe zu Effizienzgewinnen geführt, Antrags-, Vertrags- und Berichtsanforderungen müssten jedoch vereinfacht werden. Vor allem aber müssten die einzelnen Programmbereiche zukünftig deutlich gestärkt werden.

Eine entscheidende Botschaft des Berichts betraf das liebe Geld: "Die Bundesregierung spricht sich deutlich für einen signifikanten Budgetauswuchs für Erasmus+ aus", so Hans-Georg Wicke.

Wie notwendig dies ist, belegte Manfred von Hebel anhand von Förderzahlen zu Erasmus+ JUGEND IN AKTION aus Deutschland. So sei eine aktuelle Förderquote von knapp 50% in der Leitaktion 1 kaum zu rechtfertigen. Viele gute Projekte müssten abgelehnt werden; besonders ärgerlich sei dies, da die Trägern viel Herzblut in die Projekte investieren.

Stärkung einer europäischen Bürgerschaft: JUGEND IN AKTION erzielt nachhaltige Wirkungen im Wertebereich

Neben Hans-Georg Wicke stellte Dr. Henrik Otten von IKAB e.V. die Ergebnisse des Sektor spezifischen Evaluationsberichts für JUGEND IN AKTION innerhalb von Erasmus+ vor. JUGEND in Aktion wirke seit vielen Jahren überzeugend weiter, berichtete er. Die Projekte führten zu größerer Mobilitätsbereitschaft für Lernen, Leben, Arbeiten. Und sie erreichten zunehmend mehr Jugendliche mit geringeren Chancen.

Innerhalb von Erasmus+ sei JUGEND IN AKTION der Programmbereich der besondere Effekte im demokratischen Bewusstsein kreiere und das zivilgesellschaftliche Engagement fördere. Warum eigentlich, so Dr. Henrik Otten, habe im Vorfeld der Bundestagswahl kein Kandidat darüber gesprochen, wie nachhaltig europäische Jugendarbeit gegen Rechtstendenzen in der Gesellschaft wirke?

Für die Zukunft müsse es darum gehen, dass JUGEND IN AKTION ein eigenes Kapitel im Programmhandbuch sowie einen Unterausschuss im Programmausschuss erhalte. Die Sektor spezifischen Belange müssten gestärkt werden; den Träger müsse mehr Flexibilität eingeräumt werden.

Eine Forderung, die auf große Zustimmung stieß. In verschiedenen thematischen Workshops gaben die Projektverantwortlichen Rückmeldung an die Nationale Agentur JUGEND für Europa. Es gab viel Lob für das Programm und dessen Umsetzung, doch es wurde ebenfalls deutlich, wo es klemmt: Der Verwaltungsaufwand sei zu hoch, war eine immer wieder zu hörende Botschaft. Vor allem kleine Träger und Neueinsteiger hätten es schwer, die Antragsprozedur zu bewältigen. Diese bräuchten einen Bonus bei den Bewertungskriterien.

Lob, Kritik, Empfehlungen – all dies wurden in Workshops gesammelt sowohl  zu den Leitinitiativen wie zu inhaltlichen Schwerpunkten des Programms. Die Ergebnisse fließen nun in die weiteren Diskussionen über die Zukunft des Programms ein. 2018 werden Vorschläge für das Nachfolgeprogramm nach 2020 vorgelegt – die Erfahrungen der Träger werden hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Das Europäische Solidaritätskorps: Ein politisches Signal mit viel Potential

Die Zukunft von Erasmus+ wird also gemacht. Zur Zukunft gehört auch, dass 2018 ein neues EU-Programm eingeführt wird: das Europäische Solidaritätskorps.

Manfred von Hebel, Leiter Projekte und Initiativen bei JUGEND für Europa, erläuterte zum Abschluss der Veranstaltung den aktuellen Stand der Dinge.

Das Europäische Solidaritätskorps sei das Signal, etwas für die europäische Solidarität und gegen das Auseinanderdriften Europas zu tun, so von Hebel. Der Europäische Freiwilligendienst werde dabei (ganz oder teilweise) in das neue Programm übergehen. Alle aktuellen EFD-Akkreditierungen werden für das neue Programm ihre Gültigkeit behalten.

Obwohl das Programm 2018 starten soll, seien derzeit aber noch viele Fragen offen. Momentan gibt es nur einen Vorschlag der EU-Kommission für einen Rechtstext zum Programm. Bis verbindliche Programminformationen feststehen, werde noch ein wenig Zeit vergehen. Damit sei Ende des Jahres zu rechnen.

Nichtsdestotrotz plant die EU-Kommission, eine erste Antragsrunde für Freiwilligendienste Mitte März 2018 zu starten. Alles in allem, so Manfred von Hebel, stecke in dem neuen Programm viel Potential, welches noch gar nicht so richtig sichtbar sei (angefangen über vereinfachte Verwaltungsverfahren für Organisationen bis hin zu neuen Förderformaten).

"Wir werden bei der Einführung des Programms auf jeden Fall ihre Unterstützung brauchen", bekräftigte von Hebel. Im Dezember lädt JUGEND für Europa alle akkreditierten EFD-Organisationen zu einem Treffpunkt.EFD.ESK nach Bonn ein. Zu dem Zeitpunkt sollten von den offenen Fragen so manche geklärt sein.

(JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Link: Ausführliche Ergebnisse der Zwischenevaluation finden Sie hier...
Link: Informationen zum Stand der Dinge beim Europäischen Solidaritätskorps finden Sie hier...

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