01.07.2015

SALTO macht Zukunft: Wachstum, Qualifizierung, Profilierung der Jugendarbeit in Europa

Eine virtuelle "Akademie für die Entwicklung von Jugendarbeit in Europa" zur Umsetzung der Ziele der Europäischen Trainingsstrategie, könnte sich Udo Teichmann, wenn es um die Weiterentwicklung des Netzwerkes geht. Er ist seit dem Jahr 2000 bei SALTO. Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums von SALTO sprach JUGEND für Europa mit ihm über Entwicklungschancen und Visionen.

JfE: SALTO kann auf eine 15-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken, unter anderem was innovative Aus- und Weiterbildungsansätze in Europa und die Anerkennung nicht formaler Lernerfolge betrifft. Welche Ziele gibt es für die kommenden Jahre?

Udo Teichmann: Wir sind - im Sinne des grundlegenden Rechtstextes zu Erasmus+ - "Ressourcenzentren für die Entwicklung der Jugendarbeit" und sollten diese Aufgabe in den nächsten Jahren noch umfassender unterstützen dürfen. Ich vergleiche uns gerne mit den ersten Jahren der Entwicklung von "CEDEFOP", dem Europäischen Zentrum für die Förderung von Berufsbildung. Die feiern übrigens dieses Jahr ihr 40. Jubiläum, herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!

Im Grunde ist CEDEFOP das von der Europäischen Kommission geförderte Resource Centre für den Bereich Berufsbildung. Es trägt wesentlich zur Stärkung der Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsstaaten in diesem Bereich bei. SALTO könnte ich mir perspektivisch als eine Art CEDEFOP für die Unterstützung von Jugendarbeit in Europa vorstellen.

Wie könnte sich denn eine solche Entwicklung von SALTO gestalten?

Erst einmal sehe ich die immensen Anforderungen und politischen Erwartungen, die an das Programm Erasmus+, an europäische jugendpolitische Zusammenarbeit und - bitte das nicht zu vergessen - letztendlich an jeden Jugendarbeiter und jede Jugendarbeiterin gestellt werden: Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, Bekämpfung der Radikalisierung Jugendlicher, Förderung von Teilhabe, Inklusion und Diversität, mehr europäisches Bewusstsein bei jungen Menschen erzeugen, mehr Lernmobilität für mehr Jugendliche.

Das ist schon ganz schön ordentlich. Und eines dürfen wir nicht vergessen: Jugendarbeit in Europa sieht in den einzelnen Ländern ganz unterschiedlich aus. Demensprechend wachsen auch unsere Aufgaben.

Wichtig ist dabei, dass wir weiter als europäisches Netzwerk von Resource Centres agieren, denn das ist ein wesentliches Element unserer Kompetenz. Wir denken, planen und handeln konsequent europäisch. Ein Sache, die mir in diesem Zusammenhang besonders gefällt, ist der Aufbau einer virtuellen "Europäischen Akademie für Entwicklung von Jugendarbeit", die meines Erachtens die Aufgabe hätte, Aus-/Weiterbildung von Jugendarbeiter/-innen voranzutreiben, die Anerkennung von Jugendarbeit in Europa stärken zu helfen, die Verbindung zwischen formalem und nicht-formalem Lernen herzustellen, Ausbilder/-innen auszubilden, Wissen zu generieren, den Transfer von Wissen sicherzustellen und die Entwicklung von Netzwerken der Jugendarbeit auch außerhalb der EU voranzutreiben.

… also auch die systematische Professionalisierung von Youth Work. Wie sähe die Professionalisierung für die Aubilder von Fachkräften in der Jugendarbeit aus?

In den EU Mitgliedsstaaten gibt es hier wohl bisher keine anerkannte Ausbildung. Darum wurde im Rahmen der Europäischen Trainingsstrategie ein europäisches Kompetenzmodell entwickelt, welches zusammen mit einem wachsenden Portfolio an Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten die Professionalisierung von Ausbildern im Jugendbereich vorantreiben hilft.

Zusätzlich könnte nun ein weiteres qualitatives Tool zur Anerkennung der Kompetenzen entwickelt werden, ähnlich wie der Youthpass für Jugendliche, an dem der einzelne Ausbilder weiterwachsen kann, was wiederum Fortbildungsanbietern bei der Konzeption ihrer Angebote hilft.

Ist so viel Professionalisierung und Profilierung für die Jugendarbeit in Europa überhaupt gut?

Natürlich ist uns allen völlig klar, dass - ich nutze jetzt mal bewusst den englischen Ausdruck - youth work in Europa ein sehr heterogenes Feld ist, was aber gerade durch die im Vergleich zur formalen Bildung fehlenden eher starren Strukturen und Vorgaben deutlich mehr Innovationskraft entwickeln kann. Und das gilt insbesondere für die vielen Projekte, in denen Fachkräfte mit und für junge Menschen arbeiten, hier kann man vor einer "Formalisierung des Nicht-formalen" nur warnen.

Wenn es aber zu den Anforderungen an Fachkräfte kommt, qualitative Jugendarbeit anzubieten, dann wäre es, glaube ich, für alle von Vorteil, systematisch und nachhaltig die in Europa gemachten Erfahrungen in der Aus- und Fortbildung von Fachkräften zu sammeln, sortieren, aufzubereiten und für die weitere Professionalisierung zur Verfügung zu stellen.

(Das Interview führte Babette Pohle im Auftrag von JUGEND für Europa)

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Weitere Informationen

Alle Angebote von SALTO finden Sie unter: www.salto-youth.net

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