15.04.2015

EuroPeers in Estland - Ehrgeizige Pläne für die Zukunft

Die Europäisierung des EuroPeer-Netzwerks schreitet voran. So ist seit 2014 auch Estland mit dabei. JUGEND für Europa sprach mit Annika Teder. Die 27-jährige Estin arbeitet für die Archimedes-Stiftung in Tallinn, die für die Umsetzung von Erasmus+ zuständig ist. Sie hatte zuletzt auch am internationalen EuroPeer-Netzwerktreffen in Berlin teilgenommen.

JfE: Annika, wie gut sind die EuroPeers in Estland bereits aufgestellt?

Annika Teder: Wir stecken noch in den Kinderschuhen. Momentan gibt es etwa zehn EuroPeers in Estland, die Hälfte von ihnen hat schon eigene Aktivitäten auf den Weg gebracht. Es gab ein Gesamttreffen für alle Beteiligten und wir haben uns eine feste Struktur vorgenommen: Trainings und Jahrestreffen – wie in Deutschland. An ehrgeizigen Plänen für die Zukunft fehlt es jedenfalls nicht.

Wie genau wird das aussehen?

Zunächst mal sind wir in diesem Jahr noch Gastgeber für ein internationales EuroPeer-Training. Die Schulung wird im November stattfinden. Derzeit halten wir nach geeigneten Trainern Ausschau – einen aus Estland und einen aus einem anderen Land des Netzwerks. Wir hatten uns ja darauf geeinigt, dass jedes Land, das EuroPeers stellt, mindestens eine Schulung organisiert und so der europäische Trainerpool  immer größer wird.

Das Netzwerk soll also nachhaltiger werden?

Ganz genau. Wir erhoffen uns von dem Training im November auch eine große Sogwirkung für die eigenen EuroPeers. Schließlich haben wir auf diesem Weg die Möglichkeit, deutlich mehr junge Leute für unsere Zwecke zu begeistern und einzuladen als das bei einer Veranstaltung in einem anderen Land der Fall wäre.

Ich wünsche mir, dass wir Ende des Jahres schon über einen deutlich größeren EuroPeer-Pool verfügen werden – mit möglichst konkreten Ideen für die Zukunft. Das Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION bietet für die Rekrutierung der EuroPeers jedenfalls hervorragende Bedingungen. Wer selbst mal an einem Projekt teilgenommen hat, weiß am besten, worauf es am Ende ankommt.

Was macht das Besondere der EuroPeers für Dich aus?

Ich kenne niemanden, der leidenschaftlicher über seine Mobilitätserfahrungen im Ausland berichten kann als eben diese EuroPeers. Man sieht den meisten die Begeisterung regelrecht an. Da ist dieses Funkeln im Auge, der Wille und die Bereitschaft, anderen Gleichgesinnten zu ähnlichen Erfahrungen in Europa zu verhelfen. Das ist schon toll. Und ich bin auch eine große Verfechterin des peer-to-peer-Ansatzes. Dieses Konzept ist einfach stimmig.

Mit welchem Gefühl oder welcher Erkenntnis bist Du denn vom Netzwerktreffen in Berlin abgereist?

Mir ist noch einmal klar geworden, wie sehr die Europäische Kommission an die Europäisierung des EuroPeer-Projekts glaubt und sich offenbar Gedanken macht, wie sie diese Entwicklung am besten unterstützen kann. Das ist schon eine große Chance für die EuroPeers.

Gibt es dann überhaupt noch Stolpersteine? Wo liegen aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen, um ein internationales EuroPeer-Netzwerk aufzubauen?

Wir müssen uns immer wieder fragen: Was sind unsere Kernbotschaften? Was macht die Identität dieses Netzwerks aus? Ist es für junge Leute in jedem Land gleich verständlich und attraktiv?

Ich denke nicht, dass wir da eines Tages europaweit zu einem 100-prozentig deckungsgleichen Ergebnis kommen werden. Das ist aber vielleicht auch gar nicht nötig. Wichtig sind jedoch die regelmäßigen Treffen wie zuletzt in Berlin. EuroPeers müssen eine Möglichkeit haben, sich real kennenzulernen. Für die weiteren Planungen hilft dann das Internet.

Welchen Stellenwert spielt das ehrenamtliche Engagement eigentlich in Estland?

Da gibt es schon noch deutlich Luft nach oben – sowohl auf der Handlungs- als auch der Mentalitätsebene. Andererseits belegen Forschungen, dass etwa jeder dritte Este während seines gesamten Lebens einmal eine "Freiwilligen-Erfahrung" gemacht hat. Das ist eigentlich gar nicht so wenig.

Das Problem ist nur, dass diese einmalige Erfahrung oft schnell wieder verpufft. Insofern also könnten die EuroPeers bei uns – wenn das Netzwerk tatsächlich mal auf eine nennenswerte Zahl angewachsen ist – eine ganze Menge bewirken.

(Das Interview führte Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa.)

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Link zur estnischen Nationalagentur...

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