09.06.2014

DJHT: So geht Zukunft!

Jugendpolitik wird jünger: Europaweite Projekte laufen immer mehr auch auf Kinderaugenhöhe ab.

Interkulturelle Begegnungen in Europa können Weltbilder verändern. Ehe sie mit Mädchen und Jungen unterschiedlicher Herkunftsländer arbeiten, erleben die Pädagogen einer Kinderbegegnung Aha-Effekte: Frankreichs „Tintin und Milou“ kennen deutsche Comicfans als „Tim und Struppi“. Beide Titel stehen auf Kärtchen, die deutsche und französische Teamleiter als Paare suchen – und finden. Bis einer bemerkt: „War Hergé, der Zeichner des Comics, nicht Belgier?“ Er war!

„Jeder Mensch hat sein eigenes Weltbild, erst recht auf europäischer Ebene, wenn die Sprachbarriere dazukommt“, sagt Christin Lübbert von der Arbeiterwohlfahrt. Ihr Verband organisiert die interkulturellen Programme für Kinder, gemeinsam mit dem Jugendverband Francas als Partner. Träger der Initiative ist das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW). Sechzehn Anträge wurden im laufenden Jahr gestellt, bisher zehn Kinderbegegnungen in beiden Ländern initiiert. Neun- bis Zwölfjährige nehmen an den Programmen teil.

„Indem man zwei Gruppen zusammenführt, entsteht nicht zwangsläufig ein Austausch“, weiß Christin Lübbert. Sie und ihre Kollegen treffen sich deshalb vorab, um sich über dieselben Grenzen auszutauschen, die auch die Kinder kennen. Europa frühstückt beispielsweise anders: „In Frankreich taucht man das Brot in den Kakao, einen Frühstücksteller brauchen wir nicht“, erzählt Lübberts französische Kollegin Mireille. Die Deutschen schmieren sich indes ihr Marmeladenbrot selten ohne Teller. Je spielerischer und weniger verbissen Interkulturalität vermittelt wird, desto erfolgreicher ist sie.

Der gute Ruf interkultureller Jugendprogramme hat ihre Träger ermutigt, auch jüngere Zielgruppen einzubeziehen. Das DFJW setzt seine ersten Angebote bereits für Kinder im Kita-Alter auf, genauso wir Tandem, das Koordinationsbüro für den deutsch-tschechische Jugendaustausch.

In gleichem Maße werden die Instrumente jugendpolitischer Arbeit europaweit vermehrt für Kinder gedacht. Der 15. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag macht deutlich: So geht Zukunft! Noch sind nicht alle Maßnahmen spruchreif oder ihre Umsetzung zieht sich, so beispielsweise im belgischen Zertifizierungsprogramm „Kinderfreundliche Kommune“, das nach Unicef-Vorbild Städten und Gemeinden in Flandern das Prädikat „kinderfreundlich“ verleiht. „Dafür genügt es nicht, mit Kindern Stadtratssitzungen zu simulieren“, warnt Kai van Nieuwenhove, Leiter der Kampagne. Kriterien trennscharf zu definieren, gestalte sich aber ähnlich schwierig wie die deren Einhaltung zu bewerten. Entsprechend haben von 304 interessierten Kommunen in Flandern gerade mal sieben die Plakette erhalten. Oder: Erhalten sie im November, „sobald die Tafeln gefertigt sind“. Kai van Nieuwenhoves Zukunftsvision hat jedoch Europa-Potential: „2015 planen wir einen Pool für Kinder- und Jugendhilfeträger, wissenschaftlicher Einrichtungen und Experten, die Städte bei der Umsetzung kinderfreundlicher Maßnahmen beraten und unterstützen.“

(Tanja M. Kasischke für JUGEND für Europa)

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