09.02.2015

Von der Planung bis zur Durchführung: Eine Jugendbegegnung nicht nur machen, sondern sie nutzen

Wie organisiere ich eigentlich eine Jugendbegegnung? Wie finde ich geeignete Partner? Wie stelle ich einen Antrag? Und was muss ich bei der Durchführung beachten? Um diese Fragen ging es beim internationalen BiTriMulti-Training in Bonn. Dreißig überwiegend junge Menschen kamen zusammen, um den Planungsprozess einer Jugendbegegnung von Anfang bis Ende zu simulieren.

Maria aus Estland sitzt auf dem Boden und malt das Programm für eine zehntägige Jugendbegegnung auf: "Sport verbindet" steht darüber. "Es wäre doch schön, wenn jeder jede Sportart einmal ausprobieren könnte", überlegt sie mit ihren Kollegen aus Deutschland, Frankreich und Polen und verteilt Klebezettel mit Programmpunkten auf dem Plan.

"Wir müssten jedoch auf körperliche Einschränkungen achten, oder dass jemand vielleicht nicht schwimmen kann", gibt Tatjana aus Saarbrücken zu bedenken. "Und die Reflektion dürfen wir nicht vergessen. Es wäre gut, wenn die jeden Tag vor dem Abendessen stattfinden könnte", sagt Jakub aus Polen.

Die kleine Gruppe bereitet die fiktive Antragstellung ihrer Jugendbegegnung über das Programm Erasmus+ vor. "Es ist zwar nur eine Simulation, aber man denkt automatisch an die Leute in der eigenen Organisation, wie sie reagieren und ob sie diese oder jene Entscheidung befürworten würden“, erklärt Tatjana, die als Sozialarbeiterin arbeitet.

Nebenan entwickeln Leanne, Judith und Maria einen Austausch mit Jugendlichen aus Irland, Deutschland und Spanien im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. In dem Acht-Tages-Programm steht "intercultural learning" im Mittelpunkt. Von Orientierungsläufen über Filmabende und Schatzsuchen im Wald soll alles dabei sein. Die Gruppe will zeigen, dass es nie den einen perfekten Weg gibt, sondern immer verschiedene Optionen, die zum Ziel führen können.

Teamarbeit ist das A und O

Für das BiTriMulti-Training sind die dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Bonn gereist, um den Prozess der Vorbereitung und Antragstellung einer Jugendbegegnung im Rahmen von Erasmus+ zu durchlaufen. Trainerin Evi Koutsospirou ist zufrieden: "Das hier ist eine sehr interessierte und konzentrierte Gruppe mit Leuten, die schon sehr genau wissen, warum sie hier sind. Und dass, obwohl alle von ihnen Neulinge im Bereich 'Jugendbegegnungen' sind."

Manche von ihnen haben selbst schon einmal an einem Austausch teilgenommen, aber keiner hat bislang einen organisiert. Im Training lernen sie, wie sie neue Partner finden, wie sie mit ihnen verhandeln und sich untereinander austauschen können und wie sie unter Zeitdruck einen Antrag entwickeln. Zu allen Punkten geben die Trainer Feedback.

­"Mich hat überrascht, wie viel wir im Team entwickelt haben und wie wir uns trotz sehr unterschiedlicher Standpunkte einigen konnten", sagt Andria aus Zypern. "Mir ist klar geworden, dass jede einzelne Entscheidung im Team besprochen werden muss, auch wenn sie noch so klein ist", sagt Leanne aus Irland. Trainer Jo Claeys gibt zu bedenken, dass man alleine zwar schneller voran-, aber nur zusammen weiterkommt: "Ihr müsst mit euren Partnern nicht unbedingt befreundet sein, aber wenn doch, hilft es enorm."

Wie schreibe ich einen Antrag?

Vor dem Projekt steht die Antragstellung. Und dieser Prozess ist durchaus anspruchsvoll. In Ländergruppen zusammensitzend heißt die Aufgabe, innerhalb von zwei Stunden ein Antragsformular auszufüllen. Nur gemeinsam mit den Partnern, versteht sich. In vier Fünf-Minuten-Treffen können sich die Partner kurz austauschen. Dann aber geht es zurück an den Schreibtisch im eigenen Land, die Projektpartner sind "meilenweit" entfernt. Viel Druck lastet so auf einem. "Die Anträge waren aber allesamt von einer guten Qualität", konstatiert Trainerin Evi Koutsospirou. "Wenn die Gruppen jetzt noch die Tipps umsetzen, dann haben sie gute Chancen, eine Förderung zu bekommen."

Die Gruppe um Leanne, Judith und Maria soll noch klarer ihre Ziele in den Blick nehmen und genauer formulieren, was sie erreichen wollen. "Die Partner-Meetings waren für uns großartig und produktiv", sagt Judith. "Aber dann haben wir in der Bewerbung einfach nicht aufgeschrieben, was für uns sehr klar war, für Außenstehende aber nicht", ergänzt Leanne. Maria hatte den Antrag zum ersten Mal gesehen und fand die Zeit zu kurz, um präzise zu formulieren. In der Realität würde sich das kleine Team regelmäßig über moderne Kommunikationsmittel miteinander absprechen und die Bewerbung nicht auf die letzte Minute einreichen. Darin sind sich die drei einig.

Die Kunst, eine Jugendbegnung richtig zu nutzen

Welche Rolle nimmt der Organisator und Trainer eines Jugendaustauschs ein? Ist er mehr Guide oder mehr Coach? Leitet er also mehr, oder gibt er eher Hilfestellung, um eigene Prozesse bei den Teilnehmern anzustoßen?  Das will Trainer Jo Claeys wissen. Für Judith eine klare Sache: "Ich denke, es ist gut, wenn du als Trainer Verantwortung mit den Jugendlichen teilst. Somit nimmst du sie gleichzeitig in die Pflicht, Dinge zu managen. Es hilft nicht viel, jungen Leuten immer sagen zu wollen, was sie tun sollen."

Da stimmt ihr Claeys zu. In seinen Augen ist es ein Unterschied, ob man eine Jugendbegegnung macht oder eine Jugendbegegnung nutzt: "Wir können eine Jugendbegegnung unter anderem auch als Werkzeug nutzen, um den Jugendlichen  Kompetenzen im Projektmanagement zu vermitteln. Sie also befähigen, ebenfalls einen Austausch zu machen." Bereits wenn man Verantwortung über das Budget an die Teilnehmer weitergäbe, könnte man sehr erstaunliche Ergebnisse erzielen. Denn die die Jugendlichen fühlen sich ernst genommen.

Nur ermahnt er: "Wenn man Macht gibt, dann muss es wirklich Macht sein und nicht nur ein bisschen!"

(Lisa Brüßler für JUGEND für Europa, Foto@Lisa Brüssler)

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Jugendbegegnungen werden über die Leitaktion 1 des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION gefördert. Alles zur Antragstellung unter www.jugend-in-aktion.de...

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